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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmore Leonard
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oder? Ich dachte, der ist längst weg. Was will er, Rache? Entweder Boyd kommt aufden elektrischen Stuhl oder, wie heißt er noch, Hazen?, erschießt ihn.«
    Casper sagte: »Oder er erschießt euch beide, schließlich wart ihr beide da.«
    Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
    Casper sagte: »Otis hatte es ja angeblich auch auf euch beide abgesehen.«
    »Warum hacken bloß alle auf mir rum?«, sagte sie in normalem Tonfall. »Wir gehen jetzt wieder rein, ich rede fünf Minuten zum Aufwärmen und hole einen Teil der Leute auf meine Seite, dann werden die mitfühlenden Seelen ihr Glück versuchen. Warum ich bloß ein Gebirge in eine Dünenlandschaft verwandeln will? ›Leblose Dünen‹, hat mal einer zu mir gesagt. Bei mir geht das ganze Gewäsch da rein und da wieder raus. Alles, was ich weiß, ist, dass wir die Schönheit und Großartigkeit der Natur verheeren und Gottes Idee von einem hübschen Fleckchen Erde in Schutt und Asche legen ... Aber es ist nun mal ein Fleckchen, das voller Kohle steckt.«
    Raylan hörte ihr zu und betrachtete sie dabei, wie sie sich eine Zigarette anzündete.
    Casper sagte: »Und dann zauberst du dir wieder diesen merkwürdigen Ausdruck aufs Gesicht.«
    »Nicht merkwürdig, sondern wissbegierig: Moment mal, war es denn nicht der Herrgott selbst, der unter diese Schönheit die ganze Kohle gelegt hat?«
    »Dieser Einwand lässt ihre Argumentation in sich zusammenfallen«, sagte Casper.
    »Ich könnte sagen: ›Teufel noch eins, wenn Gott selbst die Kohle da hingelegt hat.‹ Oder: ›Verflucht, will Gott die Kohle dort vor uns verstecken?‹ Ich lächle: ›Spielt er Spielchen mit uns?‹ Ich sage ihnen: ›Sie rauszuholen, gibt euch Männern Arbeit und hält eure Häuser warm.‹ Und ich zähle sämtliche Vorteile der Kohle auf.«
    Sie wandte sich an Raylan. »So, ich bin aufgewärmt. Wie sieht’s bei Ihnen aus? Moment, ich probier noch mal was: ›Wie geht’s, wie steht’s, Großer? Das kommt ganz natürlich aus mir raus, wegen meiner Herkunft.« Sie fragte Raylan: »Wollen Sie nichts dazu sagen? Mein Schutzmann, mein wortkarger Ein-Satz-Marshal?«
    Raylan sagte: »Mir ist noch nichts eingefallen, was es wert wäre, ausgesprochen zu werden.«
    »Da war’s wieder. Sie äußern sich immer nur in einem Satz. Sie laufen mit ausdruckslosem Gesicht durch die Gegend, während Ihr Kopf Ihnen ständig Schlagfertigkeiten eingibt.«
    Raylan sagte: »Warten Sie, bis ich das Art erzähle.«
    Carol sagte: »Sehen Sie?« Und dann: »Wenn ich meine lästige Pflicht erledigt habe, fahren wir zurück zum Haus – da, wo Sie mich abgeholt haben und mir vorführen wollten, wie klug Sie sind. Aber so richtig geklappt hat’s bislang nicht, oder?«
    Raylan sagte: »Wenn ich Sie nach Woodland Hills zurückgefahren habe, ist mein Einsatz vorbei, oder nicht?«
    Carol sagte: »Diese Entscheidung überlasse ich Ihnen.«

Einundzwanzigstes Kapitel
    S ie redete während der ganzen Fahrt zurück nach Woodland Hills.
    »Fragt mich doch diese Frau: ›Was ist los mit Ihnen, sehen Sie nicht gerne Schönes?‹ Als wäre ich farbenblind und würde der Natur nicht die geringste Wertschätzung entgegenbringen. Ich war versucht, meine übliche Antwort zu geben: ›Wollen Sie lieber die schöne Aussicht oder einen Job für Ihren Mann?‹ Aber ich habe was Neues probiert und ihr zugestimmt: ›Natürlich wäre mir die schöne Aussicht lieber. Dann würde ich zusehen, wie die Arbeit voranschreitet und wie Ihre Ehemänner diese gigantischen Maschinen bedienen, und nur eine Frage würde mich umtreiben: Wie lange werden wir brauchen, um die Großartigkeit der Natur wiederherstellen zu können, Heimat für unsere Freunde, die Tiere?‹ Keine Ahnung, warum ich das gesagt habe, ist mir einfach so rausgerutscht. Weswegen ich hinzugefügt habe: ›Und Heimat für manche Tiere, die nicht unsere Freunde sind, wie Stinktiere.‹«
    In der Limousine auf der Rückfahrt zu Carols Haus sagte Raylan: »Sie hätten sich in diesem Moment noch die Nase zuhalten können.«
    »Wäre das nicht übertrieben gewesen?«
    »So hätten Sie«, sagte Raylan, »sogar die zum Lachen gebracht, die gar nicht gemerkt haben, dass Sie sie verarschen.«
    Bis sie die Auffahrt zu der Villa hinauffuhren – Boyd beobachtete beide im Rückspiegel –, sagte daraufhin keiner mehr etwas. Dann aber wandte sich Carol an Raylan: »Ich will, dass Sie noch mit reinkommen.«
    Zu Boyd sagte sie gar nichts. Sie ließ ihn einfach sitzen.
    Sie führte Raylan in ein

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