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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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war es üblich, die Einrichtungen einer Weltausstellung abzureißen. Aber warum soll man Geld ausgeben, um den Satelliten zu demontieren? Warum nicht den Satelliten an ein Privatunternehmen verkaufen und als ständige Ausstellung benutzen?« Er bemerkte, daß einige Augenpaare sich weiteten. »Wie gesagt, ich treffe alle Entscheidungen, die die Weltausstellung angehen. Angenommen, ich verkaufe den Satelliten – sagen wir für eine Million – an die Global Factors. Die Global Factors baut ihn – zum Beispiel – zu einem riesigen Vergnügungsbetrieb aus.« Olcotts Augen glänzten plötzlich. Regan glaubte Dollar-Symbole in den Pupillen des Generalbuchhalters tanzen zu sehen. »Selbstverständlich werden mit dem Satelliten auch die Raumfähren veräußert. Wir erhalten alles zum Spottpreis. Einen Vergnügungssatelliten und einen Fährbetrieb für die Global Factors, ist das nichts? Jedes Jahr schlagen wir Milliardensummen heraus. Aber ich fürchte, dazu wird es nie kommen, da man mich der Geschäftsführung entheben will. Ich bin diskreditiert, die Weltausstellung macht Pleite, und der Satellit wird verschrottet.« Er musterte seinen Onkel und dessen Anhänger. »Keiner in diesem Kreis hat an so etwas gedacht, wie? Natürlich nicht. Silberhäuptige Industriekapitäne sorgen sich nur um die Einnahmen des nächsten Quartals. Ich bin um drei Züge voraus. Aber das vermögen sie nicht zu ertragen, und deshalb soll ich gehen. Nun gut. Mehr habe ich nicht zu sagen. Stimmt ab, werft mich hinaus, veranstaltet die Pressekonferenz. Alles Gute.« Er ließ sich in seinen Sessel fallen. Sein Gesicht war gerötet, und er schwitzte enorm.
    Seinen Worten folgte ein langes Schweigen.
    »Weitere Wortmeldungen?« erkundigte sich Bruce Regan schließlich in kaum wahrnehmbarer Lautstärke.
    Niemand meldete sich. Er wartete sehr lange, doch offenbar empfand niemand das Bedürfnis, sich zu äußern.
    »Dann bitte ich um Abstimmung.«
    Das Kontrollbrett begann zu blinken. Ohne Hast drückte Regan einen Knopf, und ein rotes Lämpchen leuchtete auf. Einen Moment später folgten zwei grüne. Bruce Regan und Bennett, kein Zweifel. Dann ein rotes – Tim Field, treu bis in den Untergang. Einen Augenblick lang rührte sich nichts. Das nächste Licht war grün. Ihm folgten zwei rote. Slidell und Kennan, schätzte Regan. Noch eines. Orenstein. Das ergab fünf Stimmen gegen den Antrag. Ich schaffe es, dachte Regan, vorausgesetzt, ich habe Olcott und Harris überzeugt!
    Etwas verwirrte ihn – bis jetzt hatten sich nur drei Stimmen für den Antrag ausgesprochen. Wieso nicht vier? Onkel Brunce, Bennett, Holt und Emery pflegten stets als Block abzustimmen. Herrgott, dachte er, ich habe doch nicht etwa einen von ihnen umgedreht?
    Er starrte das Kontrollbrett an. Drei Befürwortungen, fünf Ablehnungen. Olcott und Harris wogen anscheinend die Chancen ab und zögerten. Ebenso ein Mitglied der Alten Garde.
    Ein weiteres Rotlicht glomm auf, und Regan begriff, daß er gewonnen hatte. Eine Sekunde später blitzten noch zwei rote Lämpchen auf. Er hatte gewonnen und wahrhaftig eine Stimme von der Opposition erhalten!
    Bruce Regan sah plötzlich wie ein Mann von einhundertundzwanzig Jahren aus. »Drei Befürwortungen, acht Gegenstimmen«, konstatierte er matt. »Die Tagesordnung umfaßt keinen Punkt mehr. Die ... die Sitzung ist ... geschlossen.«
     

 
9.
     
    Am Abend traf Regan schon wieder in Washington ein, müde aber selbstsicherer als je zuvor. Er hatte den Sturm überstanden und die Gewalt über die Global Factors behalten. Doch er wußte, daß er nur eine Schlacht und nicht den Krieg gewonnen hatte. Sosehr er vor dem Aufsichtsrat auch Überzeugung gezeigt hatte – sie war keine Garantie dafür, daß die Weltausstellung tatsächlich gelang. Der saudi-arabische Rückzieher war für Regan ein Rückschlag. Und er benötigte noch wesentlich mehr Geld, um die Weltausstellung in Gang zu bringen.
    Immerhin leisteten die Brasilianer vorzügliche Arbeit. Sie waren der Planung um fünf Tage voraus. Die wichtigsten Hauptelemente und Verstrebungen waren bereits montiert, und betrachtete man die Konstruktion heute durch ein Teleskop, vermochte man zu erahnen, wie sie nach ihrer Fertigstellung aussehen würde. Im gleichen Maße wuchs auch das öffentliche Interesse. Während eines Abstechers nach New York sah Regan jemand auf dem Times Square Teleskope verkaufen – zwecks Ausblick auf den neuen Satelliten; und der Händler machte offenbar einen guten Umsatz.

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