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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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finden. Aber nichts schien mir geeignet; die kostbaren Kostüme aus Samt und Seide auf den Bildern von Rubens und Rembrandt und all den anderen großen Malern waren zu prunkvoll und auffallend. Ich holte mir Papier und Bleistift und zeichnete das eine und andere ab, aber es befriedigte mich nicht, und ich warf die Skizzen schließlich mißmutig in den Papierkorb und gab die Suche auf.
    Am Abend, als ich mich zum Essen umzog, klopfte es an meine Tür. Ich rief ‹herein› in der Annahme, es sei Clarice. Aber als die Tür sich öffnete, stand Mrs. Danvers vor mir. Sie hielt ein Stück Papier in der Hand. «Ich hoffe, Sie verzeihen mir die Störung», sagte sie, «aber ich wußte nicht, ob Sie diese Zeichnungen absichtlich fortgeworfen hatten. Die Dienerschaft soll darauf achten, daß beim Entleeren der Papierkörbe nichts Wertvolles weggeworfen wird, und Robert brachte mir eben dieses Blatt hier.»
    Mir war ganz kalt geworden bei ihrem Anblick, und ich brachte zunächst kein Wort über die Lippen. Sie hielt mir das Blatt vor die Augen; es waren die Kostümzeichnungen, die ich am Vormittag angefertigt hatte.
    «Nein, Mrs. Danvers», sagte ich nach einer Weile, «das kann ruhig wegkommen. Es war mehr eine Spielerei und ist ganz wertlos.»
    «Sehr wohl», sagte sie. «Ich hielt es nur für besser, mich zu vergewissern, um ein Mißverständnis zu vermeiden.»
    Ich fand, sie hätte jetzt gehen können, aber sie blieb an der Tür stehen. «Sie sind sich also noch nicht schlüssig, was Sie auf dem Ball tragen wollen?» fragte sie. Ihre Stimme klang etwas spöttisch und merkwürdig triumphierend. Vermutlich hatte sie auf dem Umweg über Clarice von meinen vergeblichen Bemühungen gehört.
    «Nein», antwortete ich, «ich habe mich noch nicht entschieden.»
    Sie streckte die Hand nach dem Türgriff aus, ohne mich jedoch dabei aus den Augen zu lassen.
    «Warum kopieren Sie nicht eines der Kostüme auf den Ahnenbildern in der Galerie?» fragte sie lauernd.
    Ich begann meine Fingernägel zu feilen; sie waren viel zu kurz und zu spröde dazu, aber die Beschäftigung verdeckte meine Verwirrung, und ich brauchte Mrs. Danvers wenigstens nicht anzusehen.
    «Ja, das ist ein Gedanke», sagte ich und wunderte mich im stillen, warum ich nicht selbst schon daran gedacht hatte. Es war doch eine so naheliegende und gute Lösung. Ich wollte ihrem Vorschlag aber nicht so ohne weiteres bei-stimmen und fuhr fort, an meinen Nägeln herumzufeilen.
    «Alle Porträts in der Galerie würden eine gute Vorlage für ein Kostüm abgeben», sagte Mrs.
    Danvers. «Besonders das von der jungen Frau in Weiß mit dem Hut in der Hand. Schade, daß Mr. de Winter nicht Kostüme aus einer bestimmten Zeit vorgeschrieben hat. Es würde ein viel einheitlicheres Bild geben. Ich finde immer, es sieht merkwürdig aus, wenn ein Pierrot mit einer Rokokodame tanzt.»
    «Die meisten Leute lieben aber gerade diese Buntheit», bemerkte ich, «weil sie das viel lustiger finden.»
    «Ich bin da anderer Meinung», entgegnete sie. Ihre Stimme klang überraschend ruhig und freundlich, und ich konnte mir nicht erklären, warum sie sich selbst die Mühe gemacht hatte, mit dem fortgeworfenen Skizzenblatt zu mir zu kommen. Wollte sie endlich Freundschaft mit mir schließen? Oder war ihr klargeworden, daß ich Maxim nichts von Favells Besuch erzählt hatte, und wollte sie sich jetzt auf diese Weise für mein Schweigen erkenntlich zeigen?
    «Hat Mr. de Winter Ihnen denn keine Anregung für ein Kostüm gegeben?» fragte sie.
    «Nein», sagte ich nach einem kurzen Zögern. «Nein, ich wollte ihn und Mr. Crawley überraschen. Sie sollen vorher nichts davon erfahren.»
    «Es steht mir ja nicht zu, Ihnen einen Rat zu geben», sagte sie, «aber wenn Sie sich dann entschlossen haben, würde ich Ihnen empfehlen, das Kostüm in London anfertigen zu lassen.
    Hier in Kerrith können die Schneiderinnen so etwas nicht machen. Voce in Bond Street ist bekannt für sein gutes Atelier.»
    «Ich werde es mir merken.»
    «Ja, tun Sie das», sagte sie und öffnete die Tür. «Ich würde mir die Porträts in der Galerie daraufhin einmal näher ansehen, Madam, vor allem das eine, von dem ich sprach. Sie brauchen keine Angst zu haben, daß ich Sie verraten werde.»
    «Danke schön, Mrs. Danvers», sagte ich. Sie schloß die Tür sehr behutsam hinter sich, und ich beendete meine Toilette, von ihrem völlig veränderten Verhalten mir gegenüber überrascht. Ob ich das wohl dem unsympathischen Favell

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