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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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abend war Clarice meine Verbündete und Vertraute. Das Kleid saß wie angegossen. Ich konnte kaum meine Ungeduld zügeln und still stehenbleiben, während Clarice mit vor Aufregung ungeschickten Fingern die vielen Haken zumachte.
    «Wie schön es ist, Madam», sagte sie immer wieder und lehnte sich zurück, um mich zu betrachten, «es ist ein Kleid für eine Königin.»
    «Wie ist es denn da mit meiner linken Schulter?» fragte ich besorgt. «Wird man das Achselband nicht sehen?»
    «Nein, Madam, es ist nichts zu sehen.»
    «Wie sehe ich denn aus, steht’s mir?» Ich wartete ihre Antwort nicht ab, ich drehte mich vor dem Spiegel, ich runzelte die Stirn, ich lächelte. Ich fühlte mich bereits verwandelt. Der Schwan und das häßliche junge Entlein. Meine eigene unbedeutende Erscheinung war vergessen.
    «Geben Sie mir die Perücke», sagte ich aufgeregt. «Vorsichtig, drücken Sie die Locken nicht flach, sie müssen richtig voll vom Gesicht abstehen.» Clarice sah mir über die Schulter; ihr rundes Gesicht blickte mich aus dem Spiegel an, ihre Augen glänzten, ihr Mund stand offen.
    Ich strich mir das Haar glatt hinter die Ohren zurück. Dann ergriff ich das seidige Lockengebilde mit zitternden Fingern und sah Clarice mit einem leisen Lachen an.
    «O Clarice!» rief ich aus, «was wird wohl Mr. de Winter dazu sagen?»
    Ich bedeckte mein unscheinbares Haar mit der Perücke und mußte mir Mühe geben, ein triumphierendes Lächeln zu unterdrücken. Jemand kam den Gang entlang und klopfte an die Tür.
    «Wer ist da?» rief ich voller Schrecken. «Es darf niemand herein.»
    «Ich bin es nur, meine Liebe, reg dich nicht auf», hörte ich Beatrices Stimme. «Kann man dich schon ansehen?»
    «Nein, nein», entgegnete ich hastig, «du darfst noch nicht herein, ich bin noch nicht fertig.»
    Clarice, die sich nicht weniger aufgeregt hatte als ich, reichte mir die Haarnadeln zu, mit denen ich die Locken, die sich in der Schachtel zerdrückt hatten, zurechtsteckte.
    «Es dauert nicht mehr lange», rief ich. «Geht nur schon alle hinunter und wartet nicht auf mich. Sag Maxim, er dürfte auch noch nicht kommen.»
    «Maxim ist schon unten», sagte Beatrice. «Er guckte eben zu uns herein. Er hat an deiner Badezimmertür geklopft, aber du hast nicht geantwortet. Spanne uns nicht zu lange auf die Folter, Liebste, wir können es schon gar nicht mehr abwarten. Kann ich dir bestimmt nichts helfen?»
    «Nein», rief ich ungeduldig, «geht nur, ich bin gleich soweit.»
    Ich erkannte das Gesicht, das mir aus dem Spiegel entgegenstarrte, kaum wieder. Waren die Augen nicht größer, der Mund kleiner, und war die Haut nicht auffallend weiß und zart? Die Locken umgaben den Kopf wie eine kleine Wolke. Ich betrachtete dieses Bild, das nicht mein Ebenbild war, und dann lächelte ich, ein neues, gelassenes Lächeln.
    «Oh, Clarice, Clarice!» sagte ich. Ich faßte den Rock-saum und machte einen tiefen Knicks vor ihr, so daß die Falbeln über den Boden rauschten. Sie kicherte halb verlegen, halb geschmeichelt, und errötete über und über. Ich stolzierte wie ein Pfau vor dem Spiegel auf und ab.
    «Machen Sie bitte die Tür auf», sagte ich dann, «ich werde jetzt hinuntergehen. Laufen Sie voraus und sehen Sie nach, ob alle schon unten sind.» Sie tat, wie ich sie geheißen hatte, und ich hob meinen Rock etwas an und folgte ihr durch den Korridor.
    Sie blickte zurück und winkte mir. «Sie sind alle in der Halle», flüsterte sie, «Mr. de Winter, Mr. und Mrs. Lacy, und Mr. Crawley ist auch gerade gekommen.» Ich blickte vorsichtig durch das Geländer hinab. Ja, da waren sie: Giles in seinem weiten Burnus, der gerade unter dröhnen-dem Lachen das krumme Messer an seiner Seite zeigte; Beatrice in einem sonderbaren grünschillernden Gewand und langen Perlenketten um den Hals; der arme Frank, unsicher und ziemlich blöde in seinem gestreiften Fußballhemd und hohen Wasserstiefeln; und Maxim im Frack, der einzige, der völlig beherrscht geblieben war.
    «Was sie bloß so lange macht», hörte ich ihn sagen. «Sie ist ja schon eine ganze Ewigkeit oben. Wir werden die Dinnergäste auf dem Hals haben, ehe wir’s uns recht versehen.»
    Die Musiker hatten sich ebenfalls umgezogen und bereits ihre Plätze auf der Galerie eingenommen. Der eine stimmte gerade seine Geige; er spielte leise eine Tonleiter und zupfte dann eine Saite. Das Licht von unten fiel auf das Bild von Caroline de Winter.
    Ja, das Kleid war eine genaue Kopie nach meiner Skizze: die

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