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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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rasch wurde ihre Befürchtung, die sowohl Tom als auch Baltasar plötzlich ins Gesicht geschrieben stand, bestätigt. Beide wirkten einen Augenblick, als hätte sie etwas bis ins Mark erschüttert. Vermutlich ging es jemandem mit einer besonderen Fähigkeit immer so, wenn er merkte, dass sie ihm auf einmal absolut gar nichts mehr nutzte.
    Unten auf der Treppe rappelten sich Mr Falter und Mr Cooper langsam wieder auf.
    Dem alten wolfartigen Kommissar lief ein dünnes Rinnsal Blut an der Schläfe hinab, und sein linker Arm machte einen seltsam verdrehten Eindruck. Dennoch half er mit dem unverletzten rechten Arm Mr Cooper auf, der zu hinken schien.
    Â»Ich nehme an, dass Sie mir das Mädchen nicht freiwillig überlassen werden?«, stellte Ruben die rhetorische Frage laut in die Halle hinein.
    Â»Auf keinen Fall, Sie dreckiger Bastard!«, schrie eine feuerrot angelaufene Mama Zamora hinauf. Die Kommissare ächzten. Geneva griff bedächtig nach dem langen Köcher auf ihrem Rücken.
    Â»Das hatte ich auch nicht erwartet«, meinte Ruben schließlich ganz ruhig.
    Ein schleifendes Geräusch ließ Lara und ihre Begleiter zusammenfahren.
    Lange, kräftige Stahlklingen, wie Schwerter, fuhren langsam aus den Armen der mechanischen Diener.
    Das Lächeln auf Rubens Gesicht erreichte seinen Höhepunkt.
    Für einen Moment schien alles ganz still in der Halle mit der riesigen Treppe und der Galerie, an deren Geländer Ruben Goldstein stand und hinunterblickte auf eine verunsicherte, bunt gemischte Gruppe, umzingelt von drei seiner mechanischen Diener. Der vierte stand am oberen Treppenabsatz. Ebenfalls mit einer gefährlich blitzenden Schwertklinge am Arm.
    Lara merkte, dass das Ticken der Uhren ausgesetzt hatte.
    Â»Schnappt euch das Mädchen. Tötet den Rest!«, hallte Rubens Stimme durch den riesigen Raum, und die Welt schien den Atem anzuhalten.
    Dann brach der Sturm los.
    Auf Rubens Befehl hin läuteten, bimmelten, piepten und gongten die vielen Hundert Uhren aus Leibeskräften. Der hinkende Mr Cooper knickte mit dem verletzten Fuß überrascht ein, während den anderen Tränen der Anstrengung in die Augen traten.
    Lara blickte hastig um sich. Die mechanischen Diener hatten sich in Bewegung gesetzt und kesselten sie ein. Den anderen etwas zuzuschreien war zwecklos. Niemand konnte auch nur sein eigenes Wort verstehen in dem Geräuschechaos, das Ruben heraufbeschworen hatte.
    Was Geneva in ihrem Köcher versteckt hatte, wurde genau in diesem Augenblick offenbar. Sie hielt ein blitzendes, schlankes und furchtbar elegantes Schwert in der Hand und stürzte sich auf den mechanischen Diener, der ihr am nächsten stand. Die Grazie und die tödliche Präzision, mit der sie sich bewegte, waren atemberaubend. Nur musste sie feststellen, dass die mechanischen Männer ebenfalls ihre Hausaufgaben gemacht hatten. Ein wirbelndes Duell begann.
    Mr Cooper, der am Boden lag, zückte einen langen, schlanken Revolver und zielte auf einen weiteren Diener. Der Knall der Schüsse ging im Lärm der Uhren unter, aber man konnte deutlich erkennen, wie aus einem der mechanischen Beine mehrere Zahnräder und Federn herausgeschossen wurden, woraufhin der Diener lediglich ebenfalls zu hinken begann, jedoch nicht umkippte.
    Plötzlich tauchte direkt vor Lara der Diener mit der Kochmütze auf. Die Ziffernblätter in seinen Augen drehten sich Unheil verheißend. Tom warf sich mit voller Wucht gegen den Koch, wovon dieser jedoch unbeeindruckt blieb, lediglich die Kochmütze fiel herunter. Tom hingegen ging mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden. Der Koch hob seine Mütze auf und holte mit dem Schwertarm aus. Lara wollte schreien, aber niemand hätte sie gehört.
    Doch im gleichen Moment, in dem die blitzende Klinge Tom durchbohrt hätte, war dieser plötzlich verschwunden. Stattdessen krachte ein Blumenkübel auf den Kopf mit den Ziffernblattaugen, und bröselige, nur selten gegossene Erde rieselte an dem mechanischen Mann hinab, verfing sich in Speichen und Achsen, verstopfte Zahnräder und Keilriemen, setzte sich in jede kleine Lücke.
    Der mechanische Diener fiel auf der Stelle um. Dahinter stand Tom und klopfte sich den Staub von den Händen.
    Lara hätte ihn zu gerne gefragt, wie er das gemacht hatte, aber dazu blieb keine Zeit. Tom holte einen kleinen Schlüsselbund mit ein paar wenigen Schlüsseln hervor und warf ihn Lara zu.

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