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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Hochzeitstag; ich hatte dieselbe beengende Empfindung, mich zu weit vor-gewagt zu haben, um noch zurück zu können.
    Der Abend mußte mit Haltung überstanden werden. Ein Glück, daß Voce mein Kostüm rechtzeitig geschickt hatte.
    Zwischen seinen Hüllen von Seidenpapier sah es wunderschön aus. Und die Perücke war ein wahres Wunder; ich hatte sie nach dem Frühstück anprobiert und war ganz betroffen von der Wirkung gewesen. Ich sah darin richtig hübsch aus, gar nicht wiederzuerkennen, gar nicht wie ich.
    Sie machte mich zu einer großen Dame und ließ mich temperamentvoll und lebenslustig erscheinen. Maxim und Frank versuchten mich nach meinem Kostüm auszufragen.
    «Ihr werdet mich bestimmt nicht erkennen», sagte ich nur. «Wartet’s doch ab, ihr werdet die Augen aufreißen!»
    «Du wirst doch hoffentlich nicht als Clown erscheinen?» fragte Maxim mit Grabesstimme.
    «Hoffentlich versuchst du nicht komisch zu sein.»
    «Nein, gar nichts in der Art», versicherte ich wichtig.
    «Ich wünschte, du wärst bei meiner Alice-im-Wunderland-Idee geblieben.»
    «Mit Ihrem Haar würden Sie eine gute Jungfrau von Orléans abgeben», bemerkte Frank schüchtern.
    «Daran habe ich gar nicht gedacht», erwiderte ich überrascht, und Frank errötete. «Ich bin überzeugt, wir werden Ihr Kostüm sehr schön finden, was Sie sich auch ausgedacht haben», sagte er in echter, geschraubter Frank-Manier.
    «Gieß nicht noch Wasser auf ihre Mühle, Frank», sagte Maxim. «Sie ist ohnehin schon so siegesgewiß, daß es kaum noch zum Aushalten ist. Aber Bee wird dich schon
    zurechtstauchen, das ist wenigstens ein Trost; sie wird es dir schnell genug sagen, wenn ihr dein Kostüm nicht gefällt. Die gute Bee, sie ist bei solchen Gelegenheiten immer falsch angezogen. Einmal kam sie als Madame Pompadour, und als wir zu Tisch gingen, stolperte sie, und ihre Perücke verrutschte. ‹Ich hab diesen Dreckfilz sowieso schon satt›, erklärte sie in ihrer unverblümten Art, warf die Perücke auf einen Stuhl und lief den Rest des Abends unbekümmert mit ihrem Herrenschnitt herum. Du kannst dir ja wohl vorstellen, wie das zu einer blaßblauen Seidenkrinoline gepaßt hat. Und der arme Giles kam auf jenem Ball auch nicht auf seine Kosten. Er erschien als Koch und hockte die ganze Nacht mit einem todunglücklichen Gesicht vor der Bar. Ich glaube, er meinte, daß Bee ihn blamiert hatte.»
    «Nein, das war es gar nicht», sagte Frank, «er hatte bloß am Vormittag ein paar Vorderzähne eingebüßt, als er eine junge Stute zureiten wollte. Erinnerst du dich nicht? Und das war ihm so peinlich, daß er den Mund überhaupt nicht aufmachte. Nehmen Sie noch ein paar Spargel, Mrs. de Winter, oder eine Kartoffel?»
    «Nein, danke, Frank, ich habe keinen Hunger mehr, danke schön.»
    «Nerven!» sagte Maxim und schüttelte den Kopf. «Macht nichts, morgen um diese Zeit liegt alles hinter uns.»
    «Das wollen wir wenigstens hoffen», bemerkte Frank ernst. «Ich will noch Anweisung geben, daß die Wagen nicht später als fünf Uhr morgens vorfahren sollen.»
    Ich fing an hilflos zu lachen, und die Tränen traten mir in die Augen. «Lieber Gott, können wir nicht alle wieder telegraphisch ausladen?»
    «Haltung!» sagte Maxim. «Jetzt gilt’s, den Kopf hoch-zuhalten und Mut zu beweisen. Dafür brauchen wir auch ein paar Jahre lang keinen Ball mehr zu geben. Frank, ich hab das unangenehme Gefühl, wir müßten jetzt zurückgehen; was hältst du davon?»
    Frank pflichtete ihm bei, und ich folgte ihnen unwillig aus dem kleinen, engen, ungemütlichen Eßzimmer, das für Franks Junggesellenwohnung so typisch war und das mir an diesem Tag wie ein rettender Hafen des Friedens und der Geruhsamkeit vorkam. Als wir im Haus anlangten, sahen wir, daß die Musiker angekommen waren und jetzt mit verlegenen roten Gesichtern in der Halle herumstanden, während Frith gewichtiger denn je Erfrischungen und Sandwiches anbot. Die Musiker sollten bei uns übernachten, und nachdem wir sie begrüßt und die bei solchen Anlässen üblichen scherzhaften Bemerkungen ausgetauscht hatten, wurden ihnen ihre Zimmer gezeigt, und danach konnten sie bis zum Anfang des Festes im Garten spazierengehen.
    Der Nachmittag schleppte sich dahin wie die letzte Stunde vor der Abreise, wenn alles fertig gepackt ist; und ich ging von einem Zimmer ins andere und kam mir dabei ebenso verloren vor wie Jasper, der mit vorwurfsvoller Miene hinter mir hertrottete.
    Ich hätte nirgends mehr helfend Hand anlegen

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