Rebecca und Shane
kannst sowieso keine Gefühle für ihn entwickeln. Außerdem ist es dir als Gefährtin nicht erlaubt, einen Menschen als Partner zu wählen, da ihr so selten seid … und jetzt iss endlich.« Die vollkommene Lockerheit, mit der er sprach, verwunderte mich und ich war zuerst unfähig, ihm zu antworten. Jetzt wurde also tatsächlich über mein gesamtes Liebesleben bestimmt! Ernsthaft? So eine Scheiße!
»Ich lasse mich doch nicht zwingen, mich an irgendeinen Lamia-Volldepp zu binden. Ich suche mir meinen Freund selber aus, und wenn es ein Mensch ist, kann mir das auch keiner verbieten! Es ist immerhin MEIN Leben!«, fauchte ich aufgebracht, was Obermacho aber reichlich wenig zu interessieren schien.
»Du hast keine Wahl, Schätzchen«, erwiderte er nur ruhig und nahm einen Biss von seinem Steak.
»Natürlich!«
»Nein. Du musst dir einen Lamia aussuchen, sonst sucht sich dich irgendwann ein Lamia aus und dann hast du wirklich keine Wahl mehr.« Wie gelassen er das sagte! Hallo? Es ging hier um mein Leben und er sprach davon, als sei es ein langweiliges Ereignis, wie Politik oder der Geburtstag seiner Oma. Nur mit aller Kraft konnte ich mir meine Tränen unterdrücken.
»Ist das dein Ernst?« Meine Stimme klang schwach und doch versuchte ich, es zu verbergen. Ich wollte keine Schwäche zeigen. Nicht vor ihm. Ganz besonders nicht vor ihm! Shane sah wieder auf. Sein Blick war noch immer fest und emotionslos und ich bekam davon eine Gänsehaut.
»Ja. Bald beginnen deine Dates.«
»Meine
was
?« Entsetzt riss ich meine Augen auf und sah alle anderen am Tisch an. Doch sie aßen nur ruhig und beachteten unseren Streit nicht. Wie konnten die nur so einen Schiss vor dem Vollidiot haben? Vor allem, da er auch noch schwächer war?
»Dates mit Lamias. Du sollst die kennenlernen, die eine gute Partie für dich sind und deine Hilfe brauchen. Einen von ihnen wählst du dann, und schwupps – schon bist du unsterblich und wir sind dich los.«
Ohne lange nachzudenken stand ich von meinem Stuhl auf und ließ ihn laut über den Boden schaben. Obwohl ich immer noch riesigen Hunger hatte, war mir nun der Appetit vergangen. Ich wollte diesem miesen Arsch nicht eine Sekunde länger ins Gesicht sehen müssen. Mit schnellen Schritten verließ ich das Restaurant und ich sah noch aus den Augenwinkeln wie mir der junge Kellner hinterher sah. Ich musste hier sofort raus! Die Tränen liefen mir unaufhörlich über die Wangen und ein lautes Schluchzen bahnte sich in meiner Kehle hoch. Verdammt, ich wollte doch keine Schwäche zeigen!
Schniefend drückte ich die Tür auf und ging nach draußen. Ohne wirklichen Plan lief ich einfach drauf los, und als mir eine kleine, alte Bank ins Blickfeld rückte, ging ich schließlich auf sie zu und setzte mich hin. Trotzig wischte ich mir meine Tränen weg und vergrub mein Gesicht in den Händen. Das konnte alles nicht wahr sein. Ich wurde einfach, mir nichts, dir nichts, verkuppelt, an irgendeinen alten Typen, der nur nicht sterben wollte. Das konnte doch nicht wahr sein! Das durfte nicht wahr sein! Ich war doch kein dämlicher erster Preis.
Ich war ein Mensch! Mit Rechten! Was war mit der persönlichen Freiheit? Hielten sich diese Lamias nicht an das Grundgesetz, oder was? Oh nein … nicht mit mir! Niemals! Lieber würde ich sterben.
»Rebecca.« Die beruhigende Stimme ertönte direkt neben mir und ich vergrub mein Gesicht noch fester in meinen Händen.
»Könnt ihr mich nicht ein Mal in Ruhe lassen?«, nuschelte ich schniefend und ich spürte, wie sich die Person neben mir auf der Bank niederließ.
»Tut mir wirklich leid, dass du es so erfahren musstest. Shane ist nicht gerade für seine feinfühlige Art bekannt.«
»Ach, wirklich? Hätte ich nicht gedacht …«, keifte ich ihn sarkastisch an. „Er ist ein Arsch und ihr anderen seid auch nicht besser. Wieso tut ihr mir das an? Ich will das alles nicht.«
»Ich weiß.« Stöhnend sah ich auf und es war mir egal, dass mein Gesicht wahrscheinlich vollkommen verheult aussah.
»Du weißt gar nichts! Du bist doch einer von denen!« Ryan sah mich aus traurigen Augen an und umschloss vorsichtig meine Hand mit seinen, doch ich entzog sie ihm wieder und sprang von der Bank auf. »Verschwinde einfach. Ich will meine Ruhe! Ich will meine eigenen Entscheidungen treffen können. Es ist mein Leben und ich lasse niemanden darin rumpfuschen und besonders nicht euch.« Ich schleuderte ihm die Worte mit aller Wut entgegen, die gerade in mir brodelte und
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