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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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und drückt den
Knopf fürs Weiterfahren. Wir rumpeln mit einem Ruck in die Höhe.
    »Ich kenn’ dich!«, zischt er.
    Ruckelnd hält der Aufzug und die Tür geht mit
einem Zischen auf. Connor rollt vor, ignoriert mich.
    Ich kenn’
dich – was soll das heißen? Ist das eine Drohung oder eine Warnung?
    Mit schweißnassen Händen folge ich ihm. Wind bläst
hier oben in Böen und schiebt ein paar schwarze Regenwolken über den Himmel.
Connor rollt an den Rand eines gemauerten, mannhohen Wachturms, der sich an einer
Ecke der Außenmauer befindet. Das Flapp-Flapp der wehenden Fahne über mir
klatscht gespenstisch in meinen Ohren. Mich fröstelt.
    Die Schüler treffen mit abgehetzten Gesichtern ein
und stellen sich neben uns auf. Man sieht einigen von ihnen an, dass die vielen
Stockwerke sie an die körperlichen Grenzen gebracht haben. Sie keuchen. Ihre Wangen
sind gerötet.
    Ich blicke zu dem gigantischen Turm in der
Gebäudemitte hoch. Hier oben auf dem Dach wirkt er noch bedrohlicher. Im
Zwielicht der Morgensonne erscheint das dunkelgraue Gestein schwarz wie
Holzkohle. An einer der Schießscharten am Turm bewegt sich etwas. Ich blinzele.
Es ist die Spitze eines Gewehres. Ganz oben auf der Turmspitze stehen vier
Wachtposten mit MGs. Es muss also eine Wendeltreppe bis da rauf geben.
    In der Mitte befindet sich ein Fahnenmast. Wie aus
dem Nichts tauchen zwischen den Wachtposten zwei weitere Gills auf und hissen
eine schwarze Flagge mit unserem Symbol für die Menschheit: Ein weißes
Pentagramm, in dem ein muskulöser Mann mit gespreizten Beinen und gestreckten
Armen steht.
    Mein Blick wandert über die riesige Dachfläche des
Gebäudes. Die flatternden Fahnen an den Außenecken leuchten wie brennende,
feuerrote Fackeln.
    Wir warten, bis sich um den Mittelturm die
Kompanie aufgestellt hat. Vermutlich sind die meisten Gills in diesem Moment
hier oben.
    Wie auf Kommando zeigt sich eine Armada mit
hundert Falkgreifern am nördlichen Himmel. Sie müssen irgendwo jenseits der
Bergkette gestartet sein. Ihr »Schachahaaa« dringt kreischend zu uns herüber. Wie
ein aufgescheuchter Vogelschwarm fliegen sie im Zickzack langsam näher und
stoppen dann an einer unsichtbaren Grenze. Sie wissen offenbar, wenn sie noch näher
kommen, geraten sie in die Schusslinie unserer Waffen.
    »Aaachtung!«, donnert eine Stimme über den Platz. »Stillgestanden!«
    Die Gills entsichern ihre Gewehre, stellen sie
senkrecht und stampfen mit den Füßen auf.
    Die tiefstehende Morgensonne blendet. Ich lege die
Hand schützend gegen die Stirn. Am Dachaufgang erscheint der General, dem ich
gestern Abend in der beschlagnahmten Trainingshalle begegnet bin. Er ist
flankiert von zwei Offizieren. Hinter ihm geht in Fesseln und mit einem
schwarzen Sack über dem Kopf der Gefangene. Er stolpert, richtet sich wieder
auf. Sein nackter, ausgezehrter Körper ist schmutzig und glänzt vom Schweiß.
    Unmittelbar dahinter entdecke ich Erikson. Seine
Miene ist finster. Er hält den Gefangenen am Arm und schiebt ihn langsam zum
Exekutionsplatz – dieser besteht im Wesentlichen aus einer mannhohen Mauer
neben dem Mittelturm. Auf Kopfhöhe sind in die Wand Ringe und Ketten zum
Fesseln der Gefangenen eingelassen.
    »Festmachen!«, fordert der General Erikson auf.
Der Gefangene wehrt sich, indem er sich dreht. Da sehe ich seinen blutigen,
verkrusteten Rücken. Ich hatte es längst geahnt.
    Ein Raunen geht durch die Gruppe. Eine der Gills
kotzt.
    Sofort strömt ein infernalischer Gestank von
saurem Mageninhalt zu mir herüber. Mir wird speiübel.
    »Stillgestanden!«, brüllt erneut der General.
    Der Falkgreifer ist noch immer nicht an der Mauer
angebunden. Erikson nimmt ihm die Kapuze ab. Der Geschundene sieht zum Himmel
hoch. Er geht zwei Schritte rückwärts bis zur Wand und hört auf zu zappeln.
Ganz ruhig steht er da.
    Ich spähe zum Himmel. Seine Gefährten haben einen
weiten Kreis um das Gebäude gezogen. Ob sie wohl so gut sehen können wie ein
Adler oder Bussard? Dann werden sie sich jedes einzelne Gesicht merken und sich
irgendwann an uns rächen – so wie sie es mit Connor gemacht haben. Ich drehe
den Kopf und blicke zu ihm.
    Ausgerechnet diese winzige Bewegung zieht die
Aufmerksamkeit des Generals auf uns.
    Er starrt in unsere Richtung und marschiert uns
entgegen.
    »Connor Doubt?«
    »Ja, Sir.«
    »Nicht kaputt zu kriegen.« Der General lacht
dunkel. »Es wird Ihnen sicher eine Ehre sein, die Exekution durchführen zu
dürfen. Sozusagen als kleine

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