Raylan (German Edition)
ich diesen Mann bezahlen?«
Delroy legte eine Pause ein und fuhr schließlich fort: »Diese Jane Jones hat inzwischen wahrscheinlich schon mit Ihnen gesprochen – und Ihnen eingeredet, dass ich geschäftlich mit ihr zu tun hatte. Wenn sie bis jetzt nicht angerufen hat, kommt das sicher noch. Behauptet, mich zu kennen. Wird Ihnen verklickern, wie ich ihrer Meinung nach mein Geld verdiene. Falls sie anruft, würde ich meine Zeit nicht damit verschwenden, mit ihr zu reden.«
»Hat sie schon«, sagte Raylan.
Kenneth sah erfreut aus. »Es wird immer besser, oder?«
»Sie hängen mit drin«, sagte Raylan.
Kenneth hielt das Video an. »Ich bin sein Kameramann und sein Barmann. Von seinen Hobbys weiß ich nichts.«
»Aber die Mädchen kennen Sie.«
»Welche? Hier sind immer Mädchen. Aber keine, die irgendwelche Verbrechen begehen, soweit ich weiß.«
Er ließ den Film weiterlaufen, und Delroy sagte: »Raylan, ich glaube, wir zwei werden uns irgendwann mal treffen müssen. Wann, kann ich im Moment noch nicht sagen. Bis zum Showdown werden Sie noch häufig glauben, mich im Nacken zu spüren. Und dann gehen wir bis zum Äußersten.«
Delroy machte ein ernstes Gesicht, er wurde weggeblendet; der Bildschirm wurde schwarz, und im Nachspann hieß es:
EINE KENNY FLIX PRODUKTION
PRODUKTION UND REGIE:
KENNETH
Sie tranken aus, und Raylan sagte: »Ken, würden Sie uns das Band holen?«
Scheiß auf den Schwur.
Kenneth sagte: »Ich schätze, Sie wollen das Original.«
»Das komplette Material«, sagte Raylan.
***
Kenneth wählte mit seinem Handy eine Nummer, und eine Stimme meldete sich: »Kennet?«
»Du hattest recht, er war da, mit einem SEK. Ich habe Martinis kredenzt, und wir haben uns deinen Film angesehen.«
»Der hatte ein SEK dabei?«
»Eine Wagenladung voller Marshals. Du bist beliebt.«
»Kennet, ich find’ nicht raus, wo der Mann abgestiegen ist. Ich will ihn nicht erst im Gericht erwischen.«
»Warum hast du denn nichts gesagt? Er wohnt im Two Keys. Ich war letztens auf einen Sprung da, zur Crazy Night, und da war er auch. Das habe ich dir doch sogar erzählt.«
»Da gehst du rein?«
»Delroy, du kannst mir glauben, er wohnt da.« Zunächst ließ er das so im Raum stehen und fügte dann hinzu: »Er macht den Türsteher und kriegt dafür ein Zimmer und Tortillas für umsonst.«
»Diese Studentenkneipe?«
»Ist lustig da. Ich geh sehr gern hin.«
Delroy brauchte ein bisschen, bis er sagte: »Ach du Scheiße, in einer Kneipe rumballern ...«
»Er trägt tatsächlich einen Cowboyhut.«
»Das wird wie der Showdown in einem Western.«
»Das habe ich gerade gemeint.«
Delroy sagte, »ja ...«, nickte, sah alles schon vor sich.
»Es wird voll sein.«
Kenneth sagte: »Wie es sich gehört für einen Showdown im Saloon.«
Neunundzwanzigstes Kapitel
I ch sitze jetzt seit einer Stunde hier und warte«, sagte Boyd. »Wenn sie anruft, muss ich sofort los und sie abholen.«
Raylan sagte: »Wo ist Nichols?«
Sie waren in seinem Büro im Amtsgericht.
»In einem Meeting. Meinte, ich könne hier auf dich warten, solange ich nichts anfasse. Ihr wisst ganz genau, wie man es anstellt, dass man sich als Besucher gleich wie zu Hause fühlt.«
»Ich sollte wahrscheinlich auch bei diesem Meeting sein«, sagte Raylan. Er nahm den Hörer vom Telefon auf dem Schreibtisch.
Boyd sagte: »Ich wollte dir eigentlich etwas erzählen, damit dir klar wird, was mit Otis wirklich passiert ist. Ich habe ihn nämlich nicht erschossen.«
Raylan legte den Telefonhörer wieder auf die Gabel zurück, setzte sich gegenüber von Boyd an den Schreibtisch und starrte ihn an. »Willst du mir erzählen, Carol hat Otis erschossen?«
»Sie ist der einzige weibliche Gangster in einem Kohlekonzern, der mir je untergekommen ist«, sagte Boyd. »Ich kann nicht mehr für sie arbeiten.«
»Plötzlich ist sie also ein Gangster?«
»Ich sage nur, für eine Frau ist sie brutal«, sagte Boyd, »so, wie sie sich verhält und wie knallhart sie die Unternehmenslinie fährt.«
»Boyd, wenn du mir sagen willst, dass Carol Otis erschossen hat, dann sag’s.«
»Raylan, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemanden verpfiffen. Lieber würde ich mir die Zunge rausschneiden. Ich sage nur, ich habe Otis nicht erschossen, mehr nicht.«
»Aber wenn ihr beiden, du und Carol, als einzige vor Ort wart«, Raylan unterbrach sich und fragte, »hat Otis mit seinem Gewehr auf dich geschossen?«
Boyd zögerte.
»Oder hast du dir, nachdem er tot war, die
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