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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gearbeitet, ehe er auf die kleine Bucht bei Morpath gestoßen war. Er hatte das Boot gemietet, die Ausrüstung gekauft und sogar ein paar einheimische Taucher gefunden, die verrückt genug waren, in diesen Kessel aus kochendem Wasser und unberechenbaren Strömungen hinabzusteigen und den Schlamm am Meeresboden nach einem Stück Eisen abzusuchen, das gar nicht existierte.
    Und trotzdem fühlte sich Lance schuldig. Sein Vater würde das Unternehmen abbrechen müssen, wenn er die Männer nicht dazu überreden konnte, ohne Lohn weiterzuarbeiten.
    Aber vielleicht, überlegte Lance, war dies die beste Lösung. Vielleicht war es besser, wenn der alte Mann ihm die Schuld am Scheitern seines Traums gab, als wenn er bis zum bitteren Ende weitermachte und schließlich einsehen musste, dass er einem Phantom nachgejagt war. Excalibur existierte nicht. Es hatte niemals existiert.
    Ja, dachte Lance, vielleicht war es besser so. So blieb dem alten Mann wenigstens sein Traum.
    Aber er konnte sich des unguten Gefühles nicht erwehren, dass er diesen Gedanken nur vorschob, um sein Gewissen zu beruhigen.
    Er musste dreimal klopfen, ehe die Klappe in der wuchtigen Holztür, hinter der sich der »Four Roses Club«, verbarg, geöffnet wurde. Ein Paar dunkler, geröteter Augen starrte Lance mit unverhohlenem Misstrauen an.
    »Was gibt's?«
    »Ist Thompson da?«, fragte Lance.
    »Um diese Zeit? Ich glaube, Sie wissen nicht, wie spät es ist, Mann«, knurrte der andere.
    »Mr. Thompson erwartet mich«, gab Lance zurück. »Ich - ich bringe ihm etwas, worauf er schon dringend wartet.«
    Der andere überlegte eine Weile, dann wurde die Klappe zugeworfen, und Lance hörte ihn drinnen mit dem Schlüssel hantieren. Der »Four Roses Club« öffnete erst kurz vor Mitternacht, wenn die meisten anderen Pubs und Lokale bereits ihre Pforten schlossen. Lance hatte viele schlaflose Nächte hier verbracht. Aber er hatte noch nie ein so ungutes Gefühl gehabt, wenn er die schummerig erleuchteten Räume betrat.
    Gedämpfte Musik drang durch den schweren Vorhang aus imitiertem Samt, der den Vorraum vom eigentlichen Club trennte. Über der Tür brannte eine rote Lampe, und durch die Klänge der Musik konnte er das Klirren von Gläsern und leises Lachen hören.
    Der Türwächter trat beiseite, als Lance den Club betreten hatte, und griff nach dem Telefon. »Ich sage Mr. Thompson Bescheid, dass Sie da sind«, knurrte er. Er war klein, aber ungeheuer stämmig. Sein Gesicht wirkte brutal und hart, und die Hände, mit denen er jetzt nach dem Telefon griff und ungeschickt eine Nummer wählte, sahen ganz so aus, als könnte er damit ohne Mühe Kokosnüsse zerbrechen. »Wie ist Ihr Name?«
    »Sagen Sie Mr. Thompson, dass Lance da ist. Ich gehe schon hinauf. Ich kenne den Weg.« Lance schlug den Vorhang beiseite und betrat den Schankraum, während der Miniatur-Herkules hinter ihm mit gesenkter Stimme in das Telefon sprach.
    Es waren nicht sonderlich viele Gäste da. Drei, vier schon ziemlich angeheiterte Männer in billigen Straßenanzügen lümmelten an der Theke herum, und an einem der Tische saß ein schon etwas ältliches Liebespaar. Lance nickte dem Barkeeper flüchtig zu und steuerte dann mit raschen Schritten die Treppe am hinteren Ende des weitläufigen Raumes an.
    Thompson erwartete ihn in seinem Büro. Lance spürte, wie sein Herz zu rasen begann, als er die Tür hinter sich zuschob. Der Raum war nur spärlich beleuchtet. Rechts und links des Schreibtisches erkannte Lance zwei hochgewachsene, dunkelhaarige Männer - Rouwland und Cowley, zwei von Thompsons Schlägern. Lance versenkte die Hände in den Jackentaschen, damit Thompson nicht sehen konnte, wie stark seine Finger zitterten.
    »Schön, dass du doch noch gekommen bist«, sagte Thompson. »Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben. Wir waren für gestern verabredet, nicht wahr?«
    Lance lächelte unsicher. Thompsons Gesicht blieb vollkommen unbewegt, aber Lance wusste, dass der Gangster auch noch so unbeteiligt aussehen würde, wenn man vor seinen Augen einen Menschen erschoss.
    »Es - es ging nicht schneller, Mr. Thompson«, begann er unsicher. »Ich ...«
    »Hast du das Geld?«, fragte Thompson hart. Lance bemerkte, wie sich die Gestalten der beiden Killer unmerklich strafften. Plötzlich war er sich gar nicht mehr so sicher, dass es richtig gewesen war hierherzukommen. Thompson hatte schon Leute wegen viel geringerer Beträge fertigmachen lassen.
    Er nickte, griff mit zitternden Händen in seine

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