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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sie ...«
    Der Rest des Satzes ging in einem entsetzten, vielstimmigen Aufschrei unter. In der Höhlenöffnung erschien eine riesige, grotesk verzerrte Gestalt. Zuerst hatte Charbadan den Eindruck, eine monströse Kreuzung zwischen Mensch und Ungeheuer zu erblicken. Das Ungeheuer war mehr als drei Meter groß: eine bizarre Kreatur mit dem Leib eines Pferdes, dem Oberkörper eines Menschen und dem gehörnten Schädel eines Stieres. Dann bewegte sich die Gestalt, und Charbadan sah, dass es sich um einen Reiter handelte.
    Einen Reiter ...?
    Charbadan schrie entsetzt auf, als er endlich die Wahrheit begriff.
    Das, was er dort sah, war nichts als ein Schatten! Ein gigantischer, körperloser Schatten, der reglos in der Höhlenöffnung stand und die Männer aus unsichtbaren Augen anstarrte.
    Sabid keuchte entsetzt. Plötzlich lag die MPi in seinen Händen, und der Lauf richtete sich drohend auf die schattenhafte Gestalt.
    »Die Schattenreiter!«, keuchte er. Seine Stimme glich eher einem hysterischen Krächzen. Die Worte waren kaum zu verstehen, und der Ausdruck in seinen Augen war der eines Wahnsinnigen.
    Charbadan schlug ihm die Waffe aus der Hand.
    »Niemand schießt ohne meinen ausdrücklichen Befehl!«, brüllte er. »Niemand!«
    Er fuhr herum und blickte wieder zu der Höhlenöffnung hinauf. Das Bild hatte sich abermals verändert. Neben dem Reiter war eine zweite Gestalt erschienen. Und noch während Charbadan versuchte, das fantastische Bild zu verarbeiten, materialisierte ein dritter Reiter. Er kam nicht etwa aus dem Hintergrund der Höhle oder aus einem Loch im Boden. Er erschien.
    Charbadan ächzte. Sein Verstand sagte ihm, dass das, was er da sah, vollkommen unmöglich war. Aber seine Augen signalisierten ihm das Gegenteil.
    Zuerst waren es nur treibende Schatten. Brodelnde schwarze Nebelfetzen, die neben den beiden Reitern in der Luft wogen, hin und her flossen und bizarre, umrisslose Formen bildeten. Dann, wie bei einem Fernsehbild, das man langsam einblendet, materialisierte der Reiter. Groß, wuchtig, drohend - eine perfekte Kopie der beiden anderen unheimlichen Gestalten.
    Charbadan wich Schritt für Schritt zurück. Neben den drei Reitern ballte sich das Nichts zu einer vierten Gestalt zusammen, dann zu einer fünften, sechsten. Schließlich, nach einer Ewigkeit, in der die Zeit erstarrt zu sein schien und nur noch das Hämmern seines eigenen Herzens und das unfassbare Grauen in Charbadans Denken Bestand hatten, standen zwölf gigantische schwarze Schatten in dem Höhleneingang.
    Einer der Männer verlor die Nerven und begann zu schießen.
    Charbadan wirbelte herum und trat dem Mann die Waffe aus der Hand. Aber seine Reaktion kam zu spät. Ein kurzer, abgehackter Feuerstoß peitschte zur Höhle hinauf, hämmerte in den Felsen und zerriss die Stille.
    Und dann brach die Hölle los. Charbadans gebrüllte Befehle gingen im Krachen und Hämmern der Schüsse unter, als die Männer wie auf ein geheimes Kommando hin das Feuer eröffneten. Die Felsen rings um den Höhleneingang schienen unter der Wucht des Feuerschlags zu zerbersten. Funken stoben auf, Querschläger heulten sirrend davon, Steinsplitter fetzten durch die Luft.
    Jemand warf eine Granate. Ein greller Blitz löschte das rote Höllenfeuer der Höhle aus. Schwarzer, fettiger Rauch versperrte für einen Augenblick die Sicht, und irgendwo neben dem Höhleneingang begann etwas zu brennen.
    Und inmitten dieses Chaos standen die Schattenreiter. Ungerührt, unverwundbar und drohend.
    Charbadans Verstand weigerte sich einfach, das Geschehen als wahr zu akzeptieren. Die Männer feuerten ununterbrochen aus ihren automatischen Waffen auf die Unheimlichen. Auf diese Entfernung konnten sie einfach nicht danebenschießen! Und doch standen die Unheimlichen seelenruhig inmitten dieser Hölle aus detonierenden Geschossen und splitterndem Fels.
    Für einen kurzen, schrecklichen Moment hatte Charbadan das Gefühl, dass der Blick der Dämonen direkt auf ihn gerichtet war.
    Und dann setzten sich die Reiter in Bewegung. Langsam, als hätten sie alle Zeit der Welt, lenkten sie ihre Tiere den abschüssigen Hang herunter und näherten sich den Soldaten.
    Charbadan erwachte aus seiner Erstarrung.
    »Rückzug!«, brüllte er mit vollem Stimmenaufwand. »Nichts wie weg hier!«
    Trotz des Höllenlärms schienen seine Worte verstanden worden zu sein. Die Männer stellten das Feuer ein, liefen zum Flussufer hinunter oder sprangen auf den Panzer, der sich schwerfällig in Bewegung

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