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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stirn und stand nach einem raschen Blick auf die Instrumente auf dem Armaturenbord auf. Ein Mann hatte die Fahrerkabine betreten.
    »Es tut mir leid, Sir«, begann McCennah, »aber das Betreten der Fah ...« McCennah brach verwirrt ab, als sein Blick an dem Fremden vorbei auf die Tür fiel. McCennah hatte sie hinter sich abgeschlossen, als er den Zug übernommen hatte.
    Jetzt war sie offen.
    Aber das Schloss war nicht mit einem Schlüssel geöffnet worden.
    Jemand hatte es schlicht und einfach aus der Tür gerissen, als bestünde sie nicht aus millimeterstarkem Blech, sondern aus Papier.
    »Was ...?«, machte er, wich automatisch einen Schritt zurück und schluckte mühsam. Der Fremde kam näher, warf das zusammengeknüllte Schloss, das er noch immer in der Rechten hielt, achtlos zu Boden und hob langsam die Hände.
    Es waren nicht die Hände eines Menschen ...
    McCennah erwachte endlich aus seiner Starre. Er wich im letzten Augenblick zurück, tauchte unter den zupackenden Klauen durch und versuchte, an dem Mann vorbei zur Tür zu gelangen.
    Er hatte nicht einmal die Spur einer Chance.
    Der Unheimliche packte ihn, riss ihn herum und schleuderte ihn so wuchtig gegen das Armaturenbrett, dass er hintenüberfiel und mit dem Kopf gegen die Frontscheibe prallte. Ein scharfer, stechender Schmerz raste durch McCennahs Schädel. Er stöhnte, hielt sich instinktiv an der Lehne seines Sitzes fest und versuchte verzweifelt, bei Bewusstsein zu bleiben.
    Der Fremde kam mit einem tapsigen, schwerfälligen Schritt auf ihn zu, packte ihn bei den Jackenaufschlägen und stieß ihn ein zweites Mal und noch wuchtiger gegen die Instrumententafel.
    McCennah brach in die Knie, hob in einer instinktiven Bewegung die Arme, um sein Gesicht zu schützen, und rang keuchend nach Luft. In seinem Rücken tobte ein heftiger Schmerz, und bei jedem Atemzug schien eine glühende Nadel in seine Lungen zu stechen. Wahrscheinlich hatte er sich eine Rippe gebrochen oder Schlimmeres.
    Der Fremde bückte sich, riss ihn vom Boden hoch und warf ihn auf seinen Sitz zurück.
    »Was - was wollen Sie von mir?«, keuchte McCennah mühsam. »Ich habe Ihnen nichts getan und ...«
    »Es wäre besser, wenn Sie keine Fragen stellen und tun würden, was er verlangt, McCennah«, sagte eine Stimme.
    McCennah hob mühsam den Kopf, blinzelte den Vorhang aus Blut und Tränen vor seinen Augen weg und fuhr halb aus dem Sitz hoch, als er die Gestalt erkannte, die hinter dem Unheimlichen in die Fahrerkabine getreten war. Sofort wurde er auf seinen Sitz zurückgestoßen.
    »Stone!«, keuchte er. »Was machen Sie hier?!«
    Stone machte eine ungeduldige Handbewegung. »Stellen Sie keine Fragen, McCennah«, sagte er hastig. »Dafür ist keine Zeit. Wenn Sie die nächsten fünf Minuten überleben wollen, dann tun Sie genau, was er von Ihnen verlangt.«
    McCennah schluckte mehrmals hintereinander und starrte abwechselnd von Stone zu dem Unbekannten. Das Gesicht des Fremden erschien ihm mit jeder Sekunde weniger menschlich. Es wirkte zu breit und zu grobschlächtig. Die Haut schien im trüben Licht der Fahrerkabine beinahe durchsichtig, und in den dunklen Augen lauerte ein Ausdruck so unbezähmbarer Wildheit, dass McCennah plötzlich den Wunsch verspürte, sich in einen Winkel seines Sitzes zu verkriechen.
    »Wer - wer ist das?«, fragte er stockend.
    Stone trat mit einem raschen Schritt an dem unheimlichen Fremden vorbei und beugte sich über die Steuerkonsole. »Fragen Sie jetzt nicht«, wiederholte er. »Ich werde es Ihnen später erklären - vielleicht.« Er sah McCennah ernst an und wechselte dann abrupt das Thema. »Ich traue mir zu, das Ding selbst zu lenken, McCennah, aber es ist sicherer, wenn Sie es tun.«
    McCennah nickte nach einem letzten, ängstlichen Blick zu der grobschlächtigen Gestalt neben sich und beugte sich dann gehorsam vor. »Was - soll ich tun?«
    »Sie fahren bis zur Markierung siebenunddreißig. Dort halten Sie an«, befahl Stone.
    McCennah sah verwirrt auf. »Anhalten?«, keuchte er. »Aber - das geht nicht. In fünf Minuten kommt der Folgezug, und wenn wir dann noch auf diesem Gleis stehen, geschieht eine Katastrophe.«
    »Wir werden dann nicht mehr hier sein«, antwortete Stone. »Und jetzt beeilen Sie sich!«
    McCennah zögerte einen Moment, sah Stone unsicher an und schüttelte dann den Kopf. »Nein«, sagte er. »Das tue ich nicht. Sie sind wahnsinnig. In dem Zug sind mindestens zweihundert Menschen, und ...«
    Das Lächeln auf Stones Gesicht gefror.

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