Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
Vom Netzwerk:
vor, du gibst
in ein Computersystem Wolfer ein und
schickst die Nachricht ab … kurz darauf liest der Empfänger auf seinem
Bildschirm Homo Sapiens .«
    »Etwa so einfach?«
    »Nö. Unsere Programmierer brauchten drei Tage, bis
es funktionierte.«
    »Ich dachte, ihr lebt technikfrei.«
    Kill rollt mit den Augen. »Wer verbreitet bei euch
eigentlich immer diese blöden Gerüchte?«
    »Keine Ahnung.«

 
    ***
    Neugierig betrachte ich den Gebirgsrücken vor
uns. Die schiefergrauen Felsen sind niedriger als die Nebelblau-Berge auf der
nördlichen Stadtseite. Schneespitzen und Bäume gibt es auch nicht, allenfalls Gras
und vereinzelte Sträucher.
    Es scheint, als wollten die Felsen sich vor
irgendetwas ducken. Sie wirken wie gigantische Blöcke aus gesplitterter
Schokolade. Die Brocken liegen hufeisenförmig in der Landschaft. Wir erzählen
uns, die Götter hätten hier Rat gehalten und dabei die Gebirgsspitzen platt
gesessen. An der Vorderfront des Bunkers Gute
Ernte kragt ein weiterer, abgebrochener Schieferfelsen aus der Landschaft.
Er ist viel höher als diese Berge hier, hat vier Steilseiten und es führt kein
Weg zu ihm rauf. Es heißt, das sei der Thron des obersten Gottes Pantokrator Sapiens , der dem Rat der
kleineren Götter gegenübersitzt.
    Wir nennen die Bergkette meist vereinfacht den »Götterrat«
und den separaten Felsen den »Götterthron«. Dass die Falkgreifer ihn mit einer
Kriegserklärung entweiht haben, ist eine ungeheuerliche Provokation.
Hinaufzuklettern und das Banner zu entfernen, wäre allerdings ein
Kamikazeunternehmen, denn wir dürfen den heiligen Felsen nicht beschießen, und
könnten unseren Gills deshalb keine Rückendeckung geben. Sie würden ziemlich wehrlos
am Kliff hängen. Die Greifer könnten sie gefahrlos von der Wand pflücken und
runterwerfen.
    Ebenso heilig wie der Pantokrator Sapiens ist
auch der Boden unter meinen Füßen. Jeder einzelne Gebirgsfelsen hat einen
Namen. Apollo ist der erste Berg. Wir
wandern von Westen nach Osten. Der Aufstieg zum Apollo erfordert keine Kletterkenntnisse. Nur das letzte Stück hat
steile Stufen und wir müssen über eine Kante steigen. Als ich oben auf dem Bergrücken
angekommen bin, schnaufe ich.
    Wir nehmen den Weg an der Nordseite und gelangen
an die gefurchte Steilkante des Berges. Wir befinden uns noch in Sichtweite des
Turms. Ob die Wachen uns beobachten? Ich sollte aufpassen, wohin ich trete,
sage ich mir und umrunde die erste von drei Gebirgsfalten.
    Hinter jedem Knick verschwinden wir kurzzeitig aus
dem Blickfeld der Turmwachen, tauchen aber nach wenigen Schritten wieder auf.
Hinter der letzten Falte befindet sich eine kleine Terrasse.
    Links ist der Fels jetzt tief eingekerbt.
    Upps, an
den Kerben geht es ziemlich tief runter, wie mir scheint. Ich blicke in einen
dunklen Schlund. Allerdings kann ich den Spalten bequem ausweichen, denn rechterhand
ist der Boden nun flach. Es scheint, als hätte ein Riese einen Fußabdruck
hinterlassen.
    Hinter der Terrasse kragen an der Südseite dicht
an dicht spitze Gesteinssplitter in die Höhe. Mannhoch. Kein bequemer Sessel für einen Gott, denke ich schmunzelnd.
    Wir passieren den Bereich und klettern an der
Nordseite zum Berg Moses.
    Ab jetzt wird es definitiv schwieriger. Das
nächste Stück ist steil. Wir müssen uns mit den Händen festhalten und hohe
Stufen erklimmen.
    Dahinter geht es einige Stufen wieder runter und
dann wieder rauf. Höher und noch höher.
    Ich schwitze und bin froh, als wir endlich oben
sind. Nun können wir eine Weile bequem wandern, denn Moses hat einen Kamm mit einem halbwegs bequemen Zickzackpfad. Von
hier aus hat man eine grandiose Aussicht zum Erntebunker, zur Stadt und zu den
Nebelblaubergen.
    Heute morgen habe ich mir beim Frühstück die Pläne
mit den Götterfelsen angesehen. Wir brauchen noch eine Weile, bis wir an unserer
nächsten Etappe, der Joshua-Schlucht, angekommen
sind.
    »Mir gehen die Kinder nicht aus dem Sinn«, reißt
Kill mich aus den Gedanken.
    Mir ist sofort klar, welche Kinder er meint. Ein
fürchterlich schlechtes Gewissen überrollt mich und nagt an meinen Eingeweiden.
Vermutlich hat er die ganze Zeit an die eingesperrten und gefolterten Greifer
gedacht, während ich, überwältigt von der Landschaft, die Felsen betrachtet
habe. Ich grübele hier oben über die Götter und ihre karstigen Sitzplätze,
während dort unten in dem schwarzen Bunker zwei kleine Kinder leiden. Meine
Wangen werden heiß vor Scham.
    »Kann ich eine kleine Pause

Weitere Kostenlose Bücher