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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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dass du lernst, deine Gefühle zu
verbergen. Jederzeit. Auch vor mir. Niemand darf wissen, wie wir zueinander
stehen. Ich will nicht plötzlich von Pa:ris und seinen Gefolgsleuten gejagt
werden. Ich habe mich erkundigt. Der Kerl ist ziemlich mächtig.« Er kneift die Augen
zusammen. »Und du bist wie ein junger Hund, viel zu spontan und ungestüm. Das
lenkt dich vom Wesentlichen ab. Ich bin hier, um dich zu trainieren. Jede
Sekunde, die du nutzt, erhöht deine Überlebenschance.«
    »Was ist passiert?«
    »Was soll schon passiert sein? Die Falkgreifer
werden immer übermächtiger und eure Generäle sind vom Hass infiziert und
verblendet.«
    Ich trete von einem Bein aufs andere. »Du hast
also von der Aktion auf dem Dach erfahren.«
    »Sprich es ruhig aus! Es war keine Aktion. Es war eine Exekution .«
    »Aber ich …«
    »Nein, jetzt hörst du mir mal zu!«, unterbricht er
mich. Seine Augen funkeln dunkel.
    »Ihr spielt euch auf, als seid ihr die Herren hier
auf dieser Welt. Aber das seid ihr schon lange nicht mehr. Im Gegenteil. Ihr
seid erbärmlich schwach. Das Einzige, was euch stark macht, sind eure Waffen.«
    »Wenn du so über uns denkst, warum bist du dann
hier?« Ein Tränenschleier trübt meine Sicht.
    »Weil ich einen Auftrag habe.«
    »Und der lautet?«
    Kill macht eine ausladende Handbewegung. »Hier in
diesem Raum werden die nachrückenden Kämpfer selektiert und ausgebildet. Feige,
herzlose Monster.«
    »So denkst du also über mich?«
    »Nein, aber so denke ich über einige Gills, die
unerlaubt unsere Wälder
durchstreifen. Seit Erikson hier arbeitet, bewegt sich was.« Kill schluckt
hart. »In ein paar Jahren können wir vielleicht ernsthaft über
Friedensverhandlungen nachdenken … Wolfer und Menschen … und irgendwann auch …
die Falkgreifer dazu holen.«
    »Die Greifer? Bist du verrückt? Die haben uns
gerade demonstrativ den Krieg erklärt.«
    »Haben sie nicht.«
    »Oh doch. Hast du das Banner am Steilfelsen nicht
gesehen?«
    »Stopp! Soraya.« Er setzt einen Schritt rückwärts
und hebt beide Hände. »Denk nach! Seit es die Falkgreifer gibt, lebt ihr im
Krieg mit ihnen. Seit es uns gibt, führt ihr Krieg gegen uns. Ihr bekämpft
alles, was anders ist. Ist das richtig?«
    »Woher willst du wissen, dass wir angefangen
haben? Diese Stadt hat schon immer uns gehört.«
    »Okay, lassen wir das. Es führt zu nichts.« In
seinen Augen zeigt sich ein glasiger Schimmer und der warme Braunton scheint zu
erlöschen. Ich habe das Gefühl, ihn verloren zu haben – für immer.
    Betroffen senke ich den Kopf. Der augenblicklich
einsetzende Schmerz in meiner Brust ist so gewaltig, dass ich nur mit Mühe ein
Schreien unterdrücken kann. Ich beginne am ganzen Körper zu zittern.
    »Du träumst von Frieden?«, flüstere ich weinend.
    »Ja.«
    »Ich auch. Seit ich dir begegnet bin, träume ich
ununterbrochen davon, angstfrei mit dir durch einen Wald laufen zu können.«
    »Glaub mir, das wird möglich sein. Eines Tages«,
haucht er mit seiner tiefen, warmen Stimme.
    Er fasst unter mein Kinn, hebt meinen Kopf. »Wolfer
töten in erster Linie aus Hunger und um ihr Rudel oder Revier zu verteidigen.
Ich kann nicht für jeden einzelnen sprechen. Auch nicht für alle Rudel. Sicher
gibt es vereinzelt Wolfer, die Spaß am sinnlosen Töten haben. Zweifelsohne gibt
es auch verdammt viele Menschen, die einfach nur zum Vergnügen jagen und töten
… zum Beispiel tötet ihr uns.« Seine Augen blitzen dunkel und herausfordernd. »Kapier
endlich, wir sind keine Bestien. Wir sind nur anders.«
    Ich schluchze auf. »Das weiß ich doch längst.«
    »Raya, wir brauchen jeden einzelnen, wenn mein
Traum von einem Friedensabkommen wahr werden soll.«
    »Und was muss ich dafür tun?«
    Er tippt mit dem Zeigefinger gegen meine Stirn. »Überlass
das Denken nicht alleine den Generälen!«
    Ich schüttele den Kopf. »Ehrlich, ich weiß bald
gar nicht mehr, was ich denken soll.«
    »Im Zweifel frag dein Herz!«
    »Und du glaubst, dann kann ich nichts falsch
machen?«
    Zaghaft strecke ich meine Hand aus, berühre seine
Brust. Er legt seine warme Hand darüber. Augenblicklich flutet eine Hitzewelle
meinen Körper. Was gäbe ich darum, ihn jetzt küssen zu dürfen.
    »Lass uns eine Pause machen und was essen. Du
siehst etwas blass um die Nase aus.«
    Ich nicke zustimmend und mein Magen beginnt auf
Kommando zu gluckern.
    »Eine gute Idee«, beeile ich mich zu sagen, damit
er das peinliche Rumpeln nicht hört.
    Kill dreht den Kopf und hebt

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