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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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Frage, der gute Radu hatte offenbar das Geschäft des Tages gewittert.
    Tom musste ihn enttäuschen, es würde keine ausgedehnte Spritztour geben.
    Tatsächlich fuhren sie auch nicht lange. Es ging nach Süden, eine Viertelstunde vielleicht. Sie passierten ein äußerst hübsches Dörfchen namens Prˇídolí und fuhren einige Minuten durch einen Wald, der selbst ohne Blätter erstaunlich dicht zu sein schien, hin zu jener Adresse, die Rabbi Friedmann ihnen genannt hatte.
    Schließlich tauchte es vor ihnen auf. Wie ein Geist aus dem Nebel der böhmischen Hügel. Eine Faszination ging von ihm aus. Schön und erschreckend zugleich. Es war ein Haus. Groß und uralt. Umgeben von einer brüchigen Mauer und verschlungenen Hecken, lag es am Hang eines Hügels inmitten eines überwucherten Gartens.
    Es bestand aus einer Unmenge von Erkern, Giebeln, Türmchen und Fenstern in seltsamen Formen.
    Radu zog eine Augenbraue hoch und vergewisserte sich, ob sie richtig seien. Tom bejahte ohne Zögern. Welcher Ort eignete sich wohl besser für jemanden, der Geheimnisse wie das von der Stadt Ravinia hütete?
    Sie stiegen aus, und Mr Falter bezahlte den Taxiunternehmer.
    Als sie gefragt wurden, ob man auf sie warten solle, schüttelte Tom den Kopf. Sie könnten von hier jederzeit wieder anrufen, sobald sie ein Taxi bräuchten, es würde ohnehin länger dauern. Radu nahm dies etwas widerwillig zur Kenntnis und brauste mit seinem Angestellten davon.
    Â»Wir werden kein Taxi brauchen«, meinte Tom, als Laras fragende Augen ihn durchbohrten. »Hier gibt es Türen. Und wo Türen sind, kann man Schlüssel benutzen.«
    In der Zwischenzeit hatte Mr Falter das schwere, schmiedeeiserne Gatter aufgeschoben, und sie stapften im Gänsemarsch die matschige, unbefestigte Auffahrt zu der barocken Villa hinauf.

    Sie erreichten eine große, kunstvoll geschreinerte Eichentür. Ein verschnörkelter Briefkasten, auf dem Goldstein geschrieben stand, hing daneben. Rechts und links der Tür versuchten offenbar schon seit Jahren einige Weinreben, die Hauswand für sich zu erobern. Der weiße Putz litt sichtlich darunter.
    Eine Kette mit einem Griff hing herab, und Kommissar Falter zog daran.
    Das tiefe Dröhnen einer großen Hausglocke erschallte irgendwo von drinnen. Dann geschah einige Sekunden lang nichts, bis die schwere Eichenholztür knarzend aufschwang und jemand, nein: etwas im Türrahmen erschien. Ja, etwas war die richtige Bezeichnung, denn es handelte sich offensichtlich nicht um einen Menschen. Die Proportionen stimmten zwar, und es besaß einen Kopf, einen Körper, Arme und Beine, ja sogar einzelne Finger, doch war dies alles aus Metall. Dicke und dünne Metallstreben, versehen mit Scharnieren und Gelenken, bildeten einen schlanken, aufrechten Körper. Zwischen den Streben und Stangen ratterte und klickte es. Tausende Zahnräder, Federn und kleine Achsen drehten sich im und um den Körper des Metallmenschen. Er sah aus wie ein zu groß geratenes Uhrwerk. Mr Cooper schlug die Hände vor den Mund, und das allgegenwärtige Lächeln in Genevas Gesicht war von einem auf den anderen Augenblick wie weggeblasen.
    Ziffernblätter befanden sich dort, wo bei einem Menschen die Augen gewesen wären, und es schien, als würden die Ziffernblätter sie mustern.
    Â»Ja bitte? Sie wünschen?«, schälte sich eine Stimme aus dem mechanischen Körper, die durch das Rattern und Winden Tausender Zahnräder hervorgerufen werden musste.
    Tom deutete unbeeindruckt eine Verbeugung an.
    Â»Hallo, wir wollten zu Ruben Goldstein. Wir haben eine wichtige Angelegenheit mit ihm zu besprechen. Sagen Sie ihm, es hat mit Ravinia zu tun.«
    Der mechanische Mensch nickte und machte eine einladende Geste.
    Â»Kommen Sie bitte herein, und warten Sie einen Moment im Trockenen!«, knarzte es.
    Sie folgten der Einladung, während sich das Wesen aus Zahnrädern klickend entfernte. Es sah wesentlich eleganter aus, als Lara es einem solchen mechanischen Konstrukt in irgendeiner Weise zugetraut hätte.
    Â»Was ist das?«, fragte sie.
    Â»Offenbar eine von Rubens Konstruktionen«, murmelte Baltasar nachdenklich.
    Â»Aber wie macht er das?«
    Baltasar sah sie an, seine Worte hatten etwas Beklommenes, so als widere ihn der bloße Aufenthalt an diesem Ort an.
    Â»Er hat seine Mittel und Wege. Er ist Mechaniker, so wie Tom und ich auch. Und

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