Raylan (German Edition)
treibt.«
Rita sagte: »Was genau soll denn diesmal in den Sand gesetzt werden?«
Rita war einfach unglaublich klug.
Eine Minute später rief sie zurück. »Er hat rumerzählt, er sei in Harlan. Ab mittags sitzt er im Dairy Queen und nimmt Bestellungen entgegen.«
»Richtig, er verkauft ja jetzt Whiskey.«
***
Punkt zwölf Uhr mittags rief Pervis Deweys Handynummer an. Mit genervter Stimme sagte Dewey: »Ja?«
Pervis sagte: »So meldest du dich also am Telefon?«
Stille. Dann war Dewey wieder da, diesmal etwas enthusiastischer. »Onkel Pervis, sind Sie das?«
»Du erkennst mich an der Stimme?«
»Ja, Sir, und ich freue mich, sie zu hören.«
»Fährst du morgen nach Cumberland, zu dieser Versammlung?«
»Was für eine Versammlung?«
Pervis sagte zu dem Taugenichts: »Die in der Highschool. Ich sehe dich also dort?«
»Ja, Sir, ich hatte schon dran gedacht hinzugehen.«
»Was machst du in Harlan, Junge?«
»Schnaps verkaufen, den ich in Cumberland besorge und dann im Preis hochsetze.«
»Und, wie läuft das Geschäft?«
»Ich mache mindestens zwei Dollar Gewinn pro Flasche.«
Dieser Junge brauchte Hilfe, und zwar dringend.
Pervis sagte: »Da ich meine beiden Söhne verloren habe, bist du jetzt der letzte verbliebene Crowe, der das, was ich für meine Lebensaufgabe halte, weiterführen kann. Du weißt, wovon ich spreche?«
»Stimmt das? Ich bin Ihr einziger Verwandter?«
»Mein Geschäft vererbe ich dir sicher nicht«, sagte Pervis. »Ich spreche hier von meinem Grundbesitz, dem Big Black Mountain.«
Stille.
»Sir, wollen Sie mir sagen, dass Ihnen der Big Black gehört?«
Pervis war sich sicher, dass jeder in East Kentucky das wusste –außer diesem Volltrottel. Er sagte: »So ist es, und wenn ich tot bin, überlasse ich dir den Berg zu treuen Händen.«
»Er wird mir gehören?«
Nervöse Aufregung schwang in seiner Stimme mit.
»Ich kann damit machen, was ich will?«
Schon jetzt kurz davor, ihn zu verscherbeln.
»Du musst mir versprechen«, sagte Pervis, »dass du dich nie von ihm trennst. Wenn Casper Mott rausfindet, dass du meinen Berg erbst, lässt er mich von einem Kohlenlaster überfahren und bearbeitet dich so lange, bis er ihn hat. Ich werde ihm heute mitteilen, dass es nicht die geringste Chance gibt, mir den Berg abzukaufen.«
Dewey sagte: »Casper Mott ist doch sowieso schon so reich wie ein König.«
»Mit dem Tag, an dem du den Big Black verkaufen würdest, wärst du noch reicher. Aber ich zähle ganz darauf, dass du den höchsten Gipfel von Kentucky für die Menschen bewahrst, die hier leben. Das musst du mir versprechen, Dewey ... Hörst du?«
»Ja, Sir?«
»Du wirst ihn nie verkaufen. Du gibst den Berg weiter an deine Erben.« Sollte dieser Idiot je welche haben. »Und nimmst ihnen ebenfalls das Versprechen ab, ihn nie zu verkaufen. Gibst du mir dein Wort darauf?«
»Ich kriege also den Berg, wenn Sie tot sind?«
»So ist es üblicherweise, wenn man etwas erbt.«
»Aber ich darf kein Geld mit ihm verdienen?«
»Willst du denn, dass dein Berg seine Erhabenheit verliert?«
Und ob er das wollte.
»Wir treffen uns morgen in Cumberland«, sagte Pervis, »vor der Highschool. Ich möchte, dass du ein sauberes Hemd trägst und einen Anzug, falls du einen hast. Lass deine Kette mit denKrokodilzähnen zu Hause. Du, mein Junge, bist der Erbe des Bergs mit den reichsten Bodenschätzen in ganz Kentucky. Wie fühlst du dich damit?«
Dewey sagte: »Tja, ja, Scheiße noch eins.«
»Du erzählst aber heute Abend niemandem etwas davon.«
»Nein, Sir.«
Und ob er das täte.
***
Um zwölf Uhr mittags war er da. In einem geliehenen Anzug, der ihm zu groß war, und ohne sichtbare Krokodilzähne stand er an der Schultür und begaffte Mädchenärsche.
Pervis stieg aus Caspers Limo und ließ Casper mit Ms. Conlan und Raylan vorangehen. Er sah, wie Raylan nach ihrem Arm griff und wie sie seine Hand wieder abschüttelte. Bevor sie in die Limousine gestiegen war, hatte Casper ihm erzählt, was er gern mit ihr tun würde. An ihren Zehen lutschen, seine Zunge an jedem kleinen Schweinchen herumspielen lassen ... Pervis fragte ihn, ob er sich in Gedanken seinen Weg auch schon hochgeleckt und an richtigen Geschlechtsverkehr mit Ms. Conlan gedacht hätte. Er sagte: Aber sicher, schon oft. Pervis glaubte, dass Casper versuchte, ihn auf Ms. Conlan vorzubereiten, die ihm schließlich ein Angebot für den Kauf des Berges machen würde. Pervis würde sich dieses Angebot wenigstens anhören,
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