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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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etwas?«, brach Falter schließlich das verlegene Schweigen, das sich über dem Tisch ausgebreitet hatte.
    Â»Natürlich.«
    Ruben Goldstein nickte.
    Â»Er ist der Vater von Arthur McLane. Wir waren gemeinsam Lehrlinge.«
    Da waren sie wieder, diese plötzlichen Alarmglocken in Laras Kopf.
    Mr Falter hingegen ging gar nicht darauf ein.
    Â»Er ist verschwunden«, sagte er ohne Umschweife.
    Â»Ach?«
    Ruben Goldsteins Augenbraue hob sich erneut.
    Â»Und deswegen kommen Sie zu mir?«
    Â»Es ist so«, begann Falter, »dass wir befürchten, es könne da Zusammenhänge geben mit Versuchen, Ihren ehemaligen Gönner Mr Roland Winter nach Ravinia zurückzuholen.«
    Â» Lord Winter«, murrte Ruben Goldstein.
    Â»Soweit ich weiß, ist die adelige Abstammung Roland Winters zweifelhaft«, hielt Falter dagegen.
    Ein Schatten schien über das Gesicht des Mechanikers zu huschen, aber er setzte ein Lächeln auf und winkte ab.
    Â»Wie auch immer. Sie vermuten also, ich könnte mit derartigen Versuchen in Verbindung stehen?«
    Der Kommissar nickte.
    Â»Wie schon gesagt, es handelt sich um Ihren ehemaligen Gönner. Sie standen Mr Winter sehr nahe. Es steht zu vermuten, dass eine Rückkehr Winters in Ihrem Interesse sein könnte.«
    Ruben Goldstein zupfte sich am Schnurrbart und zwirbelte nachdenklich daran herum.
    Â»Natürlich ist es in meinem Interesse«, sagte er schließlich ganz unvermittelt zu den Anwesenden, woraufhin ein kurzes Raunen durch den Raum lief. Ruben Goldstein hob beschwichtigend die Hand und blickte in die Runde.
    Â»Meine Damen und Herren, seien wir doch ehrlich: Mir ging es während der Zeit von Lord Winter hervorragend. Wieso sollte es nicht in meinem Interesse sein? Ich habe nichts verbrochen, und Lord Winter ist jemand, der nie verurteilt wurde, ergo auch nichts verbrochen hat. Was wollen Sie also von mir? Ich habe nichts Unrechtes getan.«
    Â»Heuchler!«, rief Baltasar.
    Â»Ach ja, ein Heuchler bin ich, alter Mann? Na dann bin ich gespannt, wie du diejenigen nennst, die an Lord Winters plötzlichem Verschwinden beteiligt gewesen sind? Keine Anzeige, keine Verurteilung, keine verhängte Strafe. Offiziell war Lord Winter kein Verbrecher.«
    Ruben grinste breit und boshaft.
    Â»Es hat sich ja auch niemand getraut, gegen ihn vorzugehen.« Baltasar war aufgebracht. »Er war ein Anarchist. Ein verdammter Anarchist.«
    Gespieltes Bedauern zeichnete sich auf Rubens Gesicht ab.
    Â»Ach ja?«, meinte er. »Ein Anarchist bin ich sicher nicht. Ich habe bloß etwas gegen die herrschenden Machtverhältnisse in Ravinia. Allerdings macht mich meine Einstellung alleine noch nicht schuldig. Ich müsste gegen geltende Regeln und Gesetze verstoßen, dann, ja.«
    Â»Verräter!«, diesmal wurde Baltasar lauter.
    Â»Es reicht, meine Herren!«
    Falter hob mahnend die Hand.
    Â»Das alles ist so weit richtig. Sie haben bislang offiziell nichts verbrochen, und Ihnen ist auch niemals etwas nachgewiesen worden, Mr Goldstein. Doch ermitteln wir hier in mehreren Mordfällen und einer Entführung, und allesamt bringen wir mit Mr Winter in Verbindung oder eben mit seinen Sympathisanten.«
    Die Blicke von Ruben und Mr Falter trugen ein stilles Gefecht aus. Schweigend, sicherlich eine Minute, wenn nicht länger.
    Doch schließlich löste sich Ruben Goldsteins Anspannung in einem süffisanten Lächeln auf.
    Â»Ich bedaure«, meinte er selbstgefällig, »aber ich habe sicher nichts mit irgendwelchen Mordfällen zu tun.«
    Das war zu viel. Was für ein unverschämter, selbstgerechter Kerl. Es ging hier um keinen Geringeren als Henry McLane, Laras Großvater.
    Â»Natürlich haben Sie was damit zu tun!«
    Lara war aufgesprungen.
    Â»Großvaters Entführer hat mit Ihnen telefoniert. Gestern Nacht.«
    Geneva und Tom zerrten die aufgebrachte Lara auf ihren Stuhl zurück.
    Das boshafte Lächeln auf Rubens Gesicht gewann plötzlich eine weitere Facette hinzu.
    Â»Dann bist du wohl Lara McLane?«, fragte er, obwohl er die Antwort schon kennen musste.
    Â»Lara McLane, das Kind, von dem niemand wusste. Hier in meinem Haus«, sinnierte er. »Tja, Zufälle gibt’s.«
    Er schüttelte den Kopf.
    Mr Falter ergriff wieder das Wort.
    Â»Entschuldigen Sie das Mädchen!«
    Er überlegte. »Aber eigentlich hat sie recht. Wieso nicht die Karten auf den Tisch legen? Ihr

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