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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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wahrscheinlich nur ein bißchen hin und her wie alle Ausländer. Da kommen die Schlepper.»
    «Die werden es nie schaffen», sagte Frank. «Sehen Sie doch nur, wie schief das Schiff liegt.
    Es ist da draußen doch viel flacher, als ich angenommen hätte.»
    «Ja, das Riff zieht sich ziemlich weit hinaus», bemerkte der Küstenwächter, «normalerweise bemerkt man es nicht, wenn man mit einem Ruderboot dort draußen herumfährt. Aber ein Schiff mit dem Tiefgang kommt natürlich nicht darüber hinweg.»
    «Ich war drüben in der anderen Bucht, als die Signalraketen abgeschossen wurden», sagte Frank. «Ich konnte kaum drei Schritt weit sehen. Da gingen die Dinger plötzlich mitten aus dem Nebel los.»
    Ich dachte, wie ähnlich doch die Menschen auf ein ungewöhnliches Ereignis reagieren. Frank erzählte seine Fassung von der Geschichte mit derselben Wichtigkeit wie Frith. Ich wußte, daß er zum Strand hinuntergegangen war, um Maxim zu suchen, und ich wußte, daß er ebenso in Sorge gewesen war wie ich. Und nun war alles vergessen und abgetan: unser Telephongespräch, unsere Angst, die Dringlichkeit, mit der er mich sprechen wollte – und nur, weil ein Schiff im Nebel gestrandet war.
    Ein kleiner Junge kam auf uns zugelaufen. «Werden die Matrosen alle ertrinken?» fragte er.
    «Die nicht, mein Sohn, denen geht es wunderbar», sagte der Küstenwächter. «Die See ist so ruhig wie ein Spiegel. Diesmal ist nichts zu befürchten.»
    «Wenn’s gestern nacht passiert wäre, hätten wir sie sicher nicht gehört», sagte Frank. «Wir haben bei dem Feuerwerk ja wenigstens fünfzig große Raketen losgelassen, die kleinen gar nicht gerechnet.»
    «Aber wir wären schon aufmerksam geworden», meinte der Küstenwächter. «Uns wäre ja die Richtung, aus der Knall und Blitz kamen, aufgefallen. Hier, sehen Sie mal, Mrs. de Winter, der Taucher setzt gerade seinen Helm auf.»
    «Ich will den Taucher auch sehen», sagte der Junge.
    «Dort ist er», sagte Frank, indem er sich zu ihm herabbeugte und mit dem Finger zeigte. «Der Mann da mit dem Helm. Er wird gleich ins Wasser gelassen.»
    «Wird er denn nicht ertrinken?» fragte der Junge.
    «Taucher ertrinken nicht», erklärte der Küstenwächter.
    «Vom Schiff aus bekommt er die ganze Zeit Luft zugepumpt. Paß mal auf, wie er untertaucht, da, schon ist er verschwunden.»
    «Die bekommen heute nichts zu tun», sagte der Küstenwächter.
    «Nein», sagte Frank, «aber ich glaube, die Schlepper auch nicht. Diesmal wird der Schiffausschlachter den Verdienst einstecken.»
    Die Möwen flatterten über unseren Köpfen; einige ließen sich auf den Klippen nieder, andere, mutigere, um-schwammen das Schiff.
    Der Küstenwächter nahm seine Mütze ab und wischte sich die Stirn. «Mächtig drückend heute», sagte er.
    Das Ausflüglerboot nahm jetzt ebenfalls Kurs auf Kerrith. «Denen ist es zu langweilig geworden», sagte der Küstenwächter.
    «Ich kann es ihnen nicht verdenken», meinte Frank. «Es kann noch Stunden dauern, bis sich irgend etwas ereignet. Der Taucher muß ja erst Bericht erstatten, bevor sie entscheiden können, ob das Schiff wieder flott zu bekommen ist oder abgewrackt werden muß.»
    «Ja, das stimmt», sagte der Küstenwächter.
    «Es hat, glaube ich, nicht viel Sinn, hier herumzustehen», sagte Frank. «Wir können doch nichts ausrichten, und außerdem habe ich Hunger.»
    Ich schwieg. Er zögerte und blickte mich fragend an.
    «Was werden Sie tun?» fragte er.
    «Ich werde doch noch ein bißchen bleiben», sagte ich.
    «Das Mittagessen kann warten. Ich möchte gern sehen, was mit dem Taucher wird.» Ich wollte nicht mit Frank nach Hause gehen, ich wollte allein sein; der Küstenwächter störte mich nicht.
    «Sie werden gar nichts zu sehen bekommen», sagte Frank. «Begleiten Sie mich lieber und essen Sie mit mir.»
    «Nein, danke, Frank», sagte ich, «wirklich nicht.»
    «Na schön, wie Sie wollen. Sie wissen ja, wo ich zu finden bin, falls Sie mich brauchen. Ich bin den ganzen Nachmittag im Büro.»
    «Ja», sagte ich.
    Er nickte dem Küstenwächter zu und ging zum Strand hinunter. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn nicht vielleicht gekränkt hatte. Aber das ließ sich jetzt nicht ändern. Eines Tages würde sich schon alles wieder einrenken. So viel hatte sich ereignet, seitdem wir miteinander gesprochen hatten, und ich wollte jetzt an nichts mehr denken müssen. Ich wollte nur still auf den Felsen sitzen und aufs Schiff hinaussehen.
    «Ein feiner Kerl, Mr.

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