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Raven (Shadow Force) (German Edition)

Raven (Shadow Force) (German Edition)

Titel: Raven (Shadow Force) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Mertz
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nicht vergleichen. Wir müssen jetzt los. Hinten raus. Dort ist mein geheimer Notausgang.“ Er zwinkerte ihr betont munter zu und griff nach ihrer Hand. „Ein Agent muss immer einen Plan B haben.“
    Sein Plan B bestand aus einer kleinen Luke, die in einem der riesigen, weiß lackierten Einbauwandschränke verborgen war und nicht weiter auffiel. Eine Rutschstange führte nach unten und in einen Gang, der unterirdisch bis in einen Schuppen führte, in dem er ein weiteres Fahrzeug geparkt hatte. Wenn sie wirklich bis in seine Wohnung vordrangen, würde hier alles in die Luft fliegen.
    Aus der Halle drang ein Riesenspektakel zu ihnen. Die Selbstschussanlagen lösten sich und feuerten auf die Eindringlinge, weitere Sensoren würden alsbald Sprengladungen aktivieren. Dazu hatte er einige Tretminen verteilt. Sein schönes Zuhause würde in die Luft fliegen, aber die Kerle würden ihr blaues Wunder erleben. Nichts war für immer, das hatte er in seinem Leben früh und oft genug festgestellt. Ein paar Stunden mehr Ruhe mit Lianne. Das hätte er sich gewünscht. Aber Wünsche und Träume waren Schäume, sie verpufften und nichts blieb.
    „Ist das dein Empfang für die … Gäste?“ Ein wuchtiger Knall, der wie tiefer, unheilvoller Donner durch das Gemäuer grollte, verstärkte ihre Reaktion.
    „Truthahn war aus.“
    „In deiner Gegenwart scheint es jedenfalls nie langweilig zu werden.“ Sie schenkte ihm ein leicht angestrengtes Lächeln, das bei der nächsten Explosion jedoch augenblicklich verschwand.
    Die Einschläge kamen näher. Raven schob sie voran.
    „Da soll ich runter?“ Lianne blickte skeptisch auf die Stange und in das schwarze Loch, das sich vor ihr auftat. „Ich kann nicht einmal den Boden erkennen.“
    „Mach es einfach wie Bridget Jones im Film. Nur ohne Minirock.“
    „Das ist nicht lustig.“
    „Es sind nur ein paar Meter. Du schaffst das.“
    „Okay. Wenn es denn sein muss.“ Mit einem tiefen Seufzer warf sie die Tasche über ihre Schultern, klammerte sich an die Stange und rutschte hinab, ohne weiter zu murren oder zu zögern.
    Raven folgte ihr beinahe lautlos. Bevor er sich in die Dunkelheit hinabließ, schloss er die Klappe zum Schrank hinter sich.  
     
    *

Liannes Aufprall auf dem harten Boden war unsanft. Die Luft feucht und stickig, beinahe zum Schneiden. Wenigstens konnte sie gerade stehen und überlegen , ob es hier unten Ratten, Spinnen und vielleicht sogar Fledermäuse gab. Irgendwo plätscherte Wasser. Gruselig war es hier. Wie in einer Gruft. Noch bevor sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnen konnten, war Raven neben ihr, nahm sie in den Arm und führte sie in einen engen, feucht-kalten Gang. Mit ihm an ihrer Seite fühlte sie sich sicherer. Das Licht einer Taschenlampe machte ihnen den Weg leichter, es ging kurz bergauf und dann machte der Gang einen Schlenker nach rechts. Sie hasteten in geduckter Haltung gut zwanzig Meter, bis sie an einer steilen Stahltreppe ankamen, die nach oben führte. Sie folgte Raven und versuchte, das Zittern ihrer Extremitäten in den Griff zu bekommen und ihren Atem zu beruhigen. Hatte sie ihr Leben nicht phasenweise als zu langweilig und normal empfunden? Jetzt war sie Protagonistin in einem fetten Abenteuer mit allem Drum und Dran. Das war aufregend, wenn auch ungewohnt. Adrenalin pur. War es möglich, dass sich ein Mensch an Gefahr gewöhnen konnte? Dass die Gefahr ihr regelrecht einen K ick versetz te? Die Lautstärke der Explosionen hatte anscheinend abgenommen, doch der Boden um sie herum bebte so bedenklich, dass sie im Eiltempo die glatten Stufen emporschnellte.
    Bloß raus aus diesem Loch und hin zum Licht. Licht versprach Wärme und Rettung.
    Während ihr Atem rasselte, bewegte sich Raven mit der selbstver ständlichen Geschmeidigkeit, Kraft und Grazie eines anmutigen Schnee leoparden. All das, obwohl er von dem schweren Fieber und anderen Torturen gezeichnet war. Sie waren mittlerweile in einer Art Bretterverschlag angekommen, vielleicht einem einfachen Lagerraum, in dem sich ein großes, dunkles Fahrzeug befand.  
    „Steig ein“, rief er ihr zu, als eine gewaltige Explosion den Verschlag erschütterte und sie sekundenlang wie zu einer Salzsäule erstarren ließ.
    Es fühlte sich an wie ein Erdbeben. Ein Inferno. Das Ende der Welt.
    Mit einem Krachen löste sich etwas im Gebälk und Staub rieselte auf sie herab . Raven sprang mit einem Riesensatz auf sie zu und nahm sie beschützend in den Arm, als sich einige Bretter aus der

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