Raven (Shadow Force) (German Edition)
auf diesem Gebiet definitiv ein Genie und mit einer guten Portion krimineller Energie bestückt. Sie verstand, warum Raven gerade ihn gewählt hatte. Guerrero war ein gewiefter Profi.
„Das ist wie mit Banken und Einbrechern“, hatte Guerrero ihr erklärt. „Sie besuchen Geldinstitute meist nachts. Gut ausgerüstet mit entsprechendem Werkzeug suchen sie die Schwachstellen des Gebäudes. Eine umfassende Risiko- und Schwachstellenanalyse der Banken im Vorfeld deckt die sicherheitsrelevanten Bereiche auf.“
„Und du hast die Dillinger Daten … gestohlen?“ Lianne blickte interessiert auf den Bildschirm, auf dem unterschiedliche Pläne und Skizzen zu sehen waren. An diesem Ort würde sich Frank befinden. Sie fühlte, dass sie richtig lagen.
„Sagen wir lieber ... geliehen.“ Er grinste feist und biss in eine klebrige Mohnschnecke. „Ziel einer wirksamen Einbruchmeldetechnik ist, frühzeitig den Einbruchversuch zu detektieren und Alarm zu melden. Vor dem Hintergrund spielt eine entscheidende Rolle, spezialisierte Melder an den sicherheitsrelevanten Schwachstellen , wie zum Beispiel Fenster und Türen , zu platzieren. Über Melde-Sensoren werden so frühzeitig Alarmauslöser wie Aufbruch, Bewegung und Glasbruch bis hin zu Erschütterungen detektiert. Der eingehende Alarm wird an eine aufgeschaltete Zentrale weitergeleitet und entsprechende Maßnahmen zur Intervention eingeleitet. Moderne Videoüber wachung und Videoanalysesysteme ermöglichen zudem Rückschlüsse auf erwünschte oder unerwünschte Ereignisse vor Ort.“
„Und das kommt uns nun zu Hilfe“, vervollständigte Lianne. „Diese Pläne zeigen, wo und vor allem was installiert wurde.“
„Genau. Wir wissen jetzt, worauf wir achten müssen. Außerdem habe ich mich in die örtliche Stromversorgung gehackt und werde ihnen beizeiten das Licht abdrehen.“
„Und die Notstromaggregate? Haben große Firmen nicht so etwas?“
„Sie haben. Aber dann werden die Jungs schon auf dem Gelände sein. Wenn alles nach Plan läuft. Wir haben nur ein kleines Zeitfenster.“
Lianne hatte sich nach diesem Gespräch jedoch vorgenommen, in der Zukunft weniger sorglos im World Wide Web zu surfen und ihre eigenen Aktivitäten im Internet zu beschränken. Sie hatte sich viel zu wenige Gedanken gemacht und ahnte, wie durchsichtig und berechenbar die Menschen durch die Cyberwelt geworden waren.
Am dritten Tag war auch Raven wieder so weit, dass er an den Planungen und Vorbereitungen teilhaben konnte. Sie begegneten sich in dieser Zeit eher sachlich distanziert und waren auf das große Ziel fokussiert, obwohl Lianne seine Nähe und seine Berührungen vermisste. Sie durfte jetzt nicht egoistisch sein und die anderen ablenken. Mindestens einmal am Tag musste Raven sowieso pausieren und erhielt seine Infusion. Eine Zeit, die er mit Zähneknirschen ertrug , und in der er sich , wie ein angeschossener Wolf , von ihr und den anderen zurückzog. Sie hatten gestritten, denn Lianne beharrte darauf, an der Rettungsaktion unmittelbar teilzunehmen. Das war ein Standpunkt, den Raven keinesfalls teilte. Wahrscheinlich wollte er sie lieber in Watte packen oder in einer versiegelten Kiste nach Timbuktu verfrachten, doch sie hatte sich fest vorgenommen, in diesem Punkt nicht nachzugeben. Und wenn sich dieser sture Schotte auf den kantigen Kopf stellen würde. Selbst Buzz meinte, dass sie dem Team vor Ort durch ihre mentale Verbindung zu Frank eine Hilfe sein würde. So hatte Lianne wenigstens eine Verbündete. In der Zwischenzeit war es ihr noch einmal gelungen, Kontakt mit Franks Unterbewusstsein aufzunehmen. Das nur kurz und die Bilder waren verschwommen, doch was sie gesehen hatte, beunruhigte Lianne. Da waren seltsame Sequenzen einer schönen, elfenhaften Frau mit weißblonden Haaren und intensive Gefühle, die ihr Bruder zu hegen schien. Waren sie echt oder durch Manipulation erzwungen? Was mochte dort im Dillinger Gebäude vor sich gehen? Und was war mit dieser Frau? Leider war es ihr dabei nicht möglich gewesen, Informationen mit ihm auszutauschen. Lianne hatte diese Bilder und Erinnerungsfetzen für sich behalten, auch wegen Buzz. Lianne ahnte mittlerweile, dass der Mann, dem ihre unerwiderten Gefühle galten, Frank war. Sie wagte allerdings nicht, Buzz dazu zu befragen. Dafür kannten sie sich zu wenig und Lianne war nicht der Typ, der schonungslos oder ungefragt in die Seele ihrer Freunde drang. Wer ihr etwas erzählen wollte oder ein Problem hatte, konnte immer
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