Raven (Shadow Force) (German Edition)
plötzlich.
Sie lächelte selbstzufrieden, als er sich krümmte und seine Zähne knirschten. Raven ballte die Fäuste und versuchte, Ruhe zu bewahren und nicht zu schreien. Mit Gewalt würde er sowieso nicht weiterkommen. Vielleicht konnte er sie ablenken und irgendwie überrumpeln. Oder ein Wunder geschah. Wenn er gläubig gewesen wäre, war jetzt ein richtiger Moment zum Beten.
„Lass ihn in Ruhe … Kristina … bitte.“ Franks Stimme klang brüchig und seltsam fremd, er kam langsam zu sich.
Ravens Blick wanderte zu seinem Freund, der neben ihm auf dem Boden kauerte und genauso wie er zuvor versuchte, auf seine zitternden Beine zu kommen.
„Ich darf dich nicht gehen lassen, Frank.“ Tatsächlich lag so etwas wie Bedauern in ihrer Stimme.
Also war sie doch nicht gefühllos. Raven witterte Morgenluft. Sollte Frank ihr ruhig Honig um den Bart schmieren oder eine Liebesschnulze singen. Seinetwegen konnte er auch Shakespeares Sonette zitieren. Was auch immer. Hoffentlich verstand er es, ihre offensichtliche Zuneigung zu nutzen. Nur so würden sie freikommen.
„Du musst mich gehen lassen. Und Raven auch.“
„Ich muss gar nichts, mein lieber Frank.“ Trotz schwang in ihrer Stimme. „Ich könnte euch beide einsperren, in Sekunden töten oder …“
„Das weiß ich.“ Franks Stimme war sanft. „Aber das willst du doch gar nicht, Kristina.“
Er hielt ihrem Blick stand und eine kurze Stille folgte . „Habe ich recht?“
Sie zögerte erneut. „Mein Bruder …“
„Ist nicht hier. Außerdem bist du nicht mit allem einverstanden, was er tut. Das hast du mir selbst gesagt“, erwiderte Frank und es gelang ihm, sich auf die Knie zu stützen.
Ihr Blick flackerte und der Druck auf Ravens Brust ließ langsam nach. Sie schien nachzugeben. Aber noch war sich Raven nicht sicher. Und die Uhr tickte ohne Erbarmen.
„Wenn dir an mir liegt, musst du mich jetzt gehen lassen“, drang Frank weiter in sie. „Du wusstest, dass dieser Tag kommen würde.“
„Habe ich dich schlecht behandelt?“, fragte sie leise. „Ich habe dich vor ihm beschützt. Hast du alles vergessen, was ich dir gesagt habe?“
„Nein, ich habe nichts vergessen.“
„Aber warum dann?“ Ihre Augen schimmerten feucht.
Frank antwortete nicht. Lange wurde kein Wort gesprochen, doch Raven ahnte, dass sich Frank und Kristina auf telepathischer Ebene austauschten. Irgendetwas schien zwischen diesen beiden Menschen passiert zu sein, das über Geiselnahme und Gefangenschaft weit hinausging. Das Stockholmsyndrom ? Er konnte nur ahnen, dass sie sich in der Zwischenzeit nähergekommen waren. Wie nah mochte er nicht sagen. Es sollte vorkommen, dass sich unter diesen Umständen Gefühle entwickelten. Wie echt diese waren, würde sich zeigen. Kristina wirkte jedenfalls verändert und hatte ihn aus ihrem Energiefeld entlassen. Er meinte sogar, echte Tränen in ihren Augen gesehen zu haben, doch sie hatte ihren Kopf schnell abgewandt. Wahrscheinlich hatte er sich geirrt. Endlich trat sie beiseite. Er atmete auf. Frank schien , gewonnen zu haben. Für den Moment. Hoffentlich änderte die Blondine ihre Meinung nicht noch einmal. Sie hatten bereits Zeit verloren und vielleicht würden sie es nicht mehr rechtzeitig bis zum Helikopter schaffen. Der Zeitrahmen war klar definiert, auch um die anderen nicht zu gefährden. Wenn sie den Heli verpassen würden, waren ihre Chancen zur Flucht gleich null .
„Wir müssen los“, mahnte Raven und umfasste Franks Schulter. „Jetzt.“
„Komm mit uns, Kristina.“ Frank streckte der jungen Frau bittend seine Hand hin .
Raven konnte nicht glauben, was er da gerade sah. Sie mussten ihm eine gehörige Gehirnwäsche verpasst haben, wenn er diese eiskalte Schlange mitnehmen wollte.
„Bist du irre?“, zischte er Frank leise zu. Frank ignorierte ihn.
„Er ist mein Bruder, hast du das vergessen?“ Sie zuckte wie geschlagen zurück.
„Er ist durch und durch böse und nicht gut für dich. Du bist nicht wie er.“
Raven schien für die beiden gar nicht da zu sein. Damit konnte er leben, wenn Frank sich endlich beeilte. Jede Sekunde war kostbar.
„Bist du dir da sicher? Wir haben dir …“ Sie deutete einen imaginären Kreis in den Raum. „… das alles angetan. Dich eingesperrt, gefoltert …“ In ihren Blick war ein Funkeln getreten, das aufgesetzten Spott, Resignation und Abwehr spiegelte. „Wir haben Raven in die Arena geschickt.“
„Ich bin sicher.“ Franks Stimme war fest und ohne
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