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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Wiedergutmachung.«
    Wortlos rollt Connor zum Turm. Ich bleibe an der
Außenmauer stehen und kralle die Fingernägel in die Handflächen.
    Connor nimmt das Gewehr, entsichert und zielt. Er
zögert. Dann lässt er die Waffe sinken.
    Überrascht brüllt der General. »Doubt?«
    »Auge um Auge. Macht ihm die Fesseln ab«, fordert
Connor.
    »Haha.« Der General lacht und winkt Erikson mit
einem Fingerschnippen erneut herbei. Dieser tritt näher und öffnet mit einem
Schlüssel die stählernen Fesseln. Rasselnd fällt die Kette zu Boden.
Augenblicklich reckt der Falkgreifer die Arme hoch, legt den Kopf in den Nacken
und stößt einen Schrei aus. »Schackkaaa.«
    Seine Gefährten über ihm erwidern den Kampfruf mit
schrillem Pfeifton.
    Connor setzt erneut das Gewehr an, zielt und
schießt. Die Patrone durchschlägt den Brustkorb des Greifers und reißt ein kleines,
dunkelrotes Loch in das nackte Fleisch. Der Gefangene sackt zusammen und bleibt
reglos liegen. Offenbar hat Connor das Herz getroffen.
    Der Himmel ist totenstill.
    »Guter Schuss!«, lobt der General. »Wegtreten,
Doubt!«
    Connor übergibt das Gewehr einem Offizier, wendet
den Rollstuhl und kommt zu mir zurückgerollt.
    Die Gills heben auf ein Kommando die Gewehre und
schicken eine donnernde Salve in den Himmel.
    Ich stecke mir die Zeigefinger in die Ohren, doch
zu spät, es pfeift und brummt bereits darin.
    Dann marschieren die Gills ab. Wir Zöglinge
beobachten, wie die Männer und ein paar Frauen im Gleichschritt in die
steinerne Festung Gute Ernte hinabsteigen.
    Meine Augen brennen, ich glaube, ich habe mir auf
die Zunge gebissen. Sie fühlt sich dick und taub an. Um meine Stirn hat sich
ein eiskalter Ring gelegt. Den Rest meines Körpers kann ich nicht fühlen. Ich
bin nicht in der Lage mich zu rühren. Wie schockgefroren stehe ich da und starre
auf den leblosen Körper, aus dem ein dunkelroter Blutfaden rinnt.
    Irgendetwas Weißes schwebt plötzlich vom Himmel
herunter. Es sind bedruckte Schnipsel. Handtellergroß. Ein Blatt landet direkt
vor meinen Füßen. Endlich kann ich mich aus meiner Starre befreien. Ich hebe
den Zettel auf. Auch die anderen Zöglinge greifen danach.
    »Liegenlassen, den Dreck!«, brüllt einer der
Offiziere.
    Verstohlen blicke ich mich um. Niemand ist hinter
mir. Ich stehe direkt an der Mauer. Connor blickt in einer andere Richtung, und
meine Neugier siegt mal wieder über meine Angst vor Strafe. Ich werde den Text
lesen. Später. Ich muss es einfach tun. Danach kann ich das Papier immer noch
im Klo wegspülen. Schnell zerknülle ich den Fetzen und schiebe ihn in den
Schaft meines Stiefels. Falls wir gleich abgesucht werden, dann hoffentlich nicht
dort.
    Hastig werfe ich einen letzten Blick auf den
Toten. Er liegt gekrümmt wie ein Embryo auf der Seite. Die Krallen zur Faust
geballt und ohne Flügel sieht er sehr menschlich aus.
    Hätte ich doch bloß nicht hingesehen.
    Mir ist
schlecht …

 
    3

 
    D a
zürnt der Götterbote und flucht:
    Ihr sollt
nicht länger die Herren sein!
    Das Getier,
das vergeblich euer Mitleid sucht’,
    wird nun
teilen euer menschliches Gebein.
    (Vers.
3065, Joshua F. Grey)

 

 
    Mörder

 
    I ch will nur noch weg von der
Leiche und dem hässlichen, grauen Dach. Meine Kopfhaut spannt und über meine
Arme zieht ein kalter Schauer. Mit zitternden Fingern rubbele ich darüber,
versuche vergeblich die Gänsehaut glattzustreichen.
    Connor macht mir Angst. Er hat getötet wie eine
Maschine. Äußerlich wirkte er dabei völlig emotionslos. Er hat das Gewehr
angelegt und nicht einmal geblinzelt. Der Schuss saß präzise wie ein
computergesteuerter Laserstrahl.
    So etwas hat er mit Sicherheit nicht zum ersten
Mal gemacht. Er ist ein eiskalter Killer. Ein Mörder. Nein, das ist er nicht, widerspricht mein fügsames Ich. Er ist ein ehemaliger Gill und er hat den
Tötungsbefehl eines Generals ausgeführt. Wenn du zum Corps gehörst, wirst du
dasselbe tun müssen.
    Gewöhn dich
schon mal daran!
    Trotzdem. Ich will Conner, den willigen
Vollstrecker, nicht ansehen. Nicht jetzt! Aber ich kann ihm auch nicht
entrinnen. Wir sind in Zweiergruppen aufs Dach rauf, und wir müssen auch so
wieder runter. Also warte ich auf sein Zeichen zum Aufbruch. Doch der
Scharfrichter sitzt nur reglos da und stiert auf die fallenden Papierschnipsel.
    Um mir keine Blöße zu geben, lege ich den Kopf in
den Nacken, blinzele zum Himmel und hoffe vergeblich, dass dadurch die Tränen,
die sich am unteren Augenrand sammeln,

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