Reagans Satellit
sich nicht von jenen Geisteszwergen, die nach seinen Fersen schnappten, zu Fall bringen lassen durfte.
Die Landung verlief tadellos. Regan trat hinaus in einen frischen, klaren Morgen. Das erste Blau erhob sich zum erzgrauen Himmel. Am Flughafenrand erwartete ihn eine Limousine.
Die Sitzung war für 10 Uhr einberufen. Erneut sah Regan sich mit den Mitgliedern des Aufsichtsrats konfrontiert – vier alte Männer und sechs jüngere. Bruce und seine Anhänger machten an diesem Morgen auf Regan den Eindruck von fetten Katern, die den Vogel bereits gefressen hatten. Sie waren alle betont höflich zu ihm, Onkel Bruce, Rex Bennett, Lloyd Holt und David Emery, die vier alten Männer, die heute morgen gekommen waren, um Claude Regans Macht zu begraben. Sie lächelten und schüttelten ihm die Hand.
Regans Leute wirkten grimmiger und waren es wohl auch. Zwei von ihnen besaßen allen Grund dazu – jene beiden, die den Antrag der vier Alten auf Einberufung der Sondersitzung unterstützt hatten. Die andern allerdings hatten ebenfalls ausreichenden Anlaß zur Mißgestimmtheit. Hielten sie zu ihm, konnten sie morgen arbeitslos sein – hintergingen sie ihn, und er gewann dennoch die Oberhand, mußten sie damit rechnen, daß er es ihnen heimzahlte.
»Hiermit eröffne ich die Sitzung«, verkündete Bruce Regan klangvoll. Nun ging es also los.
Regan blickte streng über den Tisch zum Vorsitzenden hinüber. »Ich wünsche zu erfahren, welche Direktoren sich für die Einberufung der Sondersitzung ausgesprochen haben.«
»Selbstverständlich«, sagte Bruce Regan. Unter den jüngeren Männern am Tisch entstand Unruhe. Er sah auf eine Liste. »Der Antrag auf Sondersitzung ist von den Direktoren Bennett, Holt, Emery, Olcott, Harris und Bruce Regan unterzeichnet, die damit eine Mehrheit des Aufsichtsrats stellen. Gemäß Artikel XII der Gesellschaftssatzung muß dem Antrag daher stattgegeben werden.«
Regan nickte. Olcott und Harris. Sein Blick fiel auf die beiden.
Henry Olcott war der Generalbuchhalter des Unternehmens, ein magerer, langweiliger Mann von über vierzig Jahren. Regan betrachtete ihn nicht als persönlichen Freund, aber sie hatten für längere Zeit gut zusammengearbeitet. Hauptsächlich verdankte er es Regan, daß er nun Millionär war. Warum wandte er sich jetzt gegen ihn?
Der andere Fall von Verrat schien noch unbegreiflicher. Sid Harris war Nolas Bruder, und er saß schlichtweg infolge reiner, unverhohlener Vetternwirtschaft im Aufsichtsrat. Von Beruf war er Rechtsanwalt, aber seine Praxis hatte nie viel eingebracht. Regan hatte ihn eingestellt und sogar zum Direktor ernannt. Regan faßte es als Beweis für den Ernst der Situation auf, daß selbst der eigene Schwager ihn hinterging.
Im Augenblick schien Harris nicht sonderlich glücklich über seine Entscheidung, denn er zupfte in offensichtlichem Unbehagen an seinem Schläfenhaar. Olcott wirkte gefaßter, zumindest äußerlich.
»Die Sitzung hat nur einen Tagesordnungspunkt zu diskutieren«, gab Bruce Regan bekannt, »nämlich das Führungsproblem. Mehrere Aufsichtsratsmitglieder vertreten die Meinung, daß der Erste Geschäftsführer der Gesellschaft einen abwegigen und verantwortungslosen Kurs eingeschlagen hat.« Er schaute seinen Neffen an. »Claude, ich möchte kein Blatt vor den Mund nehmen. Eine Mehrheit der Anwesenden hegt die Auffassung, daß du drauf und dran bist, die Gesellschaft zu ruinieren. Ich frage dich, ob du bereit bist, vom Posten des Ersten Geschäftsführers zurückzutreten, Claude. Es wäre mir lieber, du tust es freiwillig, ohne daß wir dich durch eine Abstimmung ablösen müssen.«
Regan schüttelte den Kopf. »Ich beabsichtige nicht zurückzutreten. Und niemand kann mich zwingen.«
»Ich bedauere, es dir sagen zu müssen, Claude, aber das können wir. Eine Mehrheit des Aufsichtsrats unterstützt mich. Wir können dich absetzen. Wäre es nicht erfreulicher, du trätest freiwillig zurück?«
»Erfreulicher für wen?« fragte Regan.
»Im vergangenen Herbst hast du uns dahingehend übertölpelt, eineinhalb Milliarden in Weltausstellungs-Obligationen zu investieren, und zugleich hast du uns in eine Situation gebracht, in der alle unverkauften Obligationen zu unseren Lasten gehen. Dadurch wurde unser Betriebskapital erheblich in Mitleidenschaft gezogen, und wir mußten profitable Anlagen liquidieren, um die Geschäfte weiterführen zu können. Dadurch werden die Einnahmen des nächsten Quartals ernsthaft beeinträchtigt. Olcott hat mich
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