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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Kiel. Im Westen zogen feine Schäfchenwolken auf, und die Sonne stach nicht mehr so unbarmherzig. Aber es war noch immer sehr heiß.
    Die Frau im rosagestreiften Kleid nahm ihren kleinen Jungen an die Hand; der Mann ergriff den Picknickkorb, und sie brachen nach Kerrith auf.
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Es war drei vorbei. Ich erhob mich und ging über die Klippen in die Bucht hinunter. Dort unten war es still und einsam wie immer.
    Das Wasser in dem kleinen Hafen glitzerte wie Glas. Meine Füße machten ein knirschendes Geräusch auf dem Kies, als ich über den Strand ging. Die weißen Wölkchen bedeckten jetzt den ganzen Himmel, und die Sonne war hinter ihnen verschwunden. Als ich ein paar Schritte gegangen war, sah ich Ben an einer kleinen Pfütze zwischen den Felsen hocken, wo er Muscheln vom Gestein kratzte.
    Mein Schatten fiel auf das Wasser, als ich vorüberging, und er blickte auf. «’n Tag!» sagte er.
    «Guten Tag!»
    Er stand schwerfällig auf und öffnete das schmutzige Taschentuch, in das er die Muscheln gesammelt hatte.
    «Mögen Sie Muscheln?» fragte er.
    Ich wollte ihn nicht verletzen. «Ja, danke», sagte ich.
    Er schüttete etwa ein Dutzend in meine Hand, und ich steckte sie in meine beiden Rocktaschen. «Die schmecken gut mit Brot und Butter», sagte er. «Man muß sie aber zuerst kochen.»
    «Gut, das werde ich tun», sagte ich.
    Er sah mich mit seinem freundlichen blöden Grinsen an.
    «Haben Sie schon den Dampfer gesehen?» fragte er.
    «Ja», sagte ich. «Er ist aufgelaufen.»
    «He?» machte er.
    «Er ist gestrandet», wiederholte ich. «Es ist eine deutsche Jacht; sie hat sich wahrscheinlich ein Leck gerissen.»
    Er sah mich verständnislos an. «Ah ja», sagte er, «die liegt da unten, die kommt nicht wieder rauf.»
    «Vielleicht werden die Schlepper sie losbekommen, wenn die Flut steigt.»
    Er antwortete nicht. Er starrte zur gestrandeten Jacht hinüber. Von hier aus konnte ich ihre Breitseite sehen mit der rot gemalten Wasserlinie, die sich von ihrer schwarzen Flanke abhob, und den einen Schornstein, der in seiner schiefen Lage fast kokett wirkte. Die Besatzung lehnte immer noch an der Reling und warf den Möwen Futter-brocken zu. Die Ruderboote hatten sich bereits alle entfernt.
    «Sie ist ein Holländer, nicht wahr?» fragte Ben.
    «Ich weiß nicht, ich glaube, es ist ein deutsches Schiff.»
    «Sie wird zerbrechen, wo sie aufsitzt», sagte er.
    «Ja, ich fürchte, ja», sagte ich.
    Er grinste wieder und fuhr sich mit der Hand über den Nasenrücken.
    «Stück für Stück wird sie zerbrechen», sagte er. «Sie wird nicht wie ein Stein untergehen wie das kleine Boot.»
    Er kicherte geheimnisvoll und bohrte mit dem Finger in der Nase. Ich sagte nichts. «Die Fische werden sie schon aufgefressen haben, nicht wahr?» fragte er.
    «Wen?» fragte ich.
    Er deutete mit dem Daumen aufs Wasser hinaus. «Na, die da», sagte er, «die, die da unten liegen.»
    «Fische essen doch kein Holz, Ben», sagte ich.
    «He?» fragte er wieder, und wieder zog das blöde Lächeln über sein Gesicht.
    «Ich muß jetzt gehen», sagte ich. «Auf Wiedersehen.»
    Ich ließ ihn stehen und ging zum Wald hinauf. Ich blickte nicht zum Bootshaus hin; ich wußte nur, daß es dort an meiner Seite lag, grau und verlassen. Ich ging mit raschen Schritten den Pfad zwischen den Bäumen entlang. Auf halbem Wege sah ich noch einmal zurück und konnte das gestrandete Schiff gerade noch erkennen. Jetzt war auch die Besatzung von Deck gegangen. Eine kleine Brise erhob sich plötzlich und blies mir ins Gesicht. Ein Blatt löste sich von einem Zweig und fiel mir auf die Hand. Ein Schauder lief mir über den Rücken, ich wußte nicht, warum. Die Brise legte sich wieder, und es war heiß und drückend wie zuvor.
    Das Schiff dort draußen bot einen trostlosen Anblick mit seinem menschenleeren Deck und dem hilflos gen Himmel ragenden Schornstein. Das Meer war so ruhig, daß der Wellenschlag in der Bucht nur wie gedämpftes Flüstern heraufklang. Ich setzte meinen Weg fort. Ich fühlte mich am ganzen Körper zerschlagen, und eine eigentümliche Vorahnung machte mir das Herz schwer.
    Manderley sah sehr friedlich aus, als ich aus dem Wald herauskam und über den Rasen auf das Haus zuging. Von seinen festen Mauern ging ein starkes Gefühl von Geborgenheit aus; und als ich es dort in seiner einzigartigen Schönheit liegen sah, empfand ich zum erstenmal mit einem seltsamen, verwirrten Stolz, daß dies mein Heim war, daß ich zu

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