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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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mich zu dem Kind runter. »Hast du das Kaugummi noch? Beiß drauf
und beuge dich vor! Das brennt gleich, aber dann wird es besser.«
    Vorsichtig schiebe ich den Verband beiseite und
gieße den Alkohol auf die offenen Stummel. Das Kind zuckt, es erstickt einen
kehlig klingenden Klagelaut und gibt keinen weiteren Mucks von sich.
    »Lass es so trocknen!« Ich erhebe mich und gehe zu
Erikson. »Haben Sie noch frisches Verbandzeug?«
    Er greift in seine Hemdtasche. »Ich mach das.«
    Während Erikson kurz darauf die Tür schließt,
drücke ich die Flasche zurück in die Halterung. Anschließend desinfiziere ich
meine Hände. »Da ist noch genügend für weitere Anwendungen drin.«
    »Gut gemacht, Mistral«, sagt Erikson leise.
    Seinem Blick haften Überraschung und peinliche
Betroffenheit an. »Wäre ich nicht drauf gekommen«, nuschelt er.
    »Wir müssen die Kinder freilassen«, sage ich und
lehne mich rückwärts gegen die kühlen, grauen Flurkacheln. Ich drücke die
heißen, brennenden Handflächen dagegen. »Was ist der Preis dafür?« Meine Stimme
ist kaum mehr als ein Hauch.
    Erikson verschränkt die Arme. »Danach sind Sie
eine Gejagte. Eine Rebellin. Dafür habe ich Sie nicht ausgebildet. Tot sind Sie
zu nichts nütze. Gehen Sie, wenn Ihre Nerven das hier nicht aushalten!«
    »Ich bleibe«, lenke ich ein. »Versprochen. Ich
mache nichts Unüberlegtes.«
    Auf Eriksons skeptischem Gesicht zeigt sich ein
Anflug von Erleichterung. »Dann sehen wir uns morgen wieder.«
    Er setzt sich in Bewegung.
    Schweigend folgen wir ihm durch den Gang.
    Mit jedem Schritt hämmere ich das gerade gegebene
Versprechen in meinen Kopf: Ich mache
nichts Unüberlegtes, ich mache nichts Unüberlegtes …
    »Kann ich mit ihr morgen früh in die Berge?«,
fragt Kill als wir oben vor der Trainingshalle angelangt sind.
    »Jetzt schon?« Erikson bleibt stehen, mustert Kill.
    »Sie ist soweit. In der Halle fehlt ihr der
Nervenkitzel. Da sind die Fortschritte eher langsam.«
    Erikson runzelt die Stirn. »Mistral, was liegt
morgen in der Schule an?«
    »Tests in Mathe und Rechtschreibung.«
    »Sie haben Ihren Abschluss ja schon. Also gut, ich
rede mit Reisle.«
    »Danke.«
    Er fixiert Kill. »Nehmen Sie genügend Munition und
ein Funkgerät mit!«
    »Mach ich.«
    »Wie lange wollen Sie bleiben?«
    »Einen Tag und eine Nacht. Ich nehme auch noch ein
Nachtsichtgerät mit.«
    »Sie sind dafür verantwortlich, dass Mistral im
ganzen Stück zurückkommt. Und …«, Erikson hebt eine Augenbraue, »vergessen Sie
nicht, sie ist verlobt.«
    Kill grinst. »Zugegeben, das ist bedauerlich.«
    Ich spüre, wie innere Hitze in mir hochsteigt.
    »Idioten!« zische ich.

 
    Draußen

 
    D as Jagdmesser stecke ich in
die Gürteltasche. Ich prüfe, wie schnell ich es herausziehen kann, schiebe es
zurück und greife erneut danach. Okay, das funktioniert. Die Feldflasche hänge
ich auf die andere Seite, um das Gewicht gleichmäßig zu verteilen und den Griff
ans Messer nicht zu behindern. Wohin mit dem Proviant? Am besten in die großen
Taschen der Cargohose. Fertig!
    Kill hält mir wortlos das Funkgerät hin. Ich klippe
das Teil hinten am Gürtel fest. Dort stört es am wenigsten. Vermutlich werde
ich es nicht benötigen. Die Walkie-Talkies garantieren, dass wir uns im Notfall
nicht aus den Augen verlieren. Eine andere Stadt können wir damit nicht
erreichen, selbst wenn es sie gäbe.
    »Wir nehmen einen der hinteren Ausgänge«,
entscheidet Kill.
    Ich nicke und folge ihm. Mein Bauch kribbelt vor
Aufregung.
    Der Aufbruch hat sich verzögert, weil heute früh
zu viele Falkgreifer in der Nähe der Ernteburg gejagt haben. Die Götterfelsen
sind zwar normalerweise nicht ihr Jagdgebiet, aber Erikson wollte kein
unnötiges Risiko eingehen.
    Mir geht etwas Beunruhigendes durch den Kopf: Wenn
die Biester das nächste Mal auftauchen, werden wir uns einen sicheren Platz
irgendwo in den Bergen suchen müssen. Da können wir nicht in einem Gebäude
abwarten, bis sie wieder verschwunden sind. Bei dem Gedanken spüre ich ein
flaues Gefühl in der Magengegend. Andererseits habe ich Kill bei mir. Auf ihn
kann ich mich verlassen.
    Es ist bereits zehn Uhr, als wir endlich
aufbrechen. Die anderen Premium-Zöglinge schreiben zur selben Zeit ein Diktat.
Kurz schicke ich an Babette in Gedanken viel
Glück!
    Mein Glück geht neben mir. Verstohlen betrachte ich sein Gesicht im Profil, seine langen
Wimpern, die gerade Nase und das kräftige Kinn. Er bemerkt meinen Blick und
zwinkert mir

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