Raylan (German Edition)
obwohl er, sobald die Zeit gekommen war, den Berg Rita schenken wollte, die ihn so lange behalten würde, bis sie keine Lust mehr hätte, ständig Angebote dafür zu bekommen, und am Ende einfach das beste annehmen würde. Die Typen würden bei ihr Schlange stehen, und sie würde den einen oder anderen mit nach Hause nehmen, nur so zum Spaß, dennSpaß war ihr Naturell. Er würde gern erleben, wie Raylan auf Rita reagieren würde, sollte sie jemals Interesse an ihm zeigen. Gerade aber ging Raylan dicht hinter Ms. Conlan durch die Menge, während Casper versuchte, Schritt zu halten.
Pervis ließ Dewey Zeit, seinen alten Onkel zu entdecken und sich durch die Menschenmenge auf ihn zuzuschieben.
»Du hast dich ja richtig schick gemacht«, sagte Pervis. »Geht’s dir gut?«
Dewey sagte: »Ja, Sir, ich bin stolz, dass Sie mir mit dem Berg vertrauen.«
»Ich be traue dich mit ihm«, sagte Pervis. »Das heißt nicht, dass ich dir ver traue.« Sollte der Dummkopf das erst mal verdauen. »Ich habe was mit dem Herzen«, sagte Pervis, »das mich jederzeit töten könnte. Meinen Notar habe ich bereits aufgesucht und dich als Erben eintragen lassen. Du erzählst ja niemandem davon?«
Dewey sagte: »Nein, Sir, ich schwöre auf die Bibel.«
»Stell dir vor, einer von der Itakermafia hat dich geschnappt. Hält deine Hand ins Feuer, damit du ihm dein Geheimnis verrätst.«
Dewey schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte Pervis, »der Itaker sagt, dass er dir die Eier abschneidet und an die Eichhörnchen verfüttert, wenn du nicht mit der Sprache rausrückst.«
Jetzt schien Dewey kurz zu schlucken, dann aber straffte er seine schmalen Schultern in dem geliehenen Anzug und sagte: »Onkel, das hier geht außer mir niemanden etwas an.«
Sie saßen in der Turnhalle und hörten sich die erste Hälfte der Versammlung an, Dewey rutschte neben Pervis gelangweilt auf seinem Stuhl herum, Pervis beobachtete aufmerksam, wieMs. Conlan für die zuhörenden Trottel in eine weichere Aussprache verfiel, um an ihre Herkunft aus den Südstaaten zu erinnern. Dann überließ sie Raylan die Bühne, und der zog ihr den Boden unter den Füßen weg, Pervis dachte nur: Schön für dich, Junge. Aber Ms. Conlan würde ohnehin nicht den geringsten Schaden nehmen. Sie hatte den Kohlekumpeln lediglich den Helden gegeben, den sie brauchten. Sie war nicht da, um Konflikte zu lösen – schließlich verkörperte sie den Kohlekonzern.
Nach der ersten Hälfte der Veranstaltung fragte Dewey Pervis, ob er etwas trinken wolle, er habe Whiskey im Auto.
Pervis sagte: »Trinken wir einen, danach fahre ich nach Hause.«
»Aber Sie sind doch in Caspers Limo gekommen«, sagte Dewey, »und haben gar kein Auto dabei.«
»Das stimmt«, sagte Pervis. »Ich nehme einfach deins und lasse es vorm Dairy Queen stehen.«
***
Carol saß mit Casper in dessen Limousine und rauchte eine Zigarette, während in der Halle die Umweltschützer, die Todfeinde des Gipfel-Bergbaus, den Leuten ihre Argumente darlegten.
Casper meinte: »Wie willst du die Unternehmensseite vertreten, wenn du dir gar nicht anhörst, was sie zu sagen haben.«
»Sie finden, es ist eine Schande, dass wir unsere Berge kahl rasieren«, sagte Carol. »Unsere schöne Landschaft ist am Arsch. Bäche und Flüsse sind auf einer Länge von insgesamt zwölfhundert Meilen mit Geröll verfüllt. Abraum landet auf ihren Häusern. Hab ich alles schon gehört.«
»Und Überflutungen«, sagte Casper. »Wenn man den Wald abholzt, ist nichts mehr da, das den Regen auffängt und das Wasser aufsaugt. Weißt du eigentlich, dass von den nackten Berggipfeln die Tiere runterkommen? Füchse, Stinktiere, Koyoten. Einer hat mir mal erzählt, dass er den Müll auf sein Hausdach stellen muss, damit die Bären nicht drankommen.«
Carol sagte: »Wirklich, hier gibt’s Bären?«
»Die Detonationen verursachen Schäden an den Häusern in der Region, die Fundamente bekommen Risse – dein Haus steht doch auch in der Nähe eines Tagebaus –, was einen neunzigprozentigen Wertverlust bedeuten kann. Ihr Haus ist aber alles, was die Leute hier haben.«
»Kohle ist ihr Leben«, sagte Carol, »seit Generationen. Von mehr Arbeitsplätzen habe ich bereits gesprochen. Gebt uns die Berge, und wir geben euch Jobs.«
»Du bietest nicht genug. Verliert ein Mann seine Arbeit, gerät er mit seinen Kreditzahlungen in Rückstand, und die Bank schnappt sich das Haus. Fragen zum Thema Gesundheit werden auch noch kommen«, sagte Casper. »Immer mehr Kinder
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