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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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Diese fing ihn nicht, fischte ihn aber geschickt vom Boden auf. Sie hatte verstanden. Irgendwo in diesem Haus musste es doch ein Schlüsselloch geben, und Lara sollte es finden und benutzen.
    Die beiden Kommissare hatten Mühe, sich den hinkenden Wächter vom Leib zu halten. Mr Cooper versuchte, sich mit dem verletzten Bein fortzuschleppen und ab und an auf den Diener zu schießen, während dieser ihm langsam aber beharrlich folgte. Mr Falter tänzelte hingegen um den Feind herum und bewarf ihn mit allem, was er finden konnte und was sein gesunder Arm zuließ, aber ohne Erfolg.
    Lara nahm den Schlüsselbund und ihren eigenen goldenen Schlüssel und huschte an den Kämpfenden vorbei, die Treppe hinauf, in der Hoffnung, schnell genug zu sein. Oben bestand sicherlich die beste Möglichkeit, ein Schlüsselloch zu finden. Dort musste es Arbeitsräume, Schlafzimmer, Gästezimmer geben. Irgendetwas, wo ein verdammtes Schlüsselloch zu finden sein musste. Doch sie war nicht schnell genug. Der Diener, der die Treppe hinuntergeeilt kam, packte sie im vollen Lauf am Arm und hielt sie ruckartig fest. Toms Schlüsselbund und ihr eigener Schlüssel flogen in hohem Bogen ein paar Stufen höher. Außer Reichweite.
    Doch Geneva war es, die tänzelnd in Laras Richtung huschte und dem mechanischen Diener mit einer fließenden Bewegung ein Ziffernblattauge ausstach, sich unter ihrem Schwert hindurchdrehte und so den Schlag des Dieners, mit dem sie ohnehin schon focht, parierte.
    Wütend ließ der Einäugige Lara los und hieb auf die Nachtwächterin ein, die nun mit sichtlich mehr Mühe beide Diener in Schach hielt.
    Lara kümmerte sich nicht um den brüllenden Schmerz in ihrem Arm, dort, wo der Diener sie mit eisernem Griff gepackt hatte, sondern lief weiter die Treppe hinauf, griff nach Toms Schlüsselbund, entdeckte ihren eigenen goldenen Schlüssel ein paar Stufen weiter oben. Doch bevor sie ihn erreichte, wurde er aufgehoben und von einem diabolisch lächelnden Ruben Goldstein in den Fingern gehalten.
    In diesem Moment schwoll der ohrenbetäubende Lärm drastisch an, und es mischte sich ein tosendes Klirren und Scheppern darunter. Lara und Ruben sahen beide in den Saal hinab, wo huschende Lichtschwaden blitzschnell die Wände hinaufzukriechen schienen und sämtliche Uhren hinunterwarfen. Der Raum versank in einem Chaos aus Scherben, Zahnrädern und Holzsplittern. Die Lichterscheinungen verschwanden in dem Moment, in dem sich der Lärm endgültig legte, in einem Kronleuchter. Alles schwieg, sogar die Diener hielten inne.
    Mitten in einem der Trümmerhaufen stand Mama Zamora. Schweiß rann ihr über die Stirn. Ihr dunkler, spanischer Akzent trat deutlich hervor, als sie zu Ruben hin durch den Raum schrie:
    Â»Ha, stinkender Mechaniker, damit hast du nicht gerechnet, was? Dreckiger Bastard!«
    Und sie lachte. Lachte das irre Lachen einer Verzweifelten.
    Lara nutzte die Gunst des Augenblicks, rammte dem sichtlich überraschten Ruben ihren Kopf dorthin, wo man jedem Mann, ob jung oder alt, die allergrößten Schmerzen zu bereiten vermag, und krallte sich ihren Schlüssel.
    Ruben sackte zusammen, versuchte im Fallen Lara zu packen, doch diese war schon auf und davon.
    Die beiden Diener am Fuß der Treppe wollten ihr nach, doch Geneva verteidigte energisch die unteren Stufen der Treppe.
    Irgendwo unten in der Empfangshalle hörte Lara jemanden laut aufschreien. Vielleicht war es Tom, vielleicht Mr Cooper. Stimmen wurden sich unter Schmerzen zu ähnlich.
    Sie lief die Galerie entlang und hinein in einen Flügel des Gebäudes. Im Rennen stieß sie jede Tür auf und stellte immer wieder fest, dass sie hier offensichtlich nicht fündig werden würde. Sie spähte in Schlafzimmer, Badezimmer, Besenkammern.
    Schließlich war der Flur zu Ende, und es blieb nur noch eine Tür übrig. Lara stürmte hinein und fand sich mitten in einem riesigen, kreisrunden Arbeitszimmer wieder.
    Das war genau der Raum, den sie gebraucht hatte. Hier musste es doch irgendwo ein Schlüsselloch geben.
    Sie machte die Tür hinter sich zu, blickte sich um, sah einen verschnörkelten Stuhl mit grünem Sitzkissenbezug, der sicherlich nur zur Zierde hier stand. Egal. Sie klemmte ihn unter die Türklinke. Er erfüllte seinen Zweck.
    Dann betrachtete sie den kleinen Schlüsselbund, den Tom ihr gegeben hatte. Es hingen Schlüssel in

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