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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Hinter der Müllkippe gibt es
einen Wald mit einem Bach …«
    »Ach, da warst du. Da sollen sich Wolfer
herumtreiben. Prachtexemplare!«
    »Mir hat der Falkgreifer genügt, der mich töten
wollte.«
    »Wie hast du ihn erlegt?«
    »Gar nicht. Ein Wolfer hat sich um das Biest
gekümmert.«
    »Und der Wolfer?«, bohrt sie weiter. »Du hast ihn
hoffentlich nicht geküsst. Ihre Küsse sind tödlich.«
    Ich spüre, wie ich rot werde. »Dann kennst du ja
die Antwort, sonst läge ich wohl jetzt nicht hier.«
    Sie beugt sich vor und küsst mich auf die Wange. »Schade,
dass du auf Männer stehst. Und offenbar auch noch auf die ganz brutalen.«
    Ich huste vor Überraschung und spüre, wie mir eine
heiße Welle über den Rücken rollt.
    »Zieh morgen früh die Sachen an.« Sie zeigt auf
ein graugrünes Hemd und eine schwarze Hose. »Darin siehst du hoffentlich weniger
heiß aus. Ab Zone vier sind die Männer wilder. Ich kann dich nicht ewig beschützen.«
Sie zwinkert.
    »Kann ich mein Kleid noch gegen ein paar Stiefel
tauschen?«
    »Was für eine Schuhgröße?«
    »Neununddreißig.«
    »Du kannst meine alten haben. Ich bringe sie dir
morgen früh mit.«

 
    ***
    Zone vier ist ein Vorortbereich mit zugemauerten
Villen. Wir laufen die meiste Zeit durch abgedichtete Gräben und Tunnel. Die
Villen bekomme ich nur zu Gesicht, wenn wir aus einem Kellergang raus müssen,
um eine Kreuzung zu passieren. Es regnet und die Tropfen pladdern geräuschvoll
auf die Teerbohlen über unsere Köpfen. Wir meiden die Luftlöcher, durch die das
Wasser hereinschießt. Unter unseren Füßen steigt immer mehr Schlamm auf. »Scheiß
Wetter«, flucht Offizier Alf. Er läuft vor, sichert den Treppenaufgang und
fordert uns auf, ihm zu folgen.
    Wir ducken uns an eine Mauer. Über uns kreisen
hunderte von Falkgreifern. Ich kann mich nicht erinnern, dass der Himmel jemals
so überfüllt mit den Biestern war.
    »Los!«, brüllt der Offizier.
    Kim packt mich am Arm. Geduckt laufen wir über die
Kreuzung. Ein Falkgreifer sackt ab und zieht einen Kreis über unseren Köpfen. Die
Offizierin feuert einmal nach oben, aber der Greifer ist noch zu weit weg und
weicht geschickt aus.
    »Verflucht!«, schimpft sie, als sie keuchend auf
die anderen Seite läuft. »Ich habe unnötig Munition verschossen. Das Biest hat
mich provoziert.«
    Wir steigen die Treppe hinab, und damit zurück in
den Schlamm des Untergrundes.
    »Puh«, ich ziehe die Nasenflügel an. »Wie stinkt
das denn hier?«
    »Nach einem dreckigen Mutare-Nest würde ich sagen«,
grummelt Alf. »Der beißende Salmiakgestank kommt von ihrem Kot.«
    Ich unterdrücke ein Würgen. Der Gill bedeutet uns,
stehen zu bleiben. Er zerstört mit dem Gewehrknauf ein Schloss und stößt eine
Holztür auf, die in einen Nebengang führt.
    »Leuchte mal in die Ecke!«, fordert er Kim auf.
    Sie zieht einen Protektorstab aus dem Rucksack und
schiebt den Riegel am Schalter. Ein Lichtkegel zappelt an der Wand entlang,
lechzt über den Boden und stoppt dann in der hintersten Ecke.
    Ich spähe über ihre Schulter.
    »Wusste ich’s doch«, brüllt der Mann und setzt
sein Gewehr an. »Ein verdammtes Mutare-Nest.«
    In der Ecke liegen auf einem Müllhaufen aus
Matratzenresten, Holz und Styropor drei Eier. Sie haben eine Maserung wie der
Panzer einer Riesenschildkröte und sie sind so groß, dass sich ein kleines Kind
in der leeren Schale verstecken kann.
    Eine Salve aus dem Maschinengewehr donnert durch
den Kellergang. Ich halte mir die Ohren zu und starre gebannt auf die
berstenden Eier. Die Schalen brechen und die Splitter fliegen in alle
Richtungen. Doch statt gelbem Eidotter spritzt eine blutige Masse heraus, ich
sehe helle Reptilienhaut, einen rotgeäderten Schädel. Ein Arm rutscht aus einer
Schale, daran baumelt eine Hand mit gekrümmten Fingern. Ich erkenne rosafarbene
Krallen.
    Mir wird schlecht.
    Der Offizier läuft rückwärts aus dem Gang raus. »Dreck-Echsen!«,
schreit er. »Wir kriegen euch alle.«
    Wir rennen weiter. Mein Herz klopft bis zum Hals.
Noch nie habe ich ein Mutare-Nest gesehen. Das wäre also meine tägliche Arbeit
als Gill. Echsen-Mutanten jagen und ihre Nester zerstören. In der Dämmerung Falkgreifer
in Schach halten – abschießen wohl kaum, denn die Geflügelten sind zu klug, um
sich vor unsere Flinten zu werfen. Wir erwischen sie eigentlich nur, wenn sie
sich in irgendeinen Tunnel verirren.
    Wir überqueren eine kleine Kreuzung und laufen die
Treppe in den nächsten Kellerabgang. »Musstest du

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