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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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aufzusaugen,
während ich den vier Gill-Offizieren und den ihnen zugeteilten Erntearbeitern
folge.
    Wir erreichen eine Obstplantage, die sich am Fuße
einer kargen Felskette wie ein schmales Tuch durch die Landschaft schlängelt.
Jeder bekommt zwei Sammelbehälter in die Hände gedrückt. Erst wenn alle Körbe, Eimer und Kisten voll sind,
dürfen wir den Rückweg antreten.
    »Immer ein Gelber mit einem Schwarzen zusammen und
keine Gespräche während der Arbeit!«, befielt ein Offizier.
    Die Gelben, das sind die mit den gelben, rechteckigen
Emblemen »Gute Ernte« auf den Hemden. Ich gehöre dazu. Die Schwarzen, das sind
die Tagelöhner mit den weißen Nummern auf den schwarzen Armbinden.
    »Geht das auch ein bisschen schneller?«, brüllt
die einzige Frau unter den Offizieren. Fast ein wenig neidisch blicke ich auf
ihr goldenes GILL-Emblem, das in der Sonne verheißungsvoll glänzt – eines Tages
will auch ich so ein Emblem am Hemd tragen dürfen …
    »Ja!«, murmeln einige Frauen und Männer. Sie
halten die mitgebrachten Holzstangen hoch und rupfen mit den Eisenzinken, die
sich am oberen Ende der Stange befinden, hektisch die Äpfel von den Ästen. Die Früchte
fallen in kleine Leinensäcke, die an den Zinken der Harken hängen. Wenn die
Säcke voll sind, werden sie in die Körbe ausgeleert. Die Zöglinge aus dem
Erziehungsheim sammeln die zu Boden gefallenen Äpfel auf.
    Ich langweile mich bei der Arbeit und habe nach
kurzer Zeit das Bücken satt. Außerdem tut mir noch immer der Rücken weh.
    »Wer kann klettern?«, fragt eine Uniformierte und
zeigt mit ihrem Maschinengewehr auf einen kleinen Hain oberhalb eines Hügels. »Die
Bäume sind zu hoch für die Stangen.«
    »Ich!«, melde ich mich spontan, obwohl ich noch
nie auf einem Baum war.
    »Sonst keiner?«
    Betretenes Schweigen. Mir dämmert, dass ich einen
Fehler gemacht habe.
    »Freiwillige vor! Oder ich wähle aus.«
    Zwei Männer und eine Frau melden sich. Die
Offizierin pickt sich wahllos einen weiteren Mann aus der Gruppe.
    »Sie auch! Jeder ein Baum!«
    Wir folgen ihrem Befehl und marschieren los.
Wenige Minuten später stehen wir unter den Bäumen.
    »Ihr müsst hier mit Falkgreifern rechnen«, sagt
die Gill und zeigt zum Himmel. »Wir haben heute Quellwolken. Die sind ein gutes
Versteck. Ein Angriff ist jederzeit möglich.«
    Das ist also der Grund, warum niemand auf die
Bäume rauf will. Hier auf dem Hügel sind wir leichte Beute für die Biester.
Oben auf den Ästen können sie uns pflücken wie reifes Obst.
    »Bei einem Angriff drückt ihr euch an den
Hauptstamm, umklammert ihn und dreht den Kopf so, dass ihre Krallen euch das
Gesicht nicht zerkratzen können. Verstanden?«
    Niedergedrücktes Schweigen rings um mich herum. »Kann
ich anfangen?«, frage ich. Mein Überlebensinstinkt sagt mir, jedes Zögern kann
tödlich sein. Rauf da, Arbeit erledigen und runter – so schnell wie möglich.
    Die Offizierin starrt mich an. Schließlich nickt
sie und späht zum Himmel.
    Ich spucke in die Hände und nehme Anlauf, um den
untersten Ast zu erreichen. Dann hebe ich den Fuß hoch, schiebe ein Bein über
den Stamm und ziehe mich auf den Baum. Ich stelle mich nahe an den Hauptstamm
und stelle fest, dass die Ansage der Gill unglaublich dämlich war, denn die
Äpfel hängen außen. Ein Angreifer wird mich erwischen, bevor ich zum Mittelstamm zurückbalanciert bin.
    Fluchend halte ich mich am höhergelegenen Ast fest
und balanciere nach außen.
    »Hey, soll ich die Äpfel runterwerfen?«
    »Ja.«
    Verärgert nehme ich den ersten Apfel, ziele und
werfe ihn auf einen flachen Stein. Klasse, er zerspringt in zwei Hälften.
    Die Offizierin straft mich mit einem wütenden
Blick.
    »So nicht!«
    Sie hängt einen Eimer an den Haken einer Stange
und reicht ihn mir hoch.
    Ich greife nach dem Eimer und der Stange.
    Fragend sieht sie mich an.
    »Mit der Erntestange erreiche ich auch die Krone«,
sage ich und hänge sie mit Hilfe der Eisenzinken, die zum Pflücken gedacht
sind, an einen Ast.
    »Ah, ja.« Sie nickt.
    Mit einer Hand halte ich mich am Ast über mir fest
und balanciere so weit nach außen, bis ich die Äpfel erreiche. Zügig rupfe ich
sie ab und lege sie in den Eimer. Nach einer Weile beginnt mir die Arbeit sogar
Spaß zu machen.
    Der Eimer wird allmählich schwerer und schließlich
hänge ich ihn an einen abgebrochenen Ast nahe am Mittelstamm. Um nicht jedes
Mal hinzulaufen, werfe ich die Äpfel. Darin bin ich ziemlich gut. Ich treffe
fast immer.
    Ich habe den

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