Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Kaffee kochen, solange die Polizei noch nicht da ist«, sagte sie.
    »Gute Idee.«
    Raven wartete, bis sie in der Küche verschwunden war, dann erhob er sich ebenfalls und ging mit raschen Schritten nach oben. Es kostete ihn erhebliche Überwindung, noch einmal in das verwüstete Zimmer zu gehen, aber er musste Gewissheit haben.
    Die Lage des Toten war verändert. Wahrscheinlich hatte der Arzt ihn flüchtig untersucht, ehe er sich um Biggs gekümmert hatte. Raven öffnete das Jackett des Toten und durchsuchte hastig dessen Taschen. Aber natürlich waren keine Papiere da - nichts, das auf seinen Namen oder seine Auftraggeber schließen ließ. Aber das war auch kaum zu erwarten gewesen. Der Mann war ein Profi; er würde kaum so dumm sein, seinen Führerschein mitzunehmen, wenn er einen Mordauftrag auszuführen hatte.
    Raven stand auf und sah sich hilflos im Zimmer um. Der Raum war ein einziges Chaos. Hier irgendwelche Spuren zu finden, war so gut wie aussichtslos. Und trotzdem - wenn Lance hier gewesen war, musste er Spuren hinterlassen haben.
    Raven bückte sich erneut, durchsuchte den Scherbenhaufen unter dem Fenster und warf Teile von zerbrochenen Möbeln beiseite.
    Zwischen den scharfkantigen Überresten einer zerbrochenen Vase blinkte etwas silbern auf. Raven legte die Glassplitter mit spitzen Fingern beiseite, zog sein Taschentuch hervor und nahm den Gegenstand vorsichtig auf.
    Es war eine Injektionsnadel. Aber keine, wie sie der Notarzt oder vielleicht die Krankenschwester benutzen mochten - die Kanüle war dicker, und an ihrem hinteren Ende hing noch ein Stückchen eines abgerissenen Plastikschlauches. Solche Nadeln benutzte man in Krankenhäusern, um Patienten an Infusionsapparate anzuschließen.
    Raven drehte die Nadel einige Sekunden lang nachdenklich in den Händen, dann wickelte er sie vorsichtig in sein Taschentuch ein und ließ sie in der Jackentasche verschwinden. Die Nadel allein stellte natürlich noch keinen Beweis für seine Theorie dar - aber sie erhärtete sie.
    Er stand auf, ging zum Nachtschrank hinüber und nahm das Buch mit den angeblichen Beschwörungsformeln an sich. Er hatte jetzt Zeit, es genauer in Augenschein zu nehmen.
    Ravens Umgang mit Büchern beschränkte sich normalerweise auf den Fahrplan der Londoner Busse und das Telefonbuch. Aber selbst er erkannte, dass das Buch ungeheuer alt sein musste. Es war handgeschrieben, aus altem, brüchigem Pergament und in kunstvoll verziertes Schweinsleder gebunden, das im Laufe der Jahrhunderte so hart wie Stein geworden war.
    Raven klappte es an einer x-beliebigen Stelle auf und versuchte, die kleinen, gestochen scharfen Buchstaben zu entziffern.
    Aber es hätte genauso gut in Chinesisch geschrieben sein können. Der Klang der Worte kam Raven vage bekannt vor, aber das war auch alles. Wenn die Sprache, in der das Buch abgefasst war, Englisch sein sollte, dann ein so altes Englisch, dass es mit der modernen Sprache, die jetzt gesprochen wurde, rein gar nichts mehr gemein hatte.
    Er blätterte weiter. Das Buch enthielt nicht nur Worte, sondern auch eine Reihe verschlungener, kompliziert aussehender Zeichnungen und Diagramme. Irgendwie wirkten sie beunruhigend auf Raven. Er blätterte weiter, schlug schließlich die von Biggs bezeichnete Stelle auf und betrachtete nachdenklich die beiden Beschwörungsformeln. Es handelte sich um einfache, kurze Vierzeiler, deren Sinn ihm verschlossen blieb.
    Was hatte Biggs gesagt? »Wenn Sie die falsche Formel benutzen, beschwören Sie unendliches Grauen herauf. Streichen Sie sie durch oder reißen Sie die Seite heraus ...« So oder so ähnlich hatte Biggs sich ausgedrückt.
    Ravens Finger griffen instinktiv nach dem oberen Seitenrand, aber er zögerte. Das Buch musste ungeheuer kostbar sein - nicht nur vom rein materiellen Wert her gesehen. Er würde abwarten, ob Biggs seine Verletzungen überstand. Wenn der Professor dann immer noch darauf beharrte, den Band zu vernichten, konnte er es selbst tun. Es wäre Raven fast wie Gotteslästerung vorgekommen, eine solche Kostbarkeit ein für alle Mal zu zerstören.
    Vielleicht war es auch besser, wenn er Card vorerst nichts davon erzählte.
    Er verließ das Zimmer, ging in die Küche hinunter und half Betty, den Kaffee aufzubrühen.
    Von irgendwoher drang Licht. Trübes, gelbes, flackerndes Licht, das durch die Ritzen der morschen Brettertür sickerte und den feuchten Steinboden mit fahlgelber Helligkeit überzog. Dazwischen waren unregelmäßige Flecken tiefster

Weitere Kostenlose Bücher