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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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machen und was
trinken?«, frage ich verlegen.
    Er nickt.
    Ich setze mich auf eine Kante, strecke die Beine
und lege die Hände auf die kratzigen Felsen. »Was können wir tun?«
    »Vermutlich nichts«, antwortet er und breitet mit
einer hilflosen Geste die Arme aus. Er lässt sie wieder sinken. »Alleine kämen
wir nicht weit. Selbst wenn … du wärst auf ewig eine Gejagte. Sie würden an
jede Straßenecke Plakate mit unseren Köpfen kleben.«
    Die Plasmasolar-Poster, auf die er anspielt,
hängen überall, sogar in den Kapellen. Sie bedecken die Litfaßsäulen in unseren
Straßen und die zugemauerten Fenster. Außerdem liegen Digi-Karten in allen
öffentlichen Gebäuden aus. Wer darauf abgebildet ist, ist so gut wie tot.
Demoganier gelten als üble Plage. Sie sind zum Abschuss frei. Niemand aus der
Stadtbevölkerung wird ihnen Unterschlupf gewähren. Im Gegenteil. Hohe Kopfprämien
sind auf ihren Tod ausgesetzt.
    »Eine verfolgte und schließlich getötete
Demoganierin?« Ich schüttele den Kopf. »Das ist für mich keine Option.«
    Unruhig blicke ich mich um, linse zum blauen
Himmel. Hier in dieser Höhe wären wir ein ideales Ziel für die Greifer.
    Kill folgt meinen Blicken. Er scheint meine Angst
zu spüren. Seine Hand wandert zur Waffe an seinem Holster. »Die MP hat zwanzig
Schuss. Das genügt.«
    »Und, wenn nicht?«, frage ich und schraube die
Trinkflasche auf.
    »Greifer landen normalerweise nicht hier. Für sie
sind das Geisterfelsen.«
    »Ja, stimmt schon. Aber weißt du warum?«
    »Eure Götter hausen hier im Berginneren. Die
Greifer haben Angst vor ihnen.«
    Ich wische mir die schweißnassen Hände an der
Cargohose ab. »Könnten uns Wolfer begegnen?«
    Kill stellt ein Bein vor und nimmt eine lässige
Haltung ein. »Eher unwahrscheinlich. Was sollten sie hier holen? Steine?«
    Ich muss an den Schützen denken, der irgendwo von
hier oben geschossen hat, als der Greifer mich im Apfelbaum fast erwischt
hätte. »Wolfer könnten sich irgendwo in Höhlen oder Felsritzen verstecken,
plötzlich rauskommen und auf uns schießen.«
    Mit gerunzelter Stirn entkräftet Kill meine
Argumente. »Man erzählt sich bei uns, dass es in den Felsen geheime Höhlengänge
gibt. Aber wir würden sie nicht betreten. Die Alten sagen, dass es darin spukt.
Weiße Geister würden dort umherhuschen. Wolfer würden wie wir den Pfad über die
Berge nehmen. Doch dann kann man sie sehen. Und jemanden angreifen können sie
von hier oben auch nicht. Sie wären zu weit weg für gezielte Schüsse ins Tal.
Von daher wäre das reine Zeit- und Munitionsverschwendung.« Er strafft den
Oberkörper, dreht den Kopf in den Wind und schnuppert. Seine Miene verfinstert
sich.
    »Was ist?«
    »Ich rieche den Urin eines Tigare. Der könnte uns
allerdings gefährlich werden.« Kill reicht mir die Hand. »Wir müssen weiter. Du
sollst noch an einer Steilwand klettern üben, und bis zum Abend müssen wir
einen sicheren Übernachtungsplatz erreicht haben.«
    Ich folge Kill über den steinigen Pass. Wir
befinden uns noch immer auf dem Bergrücken, den wir Moses nennen.
    »Wo werden wir schlafen?«
    »An einer Felskante, nein, du schläfst. Ich wache.«
    Mein Herz beschleunigt. »Hast du das schon mal
gemacht?«
    »Ja, ich habe den Götterrat erkundet, als du krank warst.« Sein Gesichtsausdruck ist
undurchsichtig. Ist er enttäuscht, weil ich nachgefragt habe, oder macht er
sich Sorgen?
    »Ich werde ebenfalls Wache halten«, sage ich mit
Druck in der Stimme. »Vier Augen sehen mehr als zwei.«
    Nach einer Weile zeigt Kill nach vorne. »Da ist
die Schlucht zwischen Moses und Joshua. Der Weg darüber ist schmal und
hat einen etwa drei Meter breiten Spalt, über den wir springen müssen. Wir
gehen hintereinander rüber. Zähle erst die Schritte, die du bis zum Absprung
brauchst.« Er läuft los, beschleunigt und setzt über.
    Ich gehe bis zur Kante.
    »Sieh nicht runter! Dann kriegst du nur unnötig
Angst«, ruft er mir zu.
    Danke für
den Ratschlag . Ich habe auch ohne Hinzusehen eine Scheißangst. Was ist,
wenn ich’s vergeige? Blöde Frage, schelte
ich mich, dann bist du tot.
    Ich zähle zehn Schritte rückwärts, laufe und
springe.
    Kill zieht mich an sich. »Gut gemacht. Du hättest
noch mindestens zwei Meter Luft gehabt.«
    »Fünf Meter über einen Abgrund hüpfen? Ich bin
doch nicht lebensmüde?«, zische ich und tippe mir an die Stirn.
    Joshua hat
die Form eines riesigen, karstigen Backenzahns. Mir fällt auf, dass Kill die
ganze Zeit die Hand an

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