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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Tür gähnte ein ausgezacktes, rußiges Einschussloch.
    Und unter dem Fenster lag ein Toter.
    Raven zerbiss einen Fluch auf den Lippen, eilte durch den Raum und drehte den Mann auf den Rücken. Er brauchte ihn nicht zu untersuchen, um zu sehen, dass hier jede Hilfe zu spät kam.
    Ein leises, schmerzhaftes Stöhnen ließ Raven aufsehen.
    »Biggs ... verdammt«, murmelte er.
    Er sprang hoch, eilte durch das mit Trümmern und Glasscherben übersäte Zimmer zum Bett und beugte sich besorgt über den alten Mann.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte er. Es war eine dumme Frage, so ungefähr das Dämlichste, was er im Moment sagen konnte, aber Biggs schien die Worte gar nicht zu hören. Er öffnete den Mund und versuchte etwas zu sagen, aber alles, was er hervorbrachte, war ein mühsames, unverständliches Krächzen.
    Raven sah über die Schulter zur Tür. Die Schwester stand noch immer wie versteinert da und starrte auf den Toten unter dem Fenster.
    »Rufen Sie einen Arzt - schnell!«, befahl Raven. »Der Professor ist verletzt. Und die Polizei. Am besten, Sie verlangen direkt Inspektor Card.«
    Der Klang seiner Worte schien die Frau aus ihrer Erstarrung zu reißen. Sie senkte die Hände, nickte wortlos und fuhr herum. Raven hörte sie die Treppe hinunterpoltern.
    Biggs stöhnte erneut. Seine Hände tasteten über die Bettdecke und verkrallten sich in Ravens Arm. Er bewegte mühsam die Lippen.
    »... Buch«, verstand Raven.
    »Nicht reden, Professor«, sagte er leise. »Das strengt Sie zu sehr an. Der Arzt wird in wenigen Minuten hier sein.« Er betrachtete besorgt die Schusswunde in der Schulter des alten Mannes. Es schien sich um eine reine Fleischwunde zu handeln, aber Biggs hatte viel Blut verloren. Und sein Gesundheitszustand war vorher schon ernst gewesen.
    »Geben Sie ... Buch«, beharrte Biggs. »Wichtig ...«
    Raven begriff. »Welches Buch meinen Sie?«
    »Auf der ... Nachtkonsole«, stöhnte Biggs mühsam.
    Raven stand auf und ging zu dem Möbelstück hinüber. Auf dem niedrigen Eichentisch lagen mindestens ein Dutzend Bücher, aber er erkannte trotzdem den Band, den Biggs meinte. Es schien sich um ein uraltes, handgeschriebenes Buch zu handeln. Raven nahm es von dem Stapel herunter und war überrascht, wie schwer es war.
    »Dieses hier?«
    Biggs nickte. »Ja. Die Seite ist markiert. Schlagen Sie sie auf, bitte!« Seine Stimme klang jetzt fester, als raffe er noch einmal alle Kraft zusammen.
    Raven musterte ihn besorgt. »Sie sollten sich wirklich schonen, Professor.«
    Biggs schüttelte den Kopf. »Machen Sie sich keine Sorgen um mich, junger Mann. Es ist ... sowieso zu spät.«
    »Reden Sie keinen Unsinn!«
    »Doch. Ich - ich fühle es. Haben Sie die Seite?«
    »Ja.«
    »Gut. Sie müssen mir etwas versprechen. Sie - Sie müssen Lance finden. Er hat ... Excalibur zum Leben erweckt, etwas, das niemals hätte geschehen dürfen. Aber er - er trägt keine Schuld. Ich bin schuld. Ich habe gewusst, wie gefährlich das Schwert ist. Hören Sie genau zu, Raven. Ich habe nicht mehr viel Zeit. Sie müssen sich jedes Wort genau merken. Sie finden auf der Seite zwei Beschwörungsformeln. Die ... die untere bannt den Geist des Schwertes. Wenn Sie Lance gefunden haben, sagen Sie sie laut und deutlich auf. Excalibur wird dann ... in sein steinernes Grab zurücksinken. Aber Sie ... dürfen die Formeln nicht verwechseln, unter keinen Umständen.« Seine Stimme nahm einen beschwörenden Tonfall an. »Hören Sie, Raven, unter keinen Umständen! Die andere Formel kann ... unendliches Grauen heraufbeschwören. Merken Sie es sich! Die untere ist die richtige. Streichen Sie die andere ... durch! Und wenn Sie es geschafft haben, dann ... vernichten Sie das Buch. Es gibt nur dieses eine Exemplar, und es enthält Wissen ...«
    Seine Stimme wurde zunehmend schwächer, sank schließlich zu einem kaum hörbaren Flüstern herab. Raven beugte sich über das Bett und brachte sein Ohr dicht an die Lippen des Alten heran.
    »... Wissen, das die ganze Menschheit in Gefahr bringen kann, wenn es in falsche Hände gerät. Ich ... ich wusste von der Gefahr, aber ich habe mir eingebildet, mit ihr fertig werden zu können. Ich ... hätte es besser wissen müssen. Jetzt ist es zu spät.«
    Er seufzte, schloss die Augen und sank kraftlos zurück. Raven tastete hastig nach seinem Puls. Er war schwach, aber regelmäßig. Zumindest lebte Biggs noch.
    Ein Geräusch von der Tür her ließ ihn aufblicken. Die Schwester war zurückgekehrt. Sie war immer noch

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