Reagans Satellit
fiel bestenfalls mittelmäßig aus. Neuseeland und Australien beteiligten sich mit lauwarmer Halbherzigkeit.
Regan bekam ein weltweites Desinteresse an der Weltausstellung zu spüren. Es war nicht organisiert, keine Verschwörung. Die Länder aller Kontinente hatten keine große Lust, einem Kraftakt der Vereinigten Staaten den Rückhalt zu liefern. Sie zogen es vor, die USA zappeln zu lassen.
Manchmal fragte er sich, ob die Ursache wohl in einer Abneigung gegen seine Person lag. Denn gegenwärtig war der Mann, der zappelte – wegen eines Milliardenlochs im Vermögen der Global Factors –, kein anderer als Claude Regan. Und er zappelte in höchster Verzweiflung.
6.
»Endlich wieder daheim?« fragte Nola.
Regan nickte. Es war spät im Februar. Denver lag noch in der Umklammerung des Winters. Ein Schneefeld bedeckte den Hang, auf dem Regans Haus stand. Nola wirkte nicht minder frostig. Während seiner Abwesenheit war sie dünner geworden; ihre Wangenknochen traten scharf hervor. Dank ihrer Schönheitsdoktoren sah sie, obwohl sie älter als dreißig war, wie eine Zwanzigjährige aus. Nur um die Augen nicht. Es waren uralte Augen, Schlangenaugen, die Augen der Kleopatra. Er hatte ihr freigestellt, ihn auf seiner Weltreise zu begleiten, und sie lehnte es ab; und nun sah es so aus, als wolle sie ihm die Monate der Einsamkeit zum Vorwurf machen.
»Daheim«, sagte er und ging an ihr vorbei, in den Innengarten, wo Hyazinthen, purpurne Tulpen und Narzissen blühten. Ihr Duft wirkte nach der winterlichen Öde unter freiem Himmel geradezu überwältigend. Er fühlte sich ungeheuer müde.
Die Brasilianer, so hatte Martinelli ihn gestern, als er sich in Canberra aufhielt, in Kenntnis gesetzt, machten mit dem Satelliten planmäßige Fortschritte. Die Verträge über den Bau der Raumfähren lagen bereit und bedurften nur noch Regans Billigung. Der Auftrag sollte an eine heimische Firma, eine Tochtergesellschaft der Interworld Factoring, vergeben werden. Regan haßte es, die Konkurrenz berücksichtigen zu müssen, aber es war unvermeidlich.
Nola folgte ihm gemächlich. Sie trug eine schwarze Tunika. Warum kleidete sie sich immer nur in Schwarz? Wunschdenken?
»Was hast du die ganze Zeit gemacht?« fragte er.
»Nichts.«
»Ausschließlich?«
Sie hob die Schultern. »Ich habe mit deinem Onkel die Antarktis besucht. Er reiste zur dortigen Filiale der Global und lud mich ein.«
»Seit wann bis du so gut mit Onkel Bruce befreundet?«
»Er wußte, daß ich allein war. Ich fand es sehr nett von ihm.«
Regan nickte. »Du warst monatelang in der Antarktis?«
»Nein«, sagte sie. »Zwei Wochen lang war ich auf dem Mond.«
»So? Allein?«
»Mit Rex Bennett«, sagte Nola. »Dein Onkel und ich trafen ihn in Antarctica, und er schlug den Mondflug vor. Also begleitete ich ihn. Er ist ein amüsanter alter Herr. Höflich und korrekt, sehr konservativ.«
»Du hast also Frohsinn mit der Alten Garde gepflegt.«
»Ja. War das falsch, Claude?«
»Nein, überhaupt nicht. Mir ist es lieber, du fährst mit alten Knackern durch die Gegend als mit gutaussehenden jungen Männern.«
»Ich habe den Eindruck, daß sie sich sehr um dich sorgen, Claude.«
»Um mich oder um die Global Factors?«
»Um beide«, sagte Nola. »Sie glauben, du seist ein kranker Mann und dabei, die Global in den Ruin zu stürzen.«
»Glaubst du, daß ich krank bin, Nola?«
»Du siehst nicht allzu blendend aus.«
»Das meinen sie nicht. Sie meinen, ich sei verrückt. Hältst du mich für verrückt, Nola? Heraus mit der Sprache!«
Sie lächelte schief. »Verrückt – was heißt das schon, Claude?«
»Laß die Sophistik. Glaubst du, daß ich nicht bei Verstand bin, Nola?«
»Fühlst du dich verfolgt, Claude? Von Feinden umringt?«
»Ich fühle mich erschöpft. Aber ich fühle mich gesund, Nola.«
»Dann bist du gesund«, versicherte sie.
Regan bemerkte, daß er zitterte. Erregung spannte seine Bauchmuskulatur. Er ging zu Nola hinüber. Sie erwartete ihn ruhig, eine schwarze Gestalt vor einem Hintergrund aus Azaleen.
»Nola, ich wünschte, du hättest diese Ausflüge mit Onkel Bruce und Bennett nicht unternommen.« Es kostete ihn Mühe, seiner Stimme einen gleichmäßigen Klang zu verleihen. »Und ich wünsche, daß du künftig engeren Umgang mit ihnen meidest.«
»Die beiden sind so süß.«
»Diese Männer sind meine Gegner, Nola. Sie streben meinen Untergang an. Und du bist meine Frau. Du mußt dich entscheiden, auf wessen Seite du
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