Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
Vom Netzwerk:
können, und ich hätte gewiß klüger daran getan, wenn ich mit Jasper einen langen Spaziergang gemacht hätte. Doch als ich mich endlich dazu aufraffen wollte, war es zu spät. Maxim und Frank baten um Tee, und als wir mit dem Tee fertig waren, kamen auch schon Giles und Beatrice an. Ganz plötzlich war der Abend über uns hereingebrochen.
    «Es ist wirklich wie früher», sagte Beatrice, küßte Maxim auf die Wange und sah sich um.
    «Meine Hochachtung, du hast dich ja an jede Einzelheit erinnert. Die Blumen sehen prachtvoll aus», fuhr sie, zu mir gewandt, fort. «Hast du die Vasen angeordnet?»
    «Nein», erwiderte ich beschämt, «dein Lob gebührt Mrs. Danvers.»
    «Ach so. Na ja, schließlich …» Beatrice sprach den Satz nicht zu Ende, Frank bot ihr gerade Feuer an, und dann schien sie vergessen zu haben, was sie hatte sagen wollen.
    «Habt ihr das kalte Büffet wieder bei Mitchell bestellt?» erkundigte sich Giles.
    «Ja», antwortete Maxim. «Wir haben überhaupt alles beim alten gelassen, nicht wahr, Frank?
    Wir hatten noch die Einladungslisten und die alten Rechnungen im Büro, nach denen wir uns genau gerichtet haben. Nichts ist geändert und niemand ist vergessen worden.»
    «Wie angenehm, daß wir jetzt allein sind», sagte Beatrice. «Ich denke noch mit Schrecken an das letzte Mal, als wir bereits fünfundzwanzig fremde Menschen hier vorfan-den, die als Hausbesuch eingeladen waren. Was für Kostüme habt ihr euch denn ausgedacht? Maxim wird wahrscheinlich wie gewöhnlich nicht mitspielen, oder?»
    «Ja, wie gewöhnlich», entgegnete Maxim.
    «Ich finde das grundfalsch von dir. Die ganze Sache hätte viel mehr Schwung, wenn du dich ein bißchen anstrengen würdest.»
    «Hast du schon mal einen Ball auf Manderley mitgemacht, der keinen Schwung hatte?»
    «Nein, Bruderherz, dazu hat die Organisation immer zu gut geklappt; aber ich finde trotzdem, daß der Hausherr mit gutem Beispiel vorangehen sollte.»
    «Und ich finde, daß es vollauf genügt, wenn die Dame des Hauses diese Mühe auf sich nimmt», sagte Maxim. «Warum soll ich mich heiß und ungemütlich fühlen und mich außerdem noch zum Narren machen?»
    «Sei nicht albern; von Narr kann doch gar keine Rede sein. Bei deinem Aussehen würde dir jedes Kostüm stehen. Du brauchst ja auch nicht wie der arme Giles auf deine Figur Rücksicht zu nehmen.»
    «Was wird denn Giles tragen?» fragte ich. «Oder ist das noch ein tiefes Geheimnis?»
    «Nein, durchaus nicht», versicherte Giles strahlend. «Ich habe mich diesmal sogar besonders angestrengt. Unser Dorfschneider hat mich als arabischen Scheich ausstaffiert.»

«Mein Gott!» sagte Maxim.
    «Es ist gar nicht übel», verteidigte Beatrice ihren Mann.
    «Er wird sich natürlich das Gesicht braun schminken und ohne Brille gehen. Die Kopfbedeckung ist sogar echt; wir haben sie von einem Freund geliehen, der lange dort unten gelebt hat, und das Kostüm selbst hat unser Schneider nach einem Foto kopiert. Giles macht sich sehr gut darin.»
    «Und als was gehen Sie, Mrs. Lacy?» fragte Frank.
    «Ach, ich kann mit nichts Besonderem aufwarten; ich hab mich auch so ein bißchen orientalisch hergerichtet, um zu Giles zu passen, aber ich erhebe keinen Anspruch auf Echtheit. Ein paar Perlenschnüre und natürlich ein Gesichtsschleier.»
    «Das klingt doch sehr nett», sagte ich höflich.
    «Na ja, es geht so. Jedenfalls ist es bequem und luftig, das ist immerhin etwas. Und wenn’s mir unter dem Schleier zu heiß wird, dann nehme ich ihn einfach ab. Und für was hast du dich entschieden?»
    «Frage sie nur nicht», fiel Maxim ein. «Sie hat es keinem von uns verraten. Es ist das größte Geheimnis der Weltgeschichte. Ich glaube, sie hat deswegen sogar mit London
    korrespondiert.»
    «Ach nein», sagte Beatrice, offensichtlich beeindruckt, «du willst mir doch nicht etwa sagen, daß du die Bank gesprengt hast, um uns alle zu beschämen? Ich hab mir meins nämlich selbst zusammengestückelt.»
    «Keine Angst», sagte ich lachend, «es ist wirklich ganz einfach. Aber Maxim hat mich immer so geneckt, deshalb soll er ein bißchen zappeln.»
    «Da hast du ganz recht», bemerkte Giles. «Maxim ist immer so erhaben wie ein Kamel. In Wirklichkeit ist er wahrscheinlich eifersüchtig auf uns und möchte sich brennend gern auch verkleiden, aber er schämt sich, es zuzugeben.»
    «Der Himmel bewahre mich davor!» rief Maxim.
    «Und Sie, Crawley?» fragte Beatrice.
    Frank sah uns etwas schuldbewußt an. «Ich habe so viel zu

Weitere Kostenlose Bücher