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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmore Leonard
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Onkel ist?«
    »Ist er«, sagte Dewey, »und ich bin der einzige Verwandte, den er noch hat. Ich komme aus Florida – er wusste, dass es da unten noch ein paar Crowes gibt, aber es hatte sich nie jemand bei ihm gemeldet. Als ich hierhergekommen bin und mich vorgestellt habe, hat der Alte ganz feuchte Augen gekriegt und mich an die Brust gedrückt. Er sagte: ›Noch nie in meinem Leben habe ich dringender einen Verwandten gebraucht als jetzt.‹«
    »Warum das?«, fragte Carol.
    »Ich glaube, er wollte sagen, dass sein Ende nah ist, dass sein müdes altes Herz ihm sagt, dass er in nicht allzu ferner Zeit unter der Erde liegt. Sie wissen doch, Pervis hat dieses farbige Mädchen, das seit Jahren für ihn arbeitet? Ihr will er auch was hinterlassen, den ganzen Schmuck, den er noch aus seiner Ehe übrig hat.«
    »Welch Überraschung«, sagte Carol, »dass da plötzlich ein waschechter Verwandter auftaucht. Warum glaubt er Ihnen?«
    Dewey, dem ihr Tonfall nicht behagte, fragte zurück: »Warum nicht? Wir sind schließlich beide Crowes. Er weiß, dass noch ein paar entfernte Verwandte in Florida leben. Als ich mit meinen Alligatorenzähnen um den Hals hier aufgekreuzt bin, wusste er gleich, dass ich ein Crowe aus dem Süden bin.«
    »Worauf Sie offensichtlich stolz sind«, sagte Carol. »Gehen wir mal davon aus, er glaubt Ihnen. Wenn er seiner ehemaligenPutzfrau schon Schmuck vererbt, was bekommen Sie dann?«
    »Das geht Sie gar nichts an.«
    Sie roch gut, aber ihr Tonfall gefiel Dewey nicht.
    Carol fragte: »Casper, wie viel hast du mit dem Verkauf deiner Berge verdient?«
    Casper sagte: »Du solltest doch am besten wissen, wie viele Millionen das waren. M-T Mining begleicht alle meine Rechnungen. Ein Haus habe ich mir gekauft, und das Auto hier.« Casper fuhr fort: »Schon mal von einer Limo gehört, die hundertvierzig Meilen pro Stunde schafft? Sobald man auf dem Highway ist, ist es egal, wohin man fährt – es ist immer ein irrer Trip.«
    »Was für ein Motor ist hier drin?«
    »Ich glaube, sie haben nur den getunt, der sowieso schon drin ist.«
    »Ich habe einen Hornet, Baujahr 87«, sagte Dewey. »Der Öl verliert.«
    Carol fragte: »Was für einen Wagen fährt Pervis?«
    »Einen alten Ford mit Kompressor.«
    Carol meinte: »Pervis überrascht einen immer wieder.«
    »Er hat mehr Kohle als Gott, was er aber niemals an die große Glocke hängen würde.«
    Carol fragte: »Hat er Ihnen gesagt, dass er Ihnen seinen Berg vermacht?«
    Dewey grinste. »Das haben Sie jetzt gesagt.«
    Nun baten sie ihn darum, wieder auszusteigen, Ms. Conlan meinte, sie müsse sich fertigmachen, um wieder reinzugehen und weiterzudiskutieren.
    Casper sprang aus dem Wagen und hielt Dewey die Tür auf, Dewey spürte Carols Hand auf der Schulter.
    Carol sagte: »Casper lässt Sie sicher bald mal in seiner Wahnsinnslimousine mitfahren.«
    Casper zuckte mit den Schultern.
    »Sobald Sie den Berg haben, schenken wir Ihnen eine genauso geile Limousine«, sagte Carol. »Tschüsschen.«
    Casper hüpfte wieder hinein und der Schlag ging zu.
    Dewey drehte sich um und sah, dass Raylan ihn beobachtete.
    »Haben Sie gehört, was sie gesagt hat?«
    »Nicht alles«, sagte Raylan. »Ich glaube, sie wollte sagen, dass sie sich nicht sicher ist, ob der Berg dir wirklich mal gehören wird.«
    »Ich hab ihr gegenüber aber auch nicht behauptet, dass das der Fall sein wird.«
    »Sie kann Gedanken lesen.«
    »Ihr Tonfall hat mir gar nicht gefallen«, sagte Dewey, »so, als ob ich ihr Angestellter wäre. Sie hat mir angeboten, mich nach Hause zu fahren, aber ich habe abgelehnt. Ist mir nicht leichtgefallen. Hatte die ganze Zeit ihr Parfum in der Nase, das hätte ich den ganzen Weg bis nach Harlan riechen können. Aber mir sind Leute lieber, die mir glauben, wenn ich ihnen was erzähle, und die sich nicht so aufplustern.«
    »Hast du Carol gesagt, dass du den Black Mountain kriegst?«
    »Nein, habe ich nicht, nicht direkt. Ich habe ihr gesagt, dass ich Pervis’ Erbe bin, und dann ist sie von selbst draufgekommen.« Plötzlich verzog Dewey das Gesicht, als ob er Schmerzen hätte. »Ich hoffe, mein Hornet gibt nicht während der Fahrt den Geist auf, sonst ist der Alte für den Rest seiner Zeit auf Erden sauer auf mich. Ich glaube, ich sollte mich ein bisschen um den Alten kümmern, dafür sorgen, dass er diese Welt mit einem Lächeln auf dem Gesicht verlässt.«
    Raylan fragte: »Fährst du jetzt hoch nach Stinkin Creek?«
    »Seit seine Jungs umgebracht worden sind, ist

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