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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gekommen, um dich zu holen.«
    »Mich?«
    Statt einer direkten Antwort zog der Reiter seinen Säbel aus der Scheide. Die Klinge blitzte silbern im Mondlicht auf. Sie sah aus, als wäre sie frisch poliert worden. Das Blut der erschlagenen Soldaten hatte keine Spuren auf ihr hinterlassen.
    Der Reiter hob die Waffe, holte blitzschnell aus - und warf sie Charbadan vor die Füße.
    »Wir sind gekommen, um Rache zu üben«, dröhnte die Stimme.
    Charbadan starrte verständnislos auf den Säbel zu seinen Füßen. »Rache?«
    »Ein Sterblicher wie du hat es gewagt, einen von uns zu töten«, antwortete der Reiter. Seine Stimme bebte vor verhaltener Wut. »Ein Sterblicher hat den Bund der Dreizehn gebrochen! Und ein Sterblicher wird es sein, durch den wir Rache üben!«
    Charbadan wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Aber natürlich gab es keinen Ausweg. Die Schattenreiter bildeten mit ihren riesigen schwarzen Tieren einen schweigenden, undurchdringlichen Kreis um ihn herum.
    »Aber was - habe ich damit zu tun?«, fragte er stockend.
    Der Gigant lachte dröhnend. »Ich will dir ein Geheimnis verraten, Charbadan. Ein Geheimnis, das außer uns nur der Meister kennt und das nie ein Sterblicher erfahren darf!« Er beugte sich leicht im Sattel vor und musterte Charbadan. Seine Augen blitzten spöttisch auf, und das dunkle, schemenhaft erkennbare Gesicht verzog sich zu einem hässlichen Grinsen. »Der Bund der Dreizehn ist zerbrochen. Wir sind stark, solange wir dreizehn sind. Einzeln sind wir nichts. Aber gemeinsam sind wir unschlagbar! Du wirst es sein, der die magische Zahl wiederherstellt!«
    »Ich?«, fragte Charbadan verblüfft.
    »Du - oder ein anderer Sterblicher! Du hast die Wahl, Charbadan. Wir haben dich gewählt, weil wir deine Wünsche und Gedanken kennen. Du gehörst nicht in diese Zeit, Charbadan. Du bist viel zu spät geboren worden! Deine Zeit ist die unsere. Komm zu uns!«
    Charbadan stöhnte entsetzt auf. Das Ungeheuer sprach genau das aus, was er schon seit Jahren wusste. Er hatte schon lange gespürt, dass er irgendwie in der falschen Welt lebte. Dieses Hochgefühl, das ihn immer dann überkam, wenn er an die große Vergangenheit seines Landes dachte, diese Begeisterung, die ihn beim Anblick alter Bilder, geheimnisvoller Pergamente ergriff, diese an Euphorie grenzende Erregung, die immer dann von ihm Besitz nahm, wenn er an die großen Schlachten der Vergangenheit dachte, an Reiterheere, galoppierende Armeen, blitzende Säbel - er wusste, dass der Schattenreiter Recht hatte. Aber er hatte sich bisher immer geweigert, es zu glauben.
    »Ihr wollt, dass ich - einer von euch werde?«, fragte er stöhnend.
    Das Ungeheuer nickte. »Du hast die Wahl! Du kannst das Schicksal deiner Kameraden teilen« - der Schattenreiter wies mit einer Kopfbewegung auf die reglosen Leichen ringsum - »oder einer von uns werden. Wir bieten dir Macht, Charbadan. Macht über Leben und Tod. Macht und Unsterblichkeit!«
    Charbadan zögerte. Die Situation kam ihm plötzlich vollkommen unwirklich und verrückt vor. Er musste träumen. Das, was er hier erlebte, konnte einfach nicht wahr sein!
    »Du träumst nicht, Charbadan«, sagte der Schattenreiter eindringlich. »Dein Leben ist verwirkt. Es war in dem Augenblick verwirkt, in dem du uns gerufen hast. Aber du kannst zu uns kommen. Wähle!«
    »Ich ...«
    »Wähle!«, dröhnte die Stimme. Der Schattenreiter glitt mit einer schlangenhaften Bewegung aus dem Sattel, zog einen weiten Säbel unter seinem Umhang hervor und baute sich vor Charbadan auf. Mit dem riesigen, gehörnten Helm auf dem Kopf überragte er den kleinwüchsigen Iraki um fast einen Meter.
    Charbadan griff wie unter einem inneren Zwang nach dem Säbel zu seinen Füßen. Die Waffe fühlte sich schwer und kalt in seiner Hand an, aber auch vertraut und stark. Er spürte, wie der Griff in seiner Faust vibrierte, als warte die Waffe nur darauf, benutzt zu werden.
    Ein hässliches Lachen verzerrte die Gesichtszüge des Schattenreiters.
    »Ich wusste, dass du die richtige Wahl triffst«, sagte er.
    Dann griff er an.
    Charbadan parierte den ersten Schlag instinktiv. Die Klingen trafen Funken sprühend aufeinander, rutschten ab und schnitten mit hässlichem Pfeifen durch die Luft.
    Charbadan sprang zurück, duckte sich und hackte nach den Füßen des Angreifers. Der Schattenreiter sprang hoch, schlug Charbadans Säbel zur Seite und brachte ihn mit einem heimtückischen Tritt zu Fall.
    Charbadan rollte sich blitzschnell herum. Die

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