Reagans Satellit
Föderation ließ sich dazu herab, Obligationen im Wert von einer Million Dollar zu kaufen – eine geradezu lächerlich niedrige Investition für ein so reiches Land. Auch dort traf Regan auf Feindseligkeit. Die Ostafrikanische Union war dem Gedanken einer Finanzierung noch weitaus abgeneigter. Nach Südafrika wagte er sich erst gar nicht; dort sah man heutzutage nur ungern weiße Gesichter, schon gar nicht Weiße, die Geld haben wollten. Im Mittleren Osten zeigte man sich etwas interessierter. Scheich Hassan der Republik Persischer Golf blätterte 50 Millionen hin, Präsident Ismail von der Arabischen Liga die gleiche Summe. König Abdullah von der Haschemitischen Union zahlte 30 Millionen, Israel ebenfalls.
Das reichste aller arabischen Länder war Saudi-Arabien, das gewaltige Bodenschätze besaß, Öl, Erze und Uran. Regan reiste nach Medina. König Feisal sagte ihm die Abnahme von Obligationen im Wert von einer halben Milliarde zu. Regans Stimmung hob sich; das war der bisher größte Einzelverkauf, ausgenommen jene Summe, die die Global Factors investiert hatte.
Noch am Abend telefonierte Regan mit Washington und gab die gute Nachricht durch. Bei dieser Gelegenheit erfuhr er von Martinelli, daß den Bemühungen in Lateinamerika ebenfalls nur auf schleppende Weise Erfolg beschieden war. Am nächsten Morgen flog er ostwärts.
Peking war sein erstes asiatisches Ziel. Erst vor wenigen Monaten hatte er der Volksrepublik einen Riesenkredit gewährt. Allerdings mit einem Zinssatz von acht Prozent; nun, da er selber Geld haben wollte, bot er nur drei Prozent. Man konnte kaum von den Chinesen erwarten, daß sie sich freuten. Dennoch, sie legten gewöhnlich viel Wert darauf, ihre guten Beziehungen zum Westen zu betonen. Sie würden, so glaubte Regan, 20 oder 30 Millionen entbehren können.
Er mußte zwei Tage lang in Peking herumsitzen, bevor der Vorsitzende Ch'ien ihn zu empfangen bereit war. Dies Verhalten stand in offenkundigem Gegensatz zu dem im August. Endlich holte man Regan in den Blumenpalast und führte ihn zum Vorsitzenden. Von allen Staatsmännern der Erde beeindruckte Regan keiner so sehr wie Ch'ien Hsiu-ch'uan. Dichter, Gelehrter, Archäologe und Diplomat zugleich, hatte Ch'ien das kommunistische China vom maoistischen Wirrwarr befreit und es zu einer führenden Industriemacht entwickelt. Regan und Ch'ien hatten im August eine sehr herzliche Zusammenkunft gehabt. Diesmal beeinträchtigte eine gewisse Zurückhaltung das Auftreten des Vorsitzenden. Kleiner noch als Regan, lauschte er ausdruckslos dem Anliegen, das der Faktorist vortrug.
»Welche Bedeutung hat diese Weltausstellung für uns, Faktorist?« fragte er nach einer ganzen Weile. »Warum sollten wir Kolumbus und seine Seereise feiern?«
»Wir rufen der Welt einen der größten Beweise menschlicher Tapferkeit ins Gedächtnis«, sagte Regan.
»Nach Westen zu segeln und Land zu finden, erfordert das Tapferkeit?«
»Damals schon, Vorsitzender.«
»Aber die Weltgeschichte hat viele Beispiele von Tapferkeit überliefert, Faktorist. Ist es notwendig, viele Milliarden auszugeben, um an dies eine zu erinnern?«
»Wir betrachten gerade dies als ein hervorragendes Beispiel«, erklärte Regan mit fester Stimme. »Immerhin handelte es sich um die Entdeckung unseres Kontinents.«
»Wirklich?« In den Augen des Vorsitzenden schimmerte kühler Spott. »Faktorist, ich erinnere Sie an die Reise des Hoei-Shin. Bedeutet sie Ihnen nichts?«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht.«
»Während der Herrschaft der Tsi-Dynastie unternahm ein buddhistischer Priester namens Hoei-Shin eine ungefähr zwanzigtausend Chinesische Meilen weite Reise nach Osten und erreichte ein Land, das Fusang hieß. Fusang war vermutlich Mexiko oder Peru. Wenn Sie es wünschen, lege ich Ihnen beweiskräftige Dokumente vor. Hoei-Shin war nicht der erste Chinese, der die Neue Welt betrat, Faktorist. Nehmen Sie freundlicherweise zur Kenntnis, daß seine Reise etwa eintausend Jahre vor der Reise des Kolumbus stattfand.«
Regan riß sich zusammen. »Ich kenne Geschichten von früheren Entdeckungsfahrten, Vorsitzender, aber wir hegen trotzdem die Auffassung, daß das Unternehmen von Kolumbus einer Auszeichnung würdig ...«
»Darin stimmen wir wohl kaum überein«, sagte Ch'ien leise.
Regan verließ China mit leeren Händen. Japan, Korea, Thailand, Indonesien, die Polynesische Föderation – Regan setzte den Weg von Hauptstadt zu Hauptstadt fort. Japan erwarb Obligationen, aber die Summe
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