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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gewesen. Ein buddhistischer Priester namens Hoei-Shin reiste im Jahre 499 ...«
    »Unbewiesen, Faktorist. Ein Ammenmärchen. Ich habe diese Behauptung sehr sorgfältig nachgeprüft und kann Ihnen mit absoluter Gewißheit mitteilen, daß die Chinesen weder Nord-, Süd- noch Mittelamerika erreicht haben. Vielleicht die Philippinen oder Hawaii, aber niemals Amerika.«
    »Die Wikinger sind die ersten Entdecker Amerikas. Lesen Sie die Dokumente, Faktorist. Sie beweisen es.«
    »Und was verlangen Sie von mir?«
    »Ich glaube, Sie sollten dieser Tatsache auf der Weltausstellung angemessene Publizität verschaffen«, forderte Thorvaldson hoffnungsvoll. »Das Jahr 1992 bringt uns das tausendundzehnte Jubiläum von Ari Marsons Entdeckung der Neuen Welt. Demnach müßte die Weltausstellung Ari Marson gewidmet sein und nicht ...«
    »Gewöhnlich zieht man Jubiläen mit runden Jahreszahlen vor, Mr. Thorvaldson. Und da Marson zehn Jahre zu früh kam, halten wir es für besser, Kolumbus zu ehren.«
    »Aber nicht als Entdecker! Wiederentdecker, Faktorist. Das muß in ihrer Propaganda betont werden. Wiederentdecker!«
    Das Gesicht des Wikingerabkömmlings lief rot an. Er knallte seine Dokumente auf Regans Tisch und wiederholte seine Forderung mehrere Male, jedesmal aufdringlicher. Er geriet durcheinander, sprach immer häufiger in seiner Heimatsprache. Regan drückte den Alarmknopf. Henderson kam herein und geleitete Thorvaldson unter sanftmütigem Gemurmel aus dem Büro. Nachdem sie fort waren, ordnete Regan die beeindruckend aussehenden Dokumente, die der Isländer vor ihm ausgebreitet hatte, und rief einen jungen, emsigen Mitarbeiter der Abteilung Public Relations zu sich. »Jim, studieren Sie diese Unterlagen genau und verfassen Sie eine Broschüre zu dem Thema. Daraus soll hervorgehen, daß alle angeblich vor Kolumbus unternommenen Amerika-Fahrten auf nichts beruhen als fernem Gemunkel und Kolumbus doch Amerikas Entdecker ist. Können Sie das?«
    »Ich will es versuchen, Faktorist Regan.«
    »Strengen Sie sich an. Schicken Sie Exemplare an alle Bibliotheken, die Presseagenturen und das US-Konsulat in Island. Von heute an möchte ich mich nie mehr damit befassen müssen. Die Sache bleibt ganz Ihnen überlassen.«
    Die Ausstellungsvorbereitungen nahmen ihren Lauf. Der bloße Umfang des Vorhabens begann mittlerweile auch jene zu faszinieren, die ihm ursprünglich Ablehnung entgegengebracht hatten. Mit wachsender Reibungslosigkeit der Vorgänge im Washingtoner Büro vermochte Regan wieder mehr Zeit für die Global Factors zu erübrigen – und sogar den Marsflug mit Nola ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Zuvor jedoch beabsichtigte er, noch eine Angelegenheit in Denver zu regeln. Sie betraf die Loyalität gewisser Aufsichtsratsmitglieder der Gesellschaft. Nach der entscheidenden Abstimmung hatte er mehrere Wochen lang nicht reagiert, doch nun entschloß er sich, die längst fälligen Gespräche mit Olcott und Harris zu führen. Zuerst kümmerte er sich um Olcott.
    Der trockene Generalbuchhalter schien unbesorgt. »Ich habe wesentlich früher mit einer Aussprache gerechnet, Faktorist.«
    »So?«
    »Sie wollen mit mir über die Sondersitzung des Aufsichtsrats sprechen, vermute ich.«
    »Ihre Vermutung stimmt.« Regan erhob sich, schritt um seinen Tisch und fixierte den anderen. »Olcott, Sie gehörten zu jener Gruppe, die die Einberufung der Sondersitzung befürworteten. Offenbar war Ihnen daran gelegen, daß ich den Posten des Ersten Geschäftsführers räume.«
    »Nein, Sir.«
    »Nicht?«
    »Ich war äußerst besorgt um die Finanzen der Gesellschaft«, erklärte Olcott. »Die Obligationen ...«
    »Ich weiß. Sie waren entsetzt über die Investition von so vielen Milliarden zu nur drei Prozent.«
    »Ja, Sir. Ich wollte hören, wie Sie diese Investitionspolitik rechtfertigen. Deshalb habe ich den Antrag unterschrieben.«
    »Sie dachten, ich stürze die Gesellschaft in den Ruin, was?«
    Olcott lächelte nicht einmal. »Ich fürchte, das war der Fall, Faktorist Regan.«
    »Glauben Sie noch immer daran?«
    »Ich bin bereit, die weitere Entwicklung abzuwarten. Ihre Argumente brachten mich zu der Überzeugung, daß es übereilt sei, Ihre Geschäftstätigkeit zu unterbinden. Ich habe zu Ihren Gunsten gestimmt.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Regan schüttelte den Kopf. »Sie sind mutiger als ich glaubte, Olcott. Die einzigen Personen in dieser Gesellschaft, die mir ihre Meinung ins Gesicht zu sagen wagten, waren mein Onkel und Bennett, und

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