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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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vor Müdigkeit, im Rücken verspürte ich Stiche.
    Ich schloß meine Augen und genoß die angenehme Kühle der sauberen Laken. Ich wünschte, meine Gedanken hätten sich wie mein Körper entspannen und in Schlaf sinken können. Ich preßte meine Hände auf die Augen, aber die Bilder ließen sich nicht verscheuchen.
    Wann Maxim wohl kommen würde? Das Bett neben mir sah so kalt und unfreundlich aus.
    Bald würden alle Schatten aus dem Zimmer gewichen sein und die Wände und die Decke und der Fußboden würden in weißes Morgenlicht getaucht werden. Das Lied der Vögel würde lauter, fröhlicher und nicht mehr so gedämpft erklingen. Die Sonne würde ihre goldenen Kringel auf die Vorhänge malen. Meine kleine Nachttischuhr tickte die Minuten Sekunde um Sekunde aus. Der Zeiger bewegte sich an den Ziffern vorbei. Ich lag auf der Seite und sah ihm zu. Er erreichte die volle Stunde und ließ sie wieder hinter sich zu-rück und begann den Rundgang aufs neue. Aber Maxim kam nicht.

18
    Kurz nach sieben mußte ich eingeschlafen sein. Es war schon heller Tag; die Vorhänge vermochten den strahlenden Sonnenschein nicht auszusperren. Das Licht strömte zum offenen Fenster herein und tanzte flirrend auf der gegenüberliegenden Wand. Ich hörte die Stimmen der Männer, die unten im Rosengarten Tische und Stühle fort-räumten und die Lichtleitung entfernten. Maxims Bett war immer noch unberührt. Ich lag quer über meinem Bett, die Arme über den Augen verschränkt, eine unbequeme, unnatürliche Lage und zum Schlafen denkbar ungeeignet, aber ich trieb doch allmählich auf das Traumland zu und schlief endlich ein. Als ich aufwachte, war es schon nach elf; Clarice war so leise gewesen, als sie mir das Frühstück brachte, daß ich sie gar nicht gehört hatte. Neben mir stand das Tablett mit der kalten Teekanne; und meine Sachen waren ordentlich zusammengelegt und das blaue Kleid in den Schrank gehängt worden.
    Noch wirr und benommen von dem kurzen schweren Schlaf trank ich den kalten Tee und starrte leer vor mich hin. Maxims unbenutztes Bett rief die Erinnerung an den vorherigen Abend wieder wach und brachte mir mit einem eigentümlichen Schmerzgefühl die ganze Qual erneut zum Bewußtsein. Maxim war also gar nicht zu Bett gegangen.
    Sein Pyjama lag noch säuberlich zusammengefaltet auf der umgeschlagenen Steppdecke.
    Was hatte Clarice wohl gedacht, als sie ins Zimmer kam? War es ihr aufgefallen?
    Hatte sie es unten in der Küche erzählt, und war darüber beim Dienstbotenfrühstück gesprochen worden? Ich fragte mich selbst, warum mir das etwas ausmachte und warum mir der Gedanke, daß das Personal sich darüber unterhielt, solches Unbehagen verursachte. Es lag wohl daran, daß ich eine kleinbürgerliche konventionelle Scheu vor jeder Art Klatsch empfand.
    Nur deshalb war ich gestern abend in meinem blauen Kleid hinuntergegangen und nicht auf meinem Zimmer geblieben. Es war nichts Tapferes oder Bewundernswertes dabei gewesen; es war nur eine klägliche Angst vor dem Gerede der Leute. Nicht Maxims wegen war ich hinuntergegangen und auch nicht um Beatrices oder Manderleys willen, sondern
    ausschließlich deshalb, weil ich nicht wollte, daß man glauben könnte, ich hätte mich mit Maxim gestritten. Ich wollte nicht, daß man sich in der Nachbarschaft erzählte: «Es ist ja ganz bekannt, daß sie nicht miteinander auskommen. Er sieht durchaus nicht glücklich aus.»
    Ja, nur um meinen kleinen persönlichen Stolz zu be-friedigen, hatte ich die ganze Nacht dort unten gestanden, nur an mich hatte ich dabei gedacht.
    Als ich da so im Bett saß und die Wand anstarrte und in das hereinfallende Sonnenlicht und auf das leere Bett neben mir sah, mußte ich denken, daß es doch nichts Beschämenderes und Erniedrigenderes gab als eine mißglückte Ehe. Nach drei Monaten am Ende zu sein, wie ich es war! Denn ich machte mir keine Illusionen mehr; ich versuchte nicht länger, mir selber etwas einzureden. Der vergangene Abend hatte mir den unwiderlegbaren Beweis geliefert: meine Ehe war gescheitert. Alles, was die Leute darüber sagen würden, sobald sie etwas davon erfuhren, entsprach der Wahrheit. Wir kamen nicht miteinander aus. Wir waren keine guten Kameraden, wir paßten nicht zueinander. Ich war zu jung und zu unerfahren für Maxim, und vor allem entstammte ich einer anderen Welt. Die Tatsache, daß ich mit verzweifelter, gekränkter Liebe an ihm hing wie ein Kind oder ein Hund, änderte nichts daran. Es war nicht die Art Liebe, die er

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