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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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sich jeweils zwölf Türen. Am Ende des Flures
scheint es in beide Richtungen weiter zu gehen, denn es sieht von meiner Position
so aus, als würden dort Gänge abzweigen. Von irgendwoher höre ich Geräusche.
Ich lausche. Aus dem Zimmer neben mir dringt leises Gemurmel. Am Ende des
Flures läuft jemand. Die Schritte nähern sich. Eine blonde Frau mit kurzen
Haaren biegt um die Ecke und kommt mir entgegen. Sie trägt dasselbe mausgraue
Kostüm wie die grauhaarige Hexe, jedoch hat sie darüber einen weißen Kittel
gezogen. Da sie den Kittel nicht zugeknöpft hat, flattert er bei jedem Schritt.
Die Frau tippt im Laufen auf einen Tablett-Computer. Dann ist sie bei mir und
hebt den Kopf.
    »Soraya Mistral, nehme ich an.«
    Ich knickse reflexartig. »Ja, ganz richtig.«
    »Weshalb sind Sie hier?«
    Verlegen starre ich auf ihr Namensschild über der
Brusttasche: Luise Reisle, Stationsleiterin/Aufseherin Nr. 7.
    »Also? Ich höre.« Sie wird ungeduldig.
    »Hoch… ähm.«
    »Sprechen Sie es ruhig aus. Hochverrat. So steht
es in ihrer Akte. Sie wurden aber nicht zu Gefängnis verklagt, sondern in
diesem Punkt begnadigt. Also ist es auch rechtlich betrachtet kein Hochverrat –
sondern Sie sind als erzieherische Maßnahme und zur Wiedergutmachung hier. Nun,
ich will von Ihnen wissen, was genau vorgefallen ist. Also?«
    »Ich habe unerlaubt die Stadt verlassen.«
    »Sie sind siebzehn Jahre?«
    »Ja.«
    »Dann verkaufen Sie mich nicht für dumm! Sie
können tun und lassen was sie wollen. Wenn Sie so leichtsinnig sind, die Stadt zu
verlassen – bitteschön! Nur Kindern ist es verboten, und die werden nicht
bestraft.«
    Betreten nicke ich. »Ich wollte nicht, dass jemand
es bemerkt und habe die Tür manipuliert. Meine Eltern hatten es mir strikt
verboten und sie hätten mich hart …«
    Reisle fängt an zu lachen. »Dumm gelaufen das
Rendezvous. Wollte Ihr Vater Sie hiermit bestrafen?«
    »Nein. Ich …«, in diesem Moment wird mir bewusst,
welch eine Kleinigkeit mein Leben zerstört hat. Eine Schraube in einer Tür. »Ich wollte wirklich nur den Wasserfall
sehen.«
    Sie runzelt die Stirn. »Ich kann es nicht leiden,
wenn man mich belügt.«
    Mir steigen Tränen in die Augen. »Es ist die
Wahrheit«, sage ich ganz leise. »Es ist Pa:ris’ Vater, Cesare Liberius, der…«
    »Der Statthalter von Bezirk drei?«
    »Ja.«
    Reisle überfliegt den Text auf dem Tablett. »Sie
sind mit Pa:ris Liberius verlobt.« Die Aufseherin pfeift leise durch die Zähne.
Dann hebt sie den Kopf, zieht eine Augenbraue hoch. »Mir scheint, Sie sind dem
Vater nicht gut genug.«
    Das ist es nicht, denke ich. Wenn es so wäre, dann
hätte Cesare mich nicht all die Jahre in sein Haus eingeladen. Cesare ist ein
harter und mächtiger Mann. Er duldet keinen Ungehorsam und keine Regelbrüche –
schon gar nicht innerhalb seiner Familie.
    »Ich bin ihm … zu … rebellisch«, antworte ich und
beiße mir auf die Zunge. Verdammt, jetzt ist es raus, das böse Wort, das wie
ein Fallbeil über mir schwebt.
    »Naja, wir werden sehen. Hat unsere Oberaufseherin
Sie hergebracht?«
    »Sie hat sich mir nicht vorgestellt.«
    »Frau Kasten. Eine dürre, moralinsaure Frau mit
grauem Knoten. Sie trägt nie ihr Namensschild.«
    »Ja, ich glaube«, versuche ich mich rauszureden
und spüre, wie ich erröte.
    »Mit der steht sich niemand gut. Trotzdem ist es
besser, Sie gehen ihr aus dem Weg. Wenn Sie sich hier gut führen, dann haben
Sie das nächste halbe Jahr nichts mehr mit ihr zu schaffen. Sie werden sehen,
die Zeit geht schneller rum, als Sie jetzt glauben.« Aufmunternd nickt sie mir zu.
»Na, dann kommen Sie mal mit!«
    Während ich ihr folge, zeigt sie nach rechts und
links und redet leise mit mir. »Das sind die Schlafräume. Hinter jedem befindet
sich ein Duschraum mit einer Toilette. Sie bekommen von mir zwei Sätze Arbeitskleidung,
ein Nachthemd, Unterwäsche und ein Kleid für den freien Sonntagnachmittag.« Sie
öffnet eine Tür, das Licht geht an, und ich betrachte staunend mehrere
Regalreihen mit säuberlich aufgereihter Kleidung. Es riecht nach frischer
Seife.
    Reisle wirft mir einen knappen Blick zu und geht
dann zielstrebig die Reihen ab. Als sie zurückkommt, hat sie den Arm vollgepackt
mit beigefarbener und olivgrüner Wäsche, manche Stücke sind auch mit beiden
Farben gefleckt. »Tarnkleidung. Sie werden sich schnell daran gewöhnen und noch
schneller begreifen, wozu sie gut ist.« Obenauf legt sie ein grünes Kleid. Mit
einem erneuten Blick auf mich,

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