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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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geschoben. Falls sie ihn nun im Stich ließen, befand er sich in ernsten Schwierigkeiten. Sein Traum vom Metallmond mußte zerplatzen – und damit, nach aller Wahrscheinlichkeit, würde auch seine Herrschaft über die Global Factors zerbrechen.
    »Ich auch«, sagte Noel Slidell nach einer endlos scheinenden Weile.
    Regan beschloß, Slidell reichlich zu belohnen. Er war der älteste von Regans Vertrauten – zweiundfünfzig Jahre. Doch er war bereit, Regans Investitionspolitik zu befürworten. Aus plötzlicher Kühnheit? Weitblick? Oder nur aus Furcht vor dem Chef?
    Die Abstimmung nahm ihren Lauf.
    Regan musterte das Kontrollbrett. Ohne Verzögerung blinkten drei rote Lämpchen zugleich auf – Bennett und seine beiden Anhänger. (Als Aufsichtsratsvorsitzender durfte Bruce Regan nicht an Finanzbeschlüssen mitwirken.) Zwei grüne Lämpchen – Claude Regan, Noel Slidell.
    Wo blieben die anderen?
    Nacheinander leuchteten die anderen Grünsignale auf, zwei, dann drei. Und dann – ein rotes Licht. Jemand hatte versagt. Regan vermochte nicht herauszufinden, welcher seiner Leute es war; die Abstimmungen wurden geheim durchgeführt. Fünf dafür, vier dagegen. Noch fehlte eine Stimme. Sprach sie sich gegen den Vorschlag aus, hatte Claude Regan verloren.
    Grün!
    »Damit steht das Ergebnis fest«, flüsterte Bruce Regan. Er ließ sein Hämmerchen auf den Tisch fallen. Die vier Mitglieder der alten Garde gingen hinaus. Regan blieb mit seinen sechs Vertrauten zurück; er überlegte, wer ihm in den Rücken gefallen war und seine Pläne um ein Haar zum Scheitern gebracht hatte. Doch alle sechs blickten infolge der verblüffenden Wendung, die die Sitzung genommen hatte, gleichermaßen verwirrt drein.
    Die Entscheidung war sehr knapp gefallen – aber Regan hatte gesiegt.
    Er verließ, von Triumph erfüllt, den Sitzungsraum und das Gebäude; es verlangte ihn nach der Abgeschiedenheit seines Heiligtums. Dort, einhundert Meter unterm Boden, starrte Claude Regan sein bleiches, verzerrtes Spiegelbild an; plötzlich lachte er, und dann begann er in wüstem, unbeholfenem Portugiesisch jenes Lied zu singen, das er von Novaes kannte.
     

 
5.
     
    Es war Mitte November.
    Im Osten wie im Westen brach der Winter an. In Washington fiel unzeitgemäßer Schnee, in Denver fiel er erwartungsgemäß. Regan, der kreuz und quer über den Kontinent brauste, fand eine frische Schneedecke, wohin er auch kam.
    Die Brasilianer hatten keine Sorgen mit Schneefällen. Täglich starteten Raketen und beförderten Einzelteile in die Kreisbahn. Fünfzigtausend Meilen über der Erde sammelten sich Konstruktionsmaterialien. Das Skelett des Satelliten nahm allmählich Gestalt an. Durch ein Teleskop konnte Regan es deutlich erkennen. Später würde man den Satelliten natürlich mit bloßem Auge sehen können.
    Auch in finanzieller Beziehung entwickelten sich die Dinge – jedoch weniger schnell. Der Absatz der Obligationen verlief träge. Die Global Factors hatte welche im Wert von eineinhalb Milliarden erworben, wie es von Regan durchgepeitscht worden war. Private Investoren, ständig gnadenlos von Regan verfolgt und gepeinigt, hatten widerwillig für insgesamt 200 Millionen gekauft. Brasilien hatte sich eine weitere freundliche Geste erlaubt und Obligationen für 100 Millionen abgenommen. Die UNO war zu dem Beschluß gelangt, für ebenfalls 200 Millionen zu kaufen. Das machte zusammen genau ein Drittel der Obligationen aus.
    Regan blieb gelassen. Er trat eine Weltreise an, um den Rest an die Käufer zu bringen.
    Sein erstes Ziel war Europa. Die Europäer verfügten im Rahmen ihrer Gemeinschaft über eine Menge Geld. Europa würde helfen, so glaubte Regan. Europa mußte es tun. Beispielsweise Spanien. Kolumbus hatte die Segel in Spanien gesetzt. Spanien würde jene Weltausstellung finanzieren helfen, die zu Ehren eines großen Mannes der spanischen Geschichte stattfand.
    Und so sah man ihn kurz vor Weihnachten auf einem Balkon in Madrid neben König Alfonso XV. Auf der breiten Straße schrien Tausende vor Begeisterung, weil sie den berühmten Amerikaner, Faktorist Claude Regan, sehen durften. Alfonso XV. versicherte feierlich, es würde als hohe Auszeichnung betrachtet, die Weltausstellung unterstützen zu können. Er beriet mit dem Kabinett, und nach stundenlangen Debatten fiel die Entscheidung. Spanien wollte Obligationen im Wert von drei Millionen Dollar kaufen. Regan sprach seinen tiefempfundenen Dank aus. Aber drei Millionen eigneten sich beileibe nicht,

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