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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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unbedingt weitere Munition
verschießen?« zischt Kim. »Wir hätten die Stelle markieren und melden können.
Den Dreck können die Kadetten erledigen. Spitzhacken genügen dafür.«
    »Ja, ich weiß. Ich hatte aber einfach Bock drauf«,
sagt der Offizier. Er grinst fies.
    »Glaubst du, dass es irgendwo Städte gibt, in
denen diese Mutanten nicht hausen?«, fragt Kim.
    »Keine Ahnung. Ich weiß ja nicht einmal, ob es
noch weitere Städte oder Siedlungen gibt.«
    »Also daran glaube ich schon. Warum sollten wir
die Einzigen auf diesem Planeten sein?«
    »Mir wurscht. Nee, lass die anderen Menschen mal
schön da, wo sie sind. Wir haben selbst nicht genug für uns.«

 
    Das Lager

 
    S chon eine Weile frage ich
mich, wie wir ungesehen von den Falkgreifern über die einsamen, ewig langen
Straßen zum Lager Gute Ernte gelangen
wollen. Wir treten zwischen zwei engen Häuserreihen hindurch auf eine geteerte
Straße. Kellerwege gibt es hier nicht mehr.
    Im Laufschritt geht es oberirdisch weiter. Hinter
dem letzten Stadtgürtel stehen die Häuser viel weiter auseinander. Sie wirken
verlassen und unbewohnt auf mich. Die Fensterscheiben sind eingeschlagen und
die Zäune zerbrochen, nirgends erblicke ich Menschen. Ein Haus ist am Dachstuhl
ausgebrannt. Die schwarzverkohlten Balken ragen in den Himmel. An die
Eingangstür hat jemand ein Schild mit der Aufschrift Sale! genagelt. Beklemmende Stille liegt auf den Straßen.
    Mein Herz beginnt zu klopfen. Ich wische mir die
schwitzenden Hände an den Hosenbeinen ab.
    Doch dann überqueren wir die Straße und steigen an
einem alten, von vier Gills bewachten U-Bahn-Schacht eine Treppe hinab. Dort betreten
wir einen Tunnel. Hier brennt Licht, der Weg ist unerwartet blitzsauber. Frauen
und Männer tragen abgedeckte Kisten an mir vorbei. Ich drehe mich nach ihnen
um, erkenne, dass sie in einem weiß gekachelten Gang verschwinden. Ich bin verwundert
über den sauberen U-Bahnhof. So etwas hatte ich hier nicht erwartet. Wir gehen
ein Stück weiter Richtung Gleise. Zwei Loren kommen uns entgegen und ein gutes
Stück dahinter noch zwei.
    Die größte Überraschung sind für mich jedoch die Waren
auf den stadteinwärts fahrenden Waggons. Die darauf gestapelten Holzkisten sind
beladen mit Kartoffeln, Äpfeln, Kohl, Tomaten und Steckrüben. Ich habe noch nie
so viel Obst und Gemüse auf einmal gesehen.
    Mir scheint, ich bin auf dem Weg ins Paradies. Die
Offizierin greift nach einem Apfel und wirft ihn mir zu. Ich beiße hinein,
schlucke süßsäuerlichen Saft. Im vergangenen Winter habe ich das letzte Mal
einen Apfel gegessen. Auf einer kleinen Adventsfeier. Pa:ris hat ihn mir auch
so zugeworfen. Und er hat dabei gelacht, weil bald die Schule für ihn endgültig
vorbei sein sollte und er die Aufnahme ins Elite-Corps bestanden hatte.
    Ich verwische den Gedanken an Pa:ris und trotte
den beiden Gills hinterher. Wir laufen den gesamten Tag neben den Gleisen
entlang. Der Tunnel scheint kein Ende zu nehmen. Manchmal schieben wir eine
Lore an oder helfen, den schweren Waggon über einen Berg zu rollen. Einmal
dürfen wir in einen leeren Wagen einsteigen und rasen mit ihm ein Stück
bergabwärts.
    Irgendwann kommen wir in einer riesigen Halle an.
Mir scheint, hier war früher einmal ein Hauptbahnhof. Wenig ist zerstört oder
zerfallen. Tageslicht fällt keines herein, aber die Station wirkt trotzdem nicht
so düster wie in unserem Bezirksbahnhof, denn unter dem Deckengewölbe befinden
sich unzählige Lampen, die alles taghell erleuchten. Gill-Einheiten patrouillieren
entlang der Gleise, sammeln sich hier und da, bewachen die Eingänge. Manche Leute
reisen ab, andere scheinen gerade anzukommen. Packer laden Waren auf die Loren und
rufen sich Befehle zu. Vorarbeiter halten Listen in der Hand.
    In all dem Gewusel und Gewirr scheint jeder zu
wissen, was er will und wo er hinmöchte. Nur ich starre verloren auf die
Szenerie. Dann blicke ich am Hallengewölbe hoch. Die riesige Uhr über mir scheint
schon seit Jahrzehnten nicht mehr zu funktionieren, ihre Zeiger sind
abgebrochen und auf dem Sims darunter nisten zwischen verbogenen Spikes gurrende
Tauben. Dreiste Viecher!
    »Da lang!« Kim schiebt mich energisch weiter. Wir
treten über eine breite Treppe an die Oberfläche. Ich folge der Offizierin auf
einen beleuchteten Platz, der mit hohen Mauern und demselben elektrischen Stacheldraht
gesichert ist wie unsere Stadtmauern. Hier kommen keine Wolfer und keine Tigare
rein, denke ich. Wir kommen aber auch

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