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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bei mir angerufen und sich über Sie beschwert.«
    »Über mich?« Raven bemühte sich, seiner Stimme einen möglichst erstaunten Klang zu geben.
    »Genau«, fuhr Card fort. »Ich dachte, ich hätte Ihnen unmissverständlich klargemacht, dass Sie sich nicht in meine Ermittlungen einmischen sollen.«
    »Ich habe nicht vor, mich einzumischen, Inspektor. Aber mit diesem Candley stimmt etwas nicht. Er war ein bisschen zu eifrig darum bemüht, mich davon zu überzeugen, dass sein Cousin verrückt war und alles ganz harmlos ist. Übrigens hat er mir Geld angeboten, damit ich aufhöre herumzuschnüffeln.«
    Das sekundenlange Schweigen am anderen Ende der Verbindung sagte ihm, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
    »Er hat Ihnen - Geld angeboten?«, fragte Card nach einer Weile.
    »Ja. Fünfhundert Pfund. Das ist ziemlich viel dafür, dass ich aufhöre, ihm unbequeme Fragen zu stellen, meinen Sie nicht auch?«
    »Es soll Menschen geben, denen ihre Ruhe noch mehr wert ist«, sagte Card ohne große Überzeugung.
    »Ich glaube eher, dass er etwas zu verbergen hat«, beharrte Raven.
    »Und was könnte das Ihrer Meinung nach sein?«
    »Keine Ahnung. Aber ich muss immer wieder an die Geschichte denken, die Pendrose mir erzählt hat. Wissen Sie, Candley war ziemlich sicher, dass ihm nichts passieren würde. Und nach dem, was mir Pendrose erzählt hat, gibt es für Candley nur eine Möglichkeit, mit dem Leben davonzukommen.«
    Card atmete hörbar aus. »Fangen Sie schon wieder mit dem Blödsinn an?«, zischte er. »Ich weiß langsam nicht mehr, wer nun verrückt ist - Sie oder Pendrose.«
    »Er hat ein Mädchen bei sich«, sagte Raven ruhig.
    »Ein Mädchen?«
    »Ja. Als ich mit dem Aufzug heruntergefahren war, traf ich sie. Und er gibt sich ziemliche Mühe, ihre Anwesenheit geheim zu halten.«
    »Es ist sein gutes Recht, Besuch zu haben«, grollte Card. »Zum letzten Mal, Raven: Lassen Sie die Finger davon! Wenn Sie nicht aufhören, sich in meine Arbeit zu mischen und harmlose Bürger zu belästigen, schiebe ich Ihren Wagen höchstpersönlich unter ein Halteverbotsschild und lasse Sie verhaften.«
    Raven musste trotz des Ernstes der Situation grinsen. »Sie sollten ihn auf jeden Fall im Auge behalten.«
    »Was ich soll und nicht soll, ist meine Sache, Raven!«, schrie Card plötzlich. »Ich hoffe, wir haben uns jetzt endgültig verstanden. Lassen Sie die Finger von der Sache! Guten Tag!«
    Damit schepperte es heftig in der Leitung. Card hatte den Hörer aufgeknallt.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Janice.
    »Oh, das Übliche. Ich habe dir ja von ihm erzählt.« Raven verzog abfällig die Lippen. »Ein unangenehmer Mensch.« Er legte den Hörer auf, schaltete den automatischen Anrufbeantworter ein und ließ sich in einen Sessel fallen. »Zieh dir schon mal was Hübsches an, wenn wir nachher ins Theater wollen.«
    »Aber es ist noch nicht einmal vier!«, protestierte Janice. »Und die Vorstellung beginnt um acht.«
    Raven grinste. »Willst du mir weismachen, du bräuchtest weniger als drei Stunden, um dich fertig zu machen?«
    Janice verzog das Gesicht, schenkte ihm einen Blick, der einen Eisberg hätte zerschmelzen können, und rauschte beleidigt ab.
    Raven ließ sich aufatmend zurücksinken. Natürlich würde sie keine drei Stunden brauchen, um ein Kleid anzuziehen und sich zu schminken. Janice gehörte gottlob nicht zu den Frauen, die zwei Drittel ihres Lebens vor dem Spiegel verbrachten, wenn man sie ließ. Aber er hatte einen Vorwand gebraucht, um allein zu sein.
    Er musste nachdenken.
    Es kam selten vor, dass er wirklich gefährliche Fälle übernahm; Aufträge, die mit Mord und Totschlag und wilden Verfolgungsjagden zu tun hatten, übernahmen Privatdetektive nur im Film. Er beschäftigte sich meistens damit, untreuen Ehepartnern nachzustellen, eine verschollene Erbtante aufzuspüren oder herauszufinden, wer im Büro seines Klienten lange Finger machte. Und er hatte noch nie einen dermaßen verworrenen Fall übernommen wie diesen.
    Der einzige Mensch, der ihm hätte weiterhelfen können, war tot. Mit der Hilfe der Polizei brauchte er wohl kaum zu rechnen - im Gegenteil. Es würde Card sicher ein Vergnügen sein, ihn bei der kleinsten Unregelmäßigkeit einzusperren.
    Die einzige Spur, die er hatte, war Candley. Candley, der halb wahnsinnig vor Angst war, der irgendetwas zu verbergen hatte und vielleicht schon in den nächsten Stunden zum Mörder werden würde.
    Und das Buch. Er hatte den kurzen Abschnitt über den Alten vom

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