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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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dir verabschieden. Wir reisen heute wieder ab.«
    »Wohin gehtscht?«
    »Mach dir keine Sorgen. Es ist ein ganz ruhiger
Randbezirk. Trotzdem dürfen wir diese Bereiche nicht vernachlässigen. Es könnte
möglicherweise eine Taktik der Falkgreifer sein, sich an bestimmten Orten zu
sammeln. Wenn alle Gills hier sind, schlagen sie woanders zu. Das dürfen wir
nicht zulassen. Deshalb müssen wir immer in Bewegung bleiben.«
    Er beugt sich vor und drückt mir einen Kuss auf
die Stirn.
    »Denk dran, Weihnachten wird geheiratet«, versucht
er mich aufzumuntern.
    Weihnachten? Schweißperlen treten auf meine Stirn.
Vielleicht sehe ich ihn bis dahin kein einziges Mal mehr. Jetzt müsste ich ihm
sagen, dass ich ihn nicht heiraten will. Ich müsste ihm erklären, dass ich ihn
zwar über alles liebe, aber nicht genügend, um seine Frau zu werden. Aber wie
soll ich reden, mit einer Zunge, die wund und dick wie ein Gummiball ist?
    Schweren Herzens muss ich ihn ziehen lassen.
    Schweigen ist auch Lügen.
    »Nicht traurig sein.« Pa:ris interpretiert meinen
verzweifelten Blick offenbar gänzlich falsch.
    Er streichelt mir über den Arm. »Wo hast du
eigentlich den Armreifen gelassen, den ich dir geschenkt habe?«
    »Eingeschetscht.«
    »Du warst in Gefahr? Wobei hast du ihn eingesetzt,
und warum weiß ich davon nichts? Ist es im Kampf mit dem Falkgreifer geschehen?«
    Ich schüttele den Kopf.
    Nicht schon
wieder lügen.
    »Wie dann?« Auf seiner Stirn erscheint eine steile
Falte.
    »Schtraining.«
    »Beim Training?«
    Ich nicke.
    »Wieso habt ihr so hartes Training? Wer ist dafür
verantwortlich?«
    Oh nein. Das Gespräch nimmt eine unerwünschte
Wendung. Verzweifelt schüttele ich den Kopf.
    »Schwimmen.«
    »Du kannst doch gar nicht schwimmen.«
    »Jetscht scho.«
    Pa:ris grübelt. Er kneift die Augen zusammen. Dann
erhellt sich sein Blick. »Du hast den Schock-Mechanismus ausgelöst, weil du
Angst hattest zu ertrinken?«
    Erleichtert nicke ich.
    Er überlegt. Ich sehe ihm an, dass er mich fragen
will, wie der Reif dabei zerstört werden konnte. Hoffentlich muss ich das nicht
auch noch erklären. Mittlerweile glühe ich und mein Hemd ist nass geschwitzt.
Ich will nur noch die Augen schließen und in Gedanken mit Kill über eine grüne
Wiese laufen … und die fürchterlichen Halsschmerzen vergessen.
    »Naja, das erzählst du mir mal genauer, wenn dein
hübscher Mund wieder mehr als nur brabbeln kann.«
    Habe ich da einen süffisanten Unterton heraus
gehört? Ich japse nach Luft. Ich muss es ihm sagen. Jetzt! Er muss wissen, dass
ich nicht seine Frau werden will.
    »Paarisch!«
    »Schon gut. Überanstrenge dich nicht. Wir sehen
uns.«
    Er erhebt sich und geht.
    Hilflos lasse ich meinen ausgestreckten Arm
sinken.
    An der Türschwelle begegnet er Babette. Er grüßt
mit der Hand über der Brust, dreht sich noch einmal nach mir um und zwinkert. »Weihnachten
wird geheiratet.«
    Babette schlägt kichernd die Hände vor den Mund
und tritt näher.
    »Oh mein Gott, was habe ich da gehört? Ihr
heiratet. Das ist ja wunderbar!«
    In mir keimt der Verdacht, dass sie sich so für
mich freut, weil sie darin die Erfüllung ihrer Träume sieht. Himmel, warum hat sie es eigentlich so
eilig mit dem Heiraten? Sie sieht umwerfend gut aus – wenn sie hier wieder raus
ist, kann sie jeden wählen und sich Zeit lassen.
    Sie stupst mich am Arm und setzt sich auf den
Stuhl. »Na, nun mach doch nicht so ein säuerliches Gesicht. Weihnachten ist doch
schon bald.«

 
    Vernichtende
Worte

 
    D rei Tage später sind die
wirren Träume vorbei, aber dafür quäle ich mich umso heftiger in den
Wachphasen.
    Die Hochzeit ist also beschlossene Sache. Pa:ris
und ich – wir werden ein Paar. Vor Weihnachten werde ich keine Gelegenheit
bekommen, mit ihm zu reden. Und das bedeutet, ich werde mich fügen müssen. Ich
kann ihn nicht dem Hohn und der Blamage seiner Familie, seiner Freunde und
seines Regiments aussetzen und im letzten Moment »nein« sagen. Er hat viel für
mich getan, er hat mein Leben gerettet. Ohne seine Liebe gäbe es mich nicht
mehr. Dafür muss ich ihm dankbar sein.
    Immer wieder bete ich mir das vor. Vorwärts und
rückwärts.
    Wenn ich mir jedoch vorstelle, er will von mir
das, was ihm als Ehemann zusteht, dann fühlt es sich falsch an. Ratlos schüttele
ich den Kopf. Sollte meine Hingabe nicht ganz und gar von dem Gedanken und dem Gefühl »ja, ich will – ich will dich« getragen sein? Aber das kann ich mir nur mit Kill
vorstellen. Ich

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