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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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ist eine
ausdruckslose Maske. Die Arme liegen schlaf neben ihrem Körper. Doch dann sehe
ich, dass ihre Hände geballt sind.
    Sie schläft nicht.
    Ich zögere, mache einen Schritt seitwärts und
hocke mich neben sie. Schnell greife ich ihre Faust und schiebe die vier Knöpfe
hinein. »Als Ersatz«, sage ich. »Es tut mir aufrichtig leid.«

 
    Sterne

 
    J e näher ich Sektion zwei
komme, desto langsamer werden meine Schritte. Ich habe null Ahnung, wie ich
Connor meinen Besuch erklären soll. Ich weiß ja nicht einmal, ob er überhaupt
da ist. Wenn nicht, dann ist er vielleicht in der Kantine. Aber dort brächte
ein Treffen nichts. Um diese Zeit ist es dort voll und intime Gespräche sind
dann nicht möglich.
    Habe ich mir das alles wirklich gut überlegt? Ja doch, spricht eine Stimme zu mir. Geh endlich hin!
    Ich sollte umkehren.
    Aber Connor reizt mich auch irgendwie. Er ist
anders. Geheimnisumwittert. Er hat Dinge gesehen und erlebt. Unvorstellbare
Dinge. Sie haben sich in seine Augen gebrannt. Ich sehe es, wenn er schwermütig
wird. Seine Lider hängen dann wie die Flügel eines Falters, der zu müde ist, um
sich am blauen Himmel zu halten. Ich möchte die Wimpern mit dem Finger berühren
und hochpusten. Hey, flieg fort, solange
du noch kannst, möchte ich ihm zuflüstern.
    Sein Zimmer liegt am Ende eines separaten Ganges.
Die massive Tür ist breiter als normal. Sie wirkt undurchdringlich wie eine
Festung. Ich klopfe gegen das braune Nussholz.
    Und horche.
    Drinnen läuft Musik. Eine Männerstimme, begleitet
von einem Zupfinstrument. Welches es ist, kann ich von hier draußen nicht
heraushören. Vielleicht eine Ukulele. Ich glaube, ich kenne das Lied nicht.
    Erneut poche ich mit der Faust gegen die Tür.
    »Connor?«
    Rascheln. Eine Tür knarzt und eine Schublade
knallt zu. Die Musik wird leiser. Dann dreht ein Schlüssel im Schloss.
    Mein Herz klopft bis zum Hals. Ich hätte nicht
hingehen sollen.
    Die Tür öffnet sich einen Spalt. Connors Hand
erscheint, er rollt ein Stück rückwärts und öffnet schwungvoll.
    »Mit dir habe ich frühestens in einer Stunde
gerechnet.« Er zwinkert. »Du bist zu früh!«
    »Ähm, wie das? Wir waren doch gar nicht
verabredet.«
    »Nicht?« Er wirft mir einen langen, fragenden
Blick zu.
    Ich erinnere mich an Kikis Worte – im Zweifel schweigen.
    Dass ich so schnell an meine Grenzen geraten
würde, hätte ich nicht erwartet.
    Dann fällt es mir doch noch ein. Nach der
Exekution auf dem Dach hatte ich gesagt, dass ich mit ihm reden wolle. Wie
konnte ich das vergessen? Er hat die ganze Zeit auf ein Lebenszeichen von mir
gewartet. Vielleicht war sein Besuch in der Trainingshalle als Erinnerung
gedacht?
    »Nun … ja«, stottere ich. »Du warst so schnell weg
… da konnte ich dich nicht fragen, ob heute Abend …«
    »Komm rein!« Connor macht mit dem Rollstuhl eine sportliche
halbe Wendung. »Wie unhöflich von mir, dich vor der Tür stehen zu lassen. Da
bekomme ich schon mal weiblichen Besuch und benehme mich wie ein Trottel.
Verzeih mir bitte!«
    Ich schließe die Tür hinter mir. Sein Zimmer ist
riesig, so groß wie mindestens zwei unserer Schlafsäle. Der Boden ist mit
dunkelbraunem Holzparkett ausgelegt. Der beruhigende Geruch meiner Kindheit
entströmt den gewachsten Dielen. Gleich links neben der Tür befindet sich ein
Bett mit einem schwarzen Baumwollüberwurf. Über Eck an der Wand steht ein
brauner Holzschreibtisch, geradeaus ein runder Tisch mit einem Stuhl. Rechts in
der Ecke hängen Trainingsringe an Ketten. Von meiner Position aus sind die
Geräte teilweise vom Kleiderschrank verdeckt. Vorne rechts an der Wand führt
eine Tür in einen anderen Raum. Vermutlich das Bad.
    Abgesehen von der beeindruckenden Größe, zieht
mich das Zimmer augenblicklich in seinen Bann. Ich reiße die Augen auf und
blicke in die perfekte Illusion des Weltalls. Die Milchstraße spannt sich über
den halben Raum. Jemand hat die gegenüberliegende Wand und die Decke schwarz
angemalt und mit winzigen, blinkenden Lämpchen bestückt. Vermutlich sind sie
hinter einer Wandverkleidung aus Holz versteckt. In der hinteren Ecke prangt
unser blauer Planet.
    »Wunderschön«, sage ich. »Hast du das gemacht?«
    »Ich tüftele gern. Jemand musste mir allerdings
die Platten anschrauben.«
    Eine Weile stehe ich schweigend da und lausche dem
Gesang aus den Lautsprechern. »… eines Tages unter dem Regenbogen …«
    »Weißt du, wozu er erschaffen wurde?«, sagt
Connor.
    »Wer? Unser

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