Raven (Shadow Force) (German Edition)
tagelang nicht mehr gesehen, sie hatte vielleicht die Lust an ihrem Spielzeug auf Zeit verloren. Frank hämmerte gegen die stählerne Tür, aber nichts. Kein Geräusch, keine Reaktion. War das eine neue Masche von Balakov? Wenn sie ihn wenigstens für einen Moment hier rauslassen würden. Einmal die Sonne sehen, den Wind auf der Haut spüren. Langsam rutschte er zu Boden, zog die Knie eng an seinen Körper und senkte den Kopf. Was nutzte es, wenn sein Körper sich erholte, sein Kopf aber nicht mitspielte. Er durfte jetzt verdammt noch mal nicht durchdrehen. Das Team und er waren auf schwierige Situationen wie diese vorbereitet worden. In der Theorie und bei einer Übung hatte er nie versagt. Aber die Stille, die Enge und diese Leere in seinem Kopf, all das war schlimmer als die Folter zuvor. Dabei hatte er wenigstens gefühlt, dass er noch lebte.
*
Mieses Timing. Verdammt mieses Timing. Raven fluchte unchristlich und schob Lianne schweren Herzens von sich. Er spürte die drohende Gefahr, noch bevor der Alarm anschlug. Tausend Gedanken kreisten gleichzeitig durch seinen Schädel. Wie zum Donner hatten sie sein Versteck finden können? Nicht einmal seine besten Freunde wussten über diesen Ort Bescheid. Lianne stand irritiert vor ihm. Glücklicherweise gelang es ihm, einen kühlen Kopf zu bewahren und die nächsten Schritte genau zu durchdenken. Es war wichtig, dass sie sich schnellstmöglich aus dem Gebäude begaben, damit Lianne nicht in Panik geriet. Daher musste er ihr Ruhe vermitteln und durfte sich nichts anmerken lassen.
„Hol dir eine Jacke aus dem Schrank, und in der Kommode rechts daneben müss t en noch kleinere Sportschuhe sein, die dir passen könnten. Vergiss den Rucksack mit den Medikamenten nicht. Sofort!“ Er klatschte auf ihren süßen Po und schob sie energisch aus dem Zimmer. „Beeil dich, wir bekommen unerwarteten Besuch!“
Lianne erbleichte augenblicklich, wurde hektisch und setzte sich wortlos in Bewegung . In diesem Moment meldete sich der installierte Alarm und zeigte an, dass man versuchte , an zwei Stellen in das Gebäude zu dringen.
Er war auf den Fall der Fälle vorbereitet und setzte sich an den PC, um die Abwehrsequenzen zu aktivieren. Dann verschickte er zwei vorgefertigte E-Mails , bevor er die Festplatte löschte. Vielleicht blieben ihnen nun noch ein paar Minuten, denn die Halle machte zwar einen baufälligen Eindruck, war aber verstärkt worden , mit Sicherheitsglas ausgestattet und würde einem ersten Ansturm standhalten. Einige Waffen und andere nützliche Gegenstände, Geld, Papiere sowie ein paar persönliche Dinge nahm er an sich. Viel war es nicht, was er mitnehmen konnte, aber er besaß ohnehin nicht viel. Schade war es allerdings um den Thunderbird und seinen kleinen Range Rover. Wenn er allein gewesen wäre, hätte er vielleicht versucht , die Gegner anzugreifen und direkt fertigzumachen. Oder sich den Weg freizuschießen und wenigstens seinen Oldtimer zu retten. Allein für die Restaurierung hatte er Monate gebraucht und seine gesamte Freizeit investiert. Den Wagen zu finden und wirklich an sich zu bringen, hatte noch länger gedauert . Alles für die Katz. Eher noch für die Flammen. Nach einem letzten Blick in sein Büro eilte er durch die Lounge, stieg in ein paar feste Stiefel und nahm eine Lederjacke von der Garderobe. Dann ging er in die Küche und nahm sich einen Apfel, in den er hineinbiss. In der Ruhe lag die Kraft. Vitamine konnten in seinem Zustand nicht schaden. Die Angreifer würden nicht schnell vorankommen, denn er hatte einige Überraschungen für sie vorbereitet. Einen Moment später tauchte Lianne auf und wäre beinahe gegen ihn geprallt, als sie im Laufschritt um die Ecke bog. Auf ihrem Gesicht hatten sich hektische Flecken gebildet und er spürte, dass sie Angst hatte. Wie schon bei der Flucht aus dem Krankenhaus presste sie eine alte, abgegriffene Ledertasche an sich, als sei sie ihr persönlicher Schutzschild. Das war es. Die Tasche! Schnell nahm er ihr die Tasche ab und schüttelte den Inhalt auf den hölzernen Tisch, an dem sie zuvor noch gegessen hatten.
„Was soll das?“ Ihre Stimme war etwas höher als üblich.
Raven antwortete nicht, sondern suchte in dem Gewirr aus nötigen und unnötigen Utensilien nach einem versteckten Sender. Unfassbar, was sich alles in einer einzigen Handtasche verbergen konnte. Es fanden sich Lippenstifte, Spiegel, Kamm, Tabletten, Kugelschreiber, Zahnseide, Tampons, Kajalstift, ein Taschenmesser,
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