Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
Vom Netzwerk:
die dich erwartet. Was dachtest du denn? Was du getan hast,
ist Verrat an der Menschheit und an Pa:ris.
    Heiße Tränen rinnen mir aus den Augenwinkeln. Ich
muss an etwas anderes denken. Und da ist noch etwas enorm Wichtiges, das ich
nicht vergessen darf. Etwas, das ich unbedingt erledigen muss. Was war das
bloß?
    Da fällt mir der Zettel ein, den ich in meinen
Stiefel gesteckt habe. Erschrocken bewege ich die Füße. Ich bin barfuß. Statt
Hemd und Hose trage ich ein Nachthemd. Irgendjemand hat mich ausgezogen. Ich
kann mich gar nicht erinnern, wann das geschehen ist.
    Bei allen
heiligen Göttern, derjenige muss den zerknüllten Papierfetzen in meinem
Stiefel gefunden haben. Das wird einen Riesenärger geben. Ich male mir in allen
Einzelheiten aus, wie mich Erikson und General Stone abwechselnd anschreien und
wie Frau Kasten mir mit ihrem spitzen Zeigefinger in die Rippen bohrt.
    »Sieee! Sie sind ein subversives Luder!«, brüllt
die dürre Hexe und spuckt mich an.
    »Kollaboration mit dem Feind nenne ich das. Darauf
steht die Todesstrafe«, sagt der General.
    »Man sollte Sie standrechtlich erschießen –
Exekution«, flüstert Cesare Liberius und streicht sich nachdenklich übers Kinn.
    Wo kommt der plötzlich her?
    Entsetzt reiße ich die Augen auf. Okay, Frau
Kasten steht nicht neben meinem Bett, und die anderen sehe ich auch nicht. Dann
habe ich vermutlich alles nur geträumt.
    Erleichtert schließe ich die brennenden Lider.
    Jemand nähert sich. Schuhsohlen tapsen, die Person
atmet schnaubend an meinem Ohr. Sie zieht mir das Fieberthermometer aus dem
Mund.
    »Zweiundvierzig Grad.«
    Kleidung raschelt, Wasser plätschert, irgendetwas
wird ausgewrungen. Ein nasser Lappen klatscht auf meine Stirn.
    Die Krankenschwester reißt das Laken zurück,
knöpft mein Nachthemd auf und legt mir feuchte, eiskalte Tücher auf die Brust.
Der Geruch von Essig beißt in meine Nase.
    Ich gebe mich wieder der Schwärze des Nichts hin.
Viele Stunden vergehen. Eine zeitlose Zeit treibe ich irgendwo im Weltall
zwischen den Sternen. Von irgendwoher höre ich Connors dunkle Stimme: »Siehst
du, wie sie glitzern und funkeln?«
    Erstaunen erfüllt mich. Alles, was Connor über den
Nachthimmel erzählt hat, ist wahr.
    Es ist so friedlich hier.
    »Komm, wir müssen zurück!«, ruft er, und er klingt
merkwürdig traurig.
    Ich will nicht gehen und zögere.
    Doch plötzlich geraten die Sterne in Bewegung, es
ist als würde ich mich ganz schnell um die eigene Achse drehen. Mir wird
schwindelig.
    Auf meinen Gedanken liegt dicker Nebel.
    Ein Vogel zwitschert hell und klar. Betörend
schön. Es könnte eine Lerche sein, denke ich, obwohl ich den Morgenvogel noch
nie singen hören habe und nun wirklich keine Ahnung habe wie sein Lied klingt.
    Das ist ein Traum. Ich erinnere mich, dass ich
krank bin. Langsam reiße ich mich aus dem Dämmerzustand. Der Vogel fliegt fort.
    Jemand hält meine Hand.
    Kill, mein
Liebster?
    Aber nein, er kann es nicht sein.
    Die Finger umschließen meine – so warm und
eindeutig zärtlich. Ein Daumen streicht über meinen Handrücken. Es sind
kräftige Finger. Eine Männerhand.
    Ich muss die Augen öffnen. Jetzt gleich.
    Meine Lider flattern, aber ich kann mich nicht
überwinden, das grelle Licht in meine Pupillen fallen zu lassen.
    »Soraya?«, dringt eine tiefe, vertraute Stimme
leise an mein Ohr.
    Langsam drehe ich den Kopf.
    »Hörst du mich?«, flüstert die Person.
    Ich nicke.
    »Versuch die Augen zu öffnen!«
    Endlich erkenne ich ihn , der mich sanft zurück ins Leben ruft.
    Es ist Pa:ris.
    Du hier?
    Ich träume wohl immer noch.
    »Aufwachen!«
    Mühsam sehe ich ihn an.
    Er sitzt in seiner dunklen Garde-Uniform auf einem
Stuhl neben meinem Bett. Sein Helm liegt auf dem Nachtschränkchen. Ich kann ihm
nicht in die Augen sehen. Wie unter Zwang starre ich auf seine Lederjacke.
Plötzlich rieche ich das Lederfett, ich sehe meine Zahnabdrücke auf dem
Jackenärmel, und ich fühle erneut die Schmerzen auf meinem Rücken, die er mir
angetan hat. Entsetzt stöhne ich auf und will meinen Arm zurück ziehen. Pa:ris
gibt nach, lässt meine Hand auf die Decke sinken, hält sie aber weiterhin fest.
    »Wie geht es dir?«
    »Beschischschen«, lalle ich mit dicker Zunge.
    »Das geht vorbei.«
    Er lächelt. »Ich habe gehört, dass du dich hier
ausgezeichnet geführt hast. Du sollst sogar gegen einen Falkgreifer gekämpft
haben.«
    Ich schüttele den Kopf, will reden, aber ich schaffe
es nicht.
    »Mit deiner Energie besiegst

Weitere Kostenlose Bücher