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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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Entführer war dumm genug, Henry McLane zu lange unbeobachtet zu lassen.«
    Es spitzte sich langsam zu. Die wolfartigen Züge Falters gewannen an Kontur, während er versuchte, Ruben in die Ecke zu drängen.
    Die Behaglichkeit war aus Rubens Gesicht erneut verschwunden.
    Â»So, war er so dumm? Na bitte, durchsuchen wir mein Haus! Es wird sich sicher alles aufklären, was Sie mir vorwerfen.«
    Er wies mit den Händen wieder Richtung Empfangshalle.
    Â»Ha!«, meldete sich plötzlich Mama Zamora zu Wort, welche die ganze Zeit nur still und konzentriert ihren Tee geschlürft hatte.
    Â»Es ist Ihnen alles andere als recht, dass wir in Ihrem Haus herumschnüffeln könnten.«
    Ruben Goldstein sah sie entgeistert an.
    Â»Aha, Frau Wahrsagerin«, machte er. »Aber Ihnen wäre es natürlich recht, wenn einfach so eine kleine Delegation paranoider Leute bei Ihnen einmarschieren und Ihr Haus auf den Kopf stellen würde?«
    Mama Zamora schüttelte den Kopf.
    Â»Nein, nein, mein lieber Herr Mechaniker. Das wäre mir ganz und gar nicht recht. Aber im Unterschied zu Ihnen hätte ich keine Angst , dass jemand etwas finden könnte.«
    Ruben schnaufte.
    Alle standen nun auf. Geneva fasste die wütende Lara am Arm.
    Â»Reg dich nicht auf, wir finden raus, was auch immer er damit zu tun hat!«, raunte sie Lara ins Ohr.
    Mr Falter war inzwischen schon drauf und dran, die Treppe zur Galerie hinaufzusteigen. Ruben folgte ihm auf dem Fuße.
    Â»Der Rest wartet hier!«, schallte Mr Falters Wolfsstimme von halber Höhe herab. »Mr Cooper und ich werden uns hier kurz umsehen.«
    Ein emsiger Mr Cooper begann ebenfalls mit dem Treppenaufstieg, während er im Gehen einen Notizblock und einen Kugelschreiber hervorkramte.
    Lara indes fühlte sich elend. Dieser feiste, schmierige, selbstgefällige Mann hatte ganz offensichtlich etwas mit der Entführung ihres Großvaters zu tun. Sie hätte sich vor lauter Aufregung am liebsten gleich hier auf seinem edlen Teppich übergeben.
    Â»Ich muss an die frische Luft«, meinte sie zu Geneva, obwohl der prasselnde böhmische Regen durch die Fenster der Empfangshalle selbst über das Ticken der Uhren hinweg deutlich zu hören war. Es war ihr egal. Nass zu werden, war wesentlich besser, als noch eine Sekunde länger in diesem Haus zu bleiben.
    Doch dann geschah etwas, womit niemand im Raum gerechnet hatte. Bis auf Ruben vielleicht.
    Die beiden mechanischen Diener stellten sich demonstrativ in den Türrahmen der Eingangstür. Der dritte Diener – der mit der Kochmütze – erschien in der Tür zum Speisesaal. Drei Paar Ziffernblätteraugen fixierten sie.
    Â»Hey«, protestierte Lara.
    Im selben Moment wirbelte Ruben auf der Treppe herum, erwischte den Trenchcoat von Mr Falter und riss ihn von den Beinen. Der alte Kommissar purzelte unter überraschtem Stöhnen die Treppe hinunter und riss auf halbem Wege Mr Cooper mit sich, der nicht rechtzeitig ausweichen konnte. Notizzettel und Stift wirbelten durch die Luft. Auf den breiten Stufen am Fuß der Treppe blieben beide schließlich ächzend liegen.
    Oben auf der Treppe richtete sich ein gemein lächelnder Ruben auf.
    Â»Es tut mir leid, meine Herrschaften. Ich weiß, ich bin ein schlechter Lügner. Außerdem bin ich ein Aufrührer – aber das sagte ich ja bereits.«
    Das Lächeln wurde noch breiter, und etwas Triumphierendes stahl sich hinein.
    Â»Es wäre eine Schande, das Mädchen im Haus zu haben und es einfach so wieder gehen zu lassen. Meinen Glückwunsch, Mr Falter, Sie haben meinen Plan durchschaut.«
    Die mechanischen Diener klickten bedrohlich.
    Baltasar und Tom tauschten einen kurzen Blick, dann nahmen sie Lara in ihre Mitte und zückten beide gleichzeitig ihre großen Schlüsselbunde. Es sah ein wenig aus, als zögen sie jeder einen Degen und wären nun bereit zum Duell.
    Ruben lachte. Lachte schallend vom Geländer der Galerie herunter. Hinter ihm erschien ein weiterer mechanischer Diener und stellte sich ratternd und klackend neben ihn.
    Tom zog Lara hastig am Arm zur Tür an der gegenüberliegenden Seite des Raumes und erstarrte.
    Â»Jaja, richtig erkannt, junger Tom«, rief Ruben von oben herab. »Man kann mit einem Schlüssel an viele Orte reisen – vorausgesetzt man hat ein Schlüsselloch, um ihn zu benutzen.«
    Hektisch blickte die kleine Gruppe umher, und

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