Raven (Shadow Force) (German Edition)
sich langsam auf die Beine.
„Wieso sollte ich?“, kam es überheblich zurück. Sie stemmte die Arme in die schmalen Hüften.
„Ihr habt verloren, ganz einfach.“
Sie schien weder irritiert noch eingeschüchtert.
„Okay, ich mach´s kurz. Verzieh dich oder ich blas dir den hübschen Schädel weg. Kommt das an?“
Auch diese verbale Attacke prallte an ihr ab. In ihre Augen war ein belustigtes Funkeln getreten.
Raven fluchte in sich hinein. Sie gab sich selbstsicher und reckte ihren Körper, als wolle sie entspannende Yogaübungen machen.
Da waren allerdings seltsame Schwingungen in ihrer Stimme und die Art, wie sie auf Frank blickte, erstaunte ihn. Er hatte diesen sehnsuchtsvollen und mitfühlenden Blick schon einmal gesehen. Bei Lianne. Damit hatte sie sich verraten. Allzu schnell verschloss sich ihre Miene und sie trat Raven nicht weniger entschlossen entgegen. Er würde sie nicht besiegen können, das wusste er, denn sie verfügte spürbar über enorme Kräfte, denen er gerade nichts entgegenzusetzen hatte. Frank würde keine Hilfe sein. Falcon und Crane waren schon auf dem Weg zum Treffpunkt. Er wollte seine Kameraden nicht in Gefahr bringen. Die Verbindung zu ihnen und Guerrero war sowie so zusammengebrochen. Verdammte S cheiße, eine gute Strategie musste her und das schnell.
Die schöne Frau blickte ihm schweigend entgegen. Eisaugen. Sie hatte definitiv Eisaugen. Ein seltsames, klirrendes Blau , das über Türkis zu Grün zu wechseln schien. Wie bei einem Husky. Vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
Beißende Schmerzen liefen plötzlich durch Ravens Körper und er sackte in sich zusammen. Nicht ganz so schlimm wie damals in Libyen, aber es reichte allemal.
„Hallo Raven“, entgegnete sie mit lässiger Stimme. „Mein Bruder ist immer noch stinksauer, dass du entwischt bist. Er hat so viel Potenzial in dir gesehen. Mehr Potenzial als in Frank. Du bist der perfekte Soldat, Kämpfer und Killer. Keine Familie, kaum soziale Kontakte, wenige Gefühle, kaum Skrupel, abgestorben und leer. Durch deinen gesteigerten Biorhythmus dazu eine ideale Testperson.“ Sie bewegte sich anmutig, beinahe schwebend auf ihn zu und hielt seinem Blick stand. „Unsere Freunde haben Unsummen bezahlt, um dich kämpfen zu sehen. Erinnerst du dich nicht?“
„Nein.“
Da waren nur wenige Bruchstücke in seiner Erinnerung, die kaum Sinn ergaben. Er wollte auch gar nicht wissen, was geschehen war. In diesen vergessenen oder verdrängten Momenten war er anscheinend nicht er selbst gewesen und allein das zählte. Das wenigstens versuchte er , sich einzureden.
„Oh , du hast gesiegt. Und wie. Ein Tier hat mehr Gnade.“ Sie kicherte. „Zorans Freunde und Geschäftspartner waren begeistert.“
„Ich bin weder skrupellos, ein Tier noch ein Killer.“
Er kramte erneut angestrengt in seiner Erinnerung und er ahnte, dass sie ihn zu etwas instrumentalisiert hatten, was er bei klarem Verstand nie getan hätte. Wut kochte in seinem Inneren, mischte sich mit dem Schmerz und er stellte sich vor, dieser Eisprinzessin den Hals umzudrehen. Bei dem Namen Zoran machte es dann allerdings Klick. So hatten die Soldaten, die ihn bewacht hatten, seinen persönlichen Quälgeist genannt. Einige Erinnerungen kehrten schlagartig zurück. Und diese Frau war die Schwester des Sadisten. Eine feine Familie war das.
„Ihr irrt euch gewaltig, du und dein Bruder. Er ist es, der aus Menschen diese abscheulichen und blutrünstigen Kreaturen macht.“
„So?“ Sie blieb skeptisch und distanziert, betrachtete ihn wie ein Objekt. Ein seelenloses Ding.
„Wie viele Leben hast du auf dem Kerbholz, Raven? Zehn, zwanzig, hundert?“, provozierte sie ihn erneut.
„Viele.“
Er hatte sie nie gezählt. Es war sein Job, der manchmal Todesopfer forderte. Er tötete, wenn es sein musste. Nicht, weil es ihm Spaß bereitete.
„Oh , es hat dir Spaß gemacht, wenigstens in der Arena.“ Sie war also in seinen Gedanken. „Zoran liebt das Wettspiel, blutige Kämpfe und hat durch dich große Gewinne gemacht. Er war so neugierig auf euch, nachdem er Zeuge eurer kraftvollen Demonstration war. Und es hat sich für ihn gelohnt, dass er euch aus Libyen mitbrachte.“
Er verstand anfangs nicht, was sie ihm sagen wollte. Mitgebracht aus Libyen? Arena?
„Also war unser Zusammentreffen Zufall?“
„Ein glücklicher.“
„Welche Arena?“
„Zorans kleine Spielwiese. Genug gefragt …“
Die Schmerzen in seinem Inneren verstärkten sich
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