Raylan (German Edition)

raushängen.«
    »Will allen beweisen, wie cool er ist. So einer ist das. Von der Limo wissen natürlich alle, dass sie ihm gehört. Solche Risiken nimmt er gern in Kauf«, sagte Raylan, »aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er im Auto Lines zieht. Das hat uns Jane nur erzählt, weil es so hip klingt. Ich wette, der traut sich erst in die Nähe der Mädels, wenn es draußen dunkel ist.«
    »Und was glaubt er, warum sollten die Mädchen ihn nicht verraten, wenn sie geschnappt werden?«
    »Jane hat ihn verpfiffen, weil er einen krassen Fehler gemacht hat. Hat sich ahnungslos gestellt, statt sie zu beruhigen. ›Keine Sorge, Baby, ich besorg dir einen Anwalt, der sich drum kümmert, dass dein Fall vor Gericht sofort abgewiesen wird.‹ Stattdessen zieht er jetzt irgendwo anders hin, besorgt sich drei neue Mädchen, versorgt sie mit Pillen, lügt ihnen was vor, und sie glauben ihm. Richtig verprügeln tut er die Mädchen ja nicht, hin und wieder eine Ohrfeige, nach der er sich wieder bei ihnen einschleimt. Sollten sie auffliegen, sagt er nur: ›Kim und Cassie? Ich glaube, ich erinnere mich an die Mädchen, die haben bei mir im Club gestrippt. Was machen sie jetzt?‹ Als erstes gehen wir ihn jetzt im Cooz Club suchen«, sagte Raylan, »und zwar mit Verstärkung.«
    »Ich glaube kaum, dass er dort sein wird«, sagte Nichols.
    »Sicher nicht«, sagte Raylan, »aber vielleicht finden wir etwas anderes heraus. Er ist ein Angeber. Vielleicht möchte er sogar, dass wir das eine oder andere wissen.«
    »Wir können ihm einen Doppelmord anhängen. Was willst du denn noch?«
    »Das weiß ich erst, wenn wir uns umgesehen haben.«
    Kenneth, der Geschäftsführer des Clubs, mittleren Alters und mit einem blonden Toupet, hörte Autotüren zuschlagen und sagte zu Bobby, dem Jungen an der Bar, der an einem Glas Weiswein nippte: »Na endlich.«
    Bobby ging zum Ladenfenster, das von außen mit mehreren Schichten pinker Farbe zugekleistert war, auf denen in blauen Neonbuchstaben ›Cooz Club‹ stand. Darunter, kleiner, in rotem Neon: ›Die Bar mit dem gewissen Etwas!‹ Der Junge sah durch Kratzer in der Farbe nach draußen und sagte: »Ein Crown Vic und ein Chevy. Aus dem Polizeiauto steigen Leute, und die beiden Typen aus dem Chevy halten sie auf und reden mit ihnen – auf ihren Sakkos steht U.S. MARSHALS. Hey, du hattest recht. Sieht aus, als ob nur diese beiden Typen, die in den Anzügen, reinkommen.«
    »Wenn sie nach Delroy fragen«, sagte Kenneth, »trinkst du sofort deinen Wein aus und verschwindest.«
    Raylan betrat den Raum, Nichols im Schlepptau, sah den Geschäftsführer an der Bar stehen und einen Teenager sein Getränk austrinken und sagte: »Kenny?« Der Angesprochene neigte sein blondes Toupet, sagte, »der bin ich«, und Raylan fragte: »Wie lange sind Sie schon ein Kenny?«
    »Da Kenny quasi mein Name ist, mein ganzes Leben. Ich habeauch Freunde, die mich nur Kenneth nennen. Oh, und Delroy, wollen Sie wissen, wie der mich nennt? Kennet, ohne das Ti-Äitsch. Sie wollen sicher wissen, ob er hier ist. Ist er nicht. Ich habe ihn seit ungefähr gestern nicht gesehen. Wenn Sie mir nicht glauben, holen Sie ruhig Ihre Kollegen rein und durchsuchen Sie den Schuppen.«
    Der Junge erhob sich und sagte: »Hört sich nicht so an, als ob mich das was anginge.«
    Sie ließen ihn gehen.
    Raylan sah sich um in diesem rosafarbenen, vergammelten Stripclub, betrachtete die Bar mit der Stange dahinter. Er konnte sich die nackten Mädchen vorstellen, wie sie an dieser Stange ihre Arschlöcher den an der Bar aufgereihten Arschlöchern entgegenreckten. Und wer sich an einen der Tische da drüben setzte, bekam einen Lapdance, inklusive Gestöhne.
    Kenneth sagte »Oh«, so, als ob ihm gerade wieder etwas eingefallen wäre.
    »Delroy hat Ihnen einen Film dagelassen, in dem er die Hauptrolle spielt. Eigentlich spielt außer ihm sogar überhaupt niemand mit.«
    Raylan sagte: »Und den soll ich mir ansehen?«
    »Falls Sie Raylan sind.«
    »Und niemand außer Delroy?«
    »Keine Angst, allzu lang ist der Film nicht. Er bringt es nach einer, nun ja, Art Einleitung, ziemlich schnell auf den Punkt.«
    Raylan sagte: »Wer hat die Kamera gehalten?«
    »Ich. Mache ich bei allen seinen Streifen. Die meisten, in denen er alleine mitspielt, sind ziemlich langweilig. Seine Filme ab 18 gefallen mir deutlich besser.«
    Raylan fragte: »Delroy dreht Pornos?«
    »Ein paar. Den Film, von dem ich gerade gesprochen habe,müssen Sie sich hier ansehen. Sie